Nichts los in Olot?
Jeder behauptet, es sei nichts los im katalanischen Städtchen Olot. Doch stimmt das? DonLenny macht sich auf die Suche...
Anfangs sagte man mir, dass in Olot abgesehen von der Festa Major nichts los sei. Dies bestätigten mir viele Jugendliche mit der Begründung, dass die jungen Leute in Barcelona studieren, also dort wohnen und rausgehen. Die übrigen Leute aus Olot, die in Feierlaune sind, würden an den Wochenenden ebenfalls nach Barcelona oder in die schöne Hauptsstadt der Region Girona gehen.
Herausgefordert von diesen Beurteilungen, machte ich mich auf die nicht endende Suche nach Kultur, Nachmittags- und Nachtleben, Bekanntschaften und Freundschaften in meinem Wohn- und Arbeitsort Olot. Diese Suche wird natürlich von meiner Lage direkt am Rande des Zentrums vereinfacht und dies ermöglicht mir, nach der Arbeit noch ein Paar Runden zu drehen. Jeder Gang brachte mir bis jetzt etwas Neues, Interessantes und auch immer weitere Gründe, wiederzukommen. Wenn man unterwegs ist, ist es einfach und normal, mit den Menschen an deiner Seite in Kontakt zu treten, was sicher auch, wie das stetige, zufällige Wiedersehen der Bekanntschaften, ein Zeichen von eher dörflichem Leben in dem ca. 31.000 Einwohner großen Städtchen ist. So habe ich viele Gespräche mit offenen und hilfsbereiten katalanischen Verkäuferinnen und Verkäufern der vielen kleinen Geschäfte und unterhalte mich mit den hier so genannten Inmigrantes, welche unter anderem aus Marokko, China, Indien und vielen Teilen Afrikas kommen, nun hier wohnen und oft auf der Straße anzutreffen sind.
Ich muss zugeben, ich habe nicht viele neue jugendliche Bekanntschaften gemacht, zumindest im Verhältnis zu den geschlossenen Freundschaften zu 40-, 50-, 60- und 70-Jährigen, die auch nachts lebhaft auf den Straßen und in den Bars anzutreffen sind. Diese schlagen mir allerdings oft im Spaß ein Treffen mit ihren 20-Jährigen Nichten, Töchtern und Nachbarinnen vor, sodass ich beispielsweise noch eine Reihe von Ecuadorianerinnen zu treffen hätte, dessen Verwandtenkreis ich auf einer ecuadorianischen Geburtstagsfeier kennengelernt habe.
Es scheint, als finde man nachts mehr Einwanderer als Katalanen und nur wenige gemischte Menschengruppen verschiedener Herkunft auf den Straßen. Die Integration, das Zusammenleben und die Vermischung der Inmigrantes (dieses Wort wird hier nur für nicht europäische Ausländer benutzt) mit den Katalanen sind ein Thema für sich, doch auch nicht viel weniger gelungen als in einigen deutschen Städten.
Wenn man sich auf das Nachtleben von Olot, mit immerhin relativ vielen verschiedenen Kneipen, einlässt, kann man viel Spaß haben, auch wenn man alleine und ohne ein bestimmtes Ziel unterwegs ist. Es gibt sogar drei Diskotheken, in denen die erst spät rausgegangenen Leute unterschiedlichen Alters feiern. Auch hier besitzt man andalusische Ausgehgewohnheiten, nämlich spät zu essen, lange zu feiern und spät wieder nach Hause zu kommen.
Da für mich alles neu ist, habe ich sowieso eine andere Sicht auf das kulturelle und nächtliche Angebot als Jugendliche, die schon lange hier wohnen, doch allein, dass nun schon wieder ein Stadtfest mit vielen Kunstvorstellungen auf der Straße und in einer Woche eine Reihe von kleinen Konzerten stattfinden, lässt nur im Vergleich mit größeren Städten die Behauptung zu, dass hier nichts los sei.
comentarios