New English Adventures
The exciting journey continues, my friends!
Hallo Freunde der Sonne,
Ja, das Lieblingssmalltalk-Thema des Engländers ist definitiv das Wetter und darüber ließ sich in letzter Zeit tatsächlich nur Positives berichten. Sechs Tage lang kam England letzte Woche in den Genuss des so genannten Indischen Sommers, wie man hier den Altweibersommer nennt. Mit bis zu 29 Grad wurden wir beglückt und mein dritter oder vierter englischer Sonnenbrand seit einem Monat ließ nicht lange auf sich warten. Was sich anfühlte wie ein 3. August war in Wahrheit der 3. Oktober (passend zum Tag der deutschen Einheit hatte ich meinen freien Tag mit Einkäufen in der Oxford Street und dem wunderbaren Sonnenschein im Hyde Park verbracht.), aber ab nun geht es wettertechnisch bergab, wie man munkelt und angeblich steht ein äußerst kalter Winter bevor. Vor allem weil hier der Wind so schneidend ist, wenn er durch die vielen Gassen pfeift.
Ein paar Wochen sind schon wieder ins Land gezogen und schon wieder gäbe es viel zu viel zu berichten. Also keine Zeit vertrödeln, lasst uns anfangen mit weiteren Abenteuern der Veronika in London:
Mein Projekt „London Connection“ (Lo-Co) hat endlich begonnen und einen erfolgreichen ersten Freitagabend hinter sich gebracht :) zusammen mit einigen lieben Mädls sind wir zur Bowling- und Schlittschuh-Bahn im Queensway getigert und haben versucht, möglichst viele Kegel umzuwerfen. Ich persönlich bin wohl nicht sonderlich begabt in dieser Sportart aber nichtsdestotrotz hatte ich einen sehr lustigen Abend der im Pub gegenüber dem Hotel, in dem ich nun seit 1,5 Monaten wohne, mit einem gemütlichen Cider geendet hat.
Etwas unglaublich aufregendes habe ich übrigens auch schon erlebt: habe den noch verbliebenen Teil der großen Beatles gesehen: Paul McCartney und Ringo Starr!!! Da schlug mein Beatles-Herz bis nach oben zum Hals, meine Lieben, das könnt ihr mir glauben! Es war an einem Sonntagvormittag und ich habe beim Frühstück in der Kantine übers Fernsehen mitbekommen, dass Sir Paul an dem Tag das dritte Mal in seinem Leben heiraten wird und zwar im Marylebone register office. Wo genau das ist wusste ich nicht aber, dass es in meiner Nachbarschaft ist. Auch wenn ich nicht damit rechnete es noch dahin zu schaffen habe ich mich zumindest in die Richtung in den Bezirk Marylebone begeben, da ich dem Regents Park sowieso seit einiger Zeit mal einen Besuch abstatten wollte. Aber da, tatsächlich, als ich gerade in eine Straße in Richtung des Parks biegen wollte sehe ich einen Menschenauflauf und viele Kameras und Polizisten… zusammen mit einigen Leuten die eher zufällig vorbeikamen stand ich dann also gegenüber des besagten Gebäudes und habe mit Spannung beobachten können wie Zäune für Schaulustige und Kamerastative aufgebaut wurden und nach und nach die wenigen (15 an der Zahl) Gäste eintrudelten. Darunter auch: Ringo und seine Ex-Bond-Girl Frau (auch wenn zwei blonde Schwedinnen hinter mir die ganze Zeit „Eric Clapton!! Eric Clapton!“ gebrüllt haben :D es war definitiv Ringo :D) und wie ihr an dem Beweisfoto sehen könnt: auch Sir Paul und seine da noch Verlobte sind mir nicht entgangen! Um den Beatles-Tag für mich noch abzurunden bin ich durch Zufall danach am Beatles Shop vorbeigelaufen :)
Arbeitstechnisch stand auch ein größeres Ereignis an. Der Bring & Buy fand statt in unserer hoteleigenen Lancaster Hall. Zwar hatten Udo und ich am Tag zuvor schon alle Tische zurechtgerückt und fast alle Tüten und Kisten vom Keller nach oben geschleppt, aber die ganzen „bits and pieces“ mussten nun noch ausgepackt, sortiert, aussortiert und aufgebaut werden. Den Nachmittag verbrachte ich hinter der Essensausgabe zusammen mit dem wunderbaren Engländer Frank, einem unsrer treuesten Oldies. Es gab „German cake“, Brezen, Kartoffelsalat und Bratwurst, Frankfurter und sogar: Weißwurst (von einem bayrischen Mädl getestet und tatsächlich für genießbar befunden!) Ich selbst habe mir natürlich auch ein paar Kleinigkeiten vom Wühltisch gehamstert. Vor allem wieder Bücher, sodass ich mittlerweile in meinem Zimmer fast schon eine kleine Bibliothek aufmachen könnte. Ich sollte vermutlich endlich mal anfangen die alle zu lesen. Aber in dieser aufregenden Stadt kommt man kaum zu ruhigen Minuten. Genau das kann ich aber sehr genießen müsst ihr wissen. Ich gewöhne mich richtig an mein Stadtleben und möchte es vorerst nicht missen. Außerdem komme ich manchmal doch raus aus London, wie ihr gleich lesen könnt.
Abenteuer außerhalb von London:
Am 1. Oktober stand der 151. Jahresausflug der German YMCA auf dem Programm und dieses Jahr führte er meine Oldies, einige Au-Pairs, die Angestellten meiner Organisation und mich zu den Chartwell und Rowfant Houses. Beide stehen in Verbindung mit Winston Churchill, jenem beliebten englischen Politiker zur Zeit des 2. Weltkrieges. Um mit den Worten Churchills zu beginnen: „A day out of Chartwell is a lost day“. Und das ist ganz verständlich. Wunderschöne Felder umringt von Baumgruppen, Seen, Bächen und Tümpel liegen auf dem Anwesen, welches von einer Mauer aus dem beliebten roten Ziegelsteinen umringt wird. Der, typisch englisch, glattgemähte Rasen passt perfekt zu dem großen, alten Backsteinhaus. Nachdem wir uns im noch original möblierten Haus, das nun ein Museum ist, umgesehen hatten und unser Wissen rund um die Politgröße erweiter haben, verbrachten wir den Rest der Zeit gemütlich herumwandernd in Lady Churchills Rosengarten, dem Tierfriedhof, am Teich und bei den Statuen, dem Apfelbaumgarten und Winstons Atelier. Der gute Mann konnte nicht nur zeichnen und malen, sondern auch schreiben (er war Träger des Nobelpreises für Literatur!) und vor allem viel Wissen sammeln und Menschenmassen für sich gewinnen. Auch sein Geschmack für Häuser ist unbestreitbar vorzüglich. Nach diesem schönen Nachmittag brachte uns der Bus weiter zum Rowfant House, wo ein perfekter Afternoon Tea mit typischen Spezialitäten (English scones und cakes ) auf uns wartete. Im anschließenden ökumenischen Gottesdienst wurde mir wegen der Tradition aus Zivi-Zeiten die Ehre zuteil, die Lesung zu lesen, wofür ich von meinen Oldies für meine Aussprache sehr gelobt wurde (Pharisäer auf Englisch aussprechen habe ich zuvor noch fleißig geübt ;).
Letzte Woche bin ich dann auch meiner „Pflicht“ als Europäischer Volontärin nachgegangen und habe mich in einen Zug von London, King‘s Cross, nach Bradford gesetzt (leider nicht in den Hogwarts Express…), zum On-Arrival-Training. Bradford selbst ist eine unglaublich hässliche Stadt aus der Zeit der Industrialisierung. Die Leute auf den Straßen scheinen sich nur um sich selbst zu kümmern und nehmen ihre Umgebung so hin, wie sie sie schon immer gekannt haben. So waren auf einem Festival, welches als Stadtfest gedacht war, kaum Leute da und die meisten Häuser sehen heruntergekommen und leer aus. Das Hotel in dem wir die beiden Nächte verbrachten und das Essen dort war aber äußerst fein und auch das National Media Museum ist wirklich empfehlenswert. Nur schade, dass man so viele brillante Ideen und Ausstellungen in eine Stadt baut, die keine große Zukunft und vor allem keine Besucher dafür hat. Sieben Stockwerke voll mit gut überlegten, oft interaktiven Erlebnissen haben mehr verdient als 15 Besucher (so viele Freiwillige waren wir auf dem Seminar). Aber auch dieser Ort ist ein Teil Englands und kein unbedeutender. Dort standen die größten Stoff- und Wollfabriken von Großbritannien und die Fabrikgebäude stammen teilweise noch aus den Zeiten der industriellen Revolution. Immerhin konnten wir abends schön das Tanzbein schwingen, nachdem wir über Rechte und Pflichten von Freiwilligen informiert wurden und uns näher mit dem Land, in dem wir noch ein bisschen verweilen dürfen, beschäftigt haben. Zum Beispiel durften wir englische Spezialitäten ausprobieren wie Iron Brew, Victoria Cakes, Pork Pies, Marmite und vieles mehr und Bob, der Trainer, hat uns mit den verschiedensten Akzenten und Slangs verwirrt, die man so finden kann in der UK. Selbst wenn man durch vorherige Seminar schon einiges wusste über das EVS, so konnte ich doch noch ein neues Wissen anhäufen.
Aus Zeitgründen liste ich hier nur stichpunktartig noch ein paar Ereignisse auf, die sich seit dem letzten Lebenszeichen aus Londinium noch ereignet haben:
- Ich habe die Tate Modern, ein Museum für Moderne Kunst, zusammen mit Lina, ihrer Mutter und deren Freund nachts besucht. Der Ausblick von den Balkons aus auf die Themse und die St. Pauls Cathedral war unbezahlbar, sowie der Spaß den es macht, dort selbst zu malen auf eine der vielen dafür bereitgestellten weißen Postkarten. Bei diesem Museum werde ich definitiv noch einmal vorbei schauen (im Moment läuft dort eine Gerhard Richter Austellung!).
- Obwohl wir die offizielle Krönung von Rapunzel zur Disney-Prinzessin im Schloss von Princess Diana ganz knapp verpasst haben, so konnten wir noch viele als Prinzessin verkleidete Mädchen in den Kensington Gardens spazieren gehen sehen. Nicht wenige von den süßen Püppchen hatten sogar einen farblich passenden, unechten Zopf bis zum Boden, der das Laub auf dem Boden der herbstlichen Parkwege aufwirbelte.
- Mit Karolin, einer sehr lieben Freiwilligen aus dem East End unterwegs und in „Little Venice“, an einem Arm der Themse entlangwandernd, habe ich mir gedacht, es wäre doch schön ein paar Wochen auf einem Hausboot zu wohnen. Wunderhübsch sehen die liebevoll bemalten langen dort Boote nämlich aus, mit ihren vielen Pflanzen als Gartenersatz am Ufer, den kreativen Namen und spannenden Bewohnern, die jedem Wetter trotzen.
- Ein tube-Automat hat meinen schönen zwanzig Pfundschein gefressen! Aber dank der Hilfe der wirklich immer netten Servicekräfte habe ich das Geld (nach einigen Minuten Wartezeit) wieder auf meine Oyster-Karte gebucht bekommen und dazu noch tausend Entschuldigungen des Managers. Höflichkeit ist hier sowieso Goldwert. Es kann gut mal vorkommen, dass man bei einem einfachen Einkauf fünfmal thank you hauchen muss um dem englischen Standard zu entsprechen und man kommt wunderbar durch die Stadt wenn man nur die paar Worte kennt: „thank you, sorry, excuse me“ und „please“ :)
Ich werde es einfach nicht müde, eben diese Stadt und ihre vielen Geheimnisse und Gesichter zu entdecken und mache mir berechtigte Sorgen, dass ein Jahr wohl nicht genug dafür ist. Zumal ich auch von dem Land England, eigentlich von der ganzen UK auch so Vieles wie möglich sehen will! Wenn man die richtigen Tipps und Tricks kennt kann man sogar hier unglaublich billig verreisen. Das, und wohin man unbedingt fahren sollte, habe ich auch beim EVS-Training gelernt und jetzt nagt das Reisefieber an mir :)
Vorerst bleib ich aber noch hier, es gibt ja noch genug für mich zu tun in meinem aufregenden London.
Liebe aus der großen Stadt,
Veronika