Nachhaltige Mobilität in Schweden
Die Nachfrage nach nachhaltigen Mobilitätsmodellen wächst, und die nordische Nation Schweden nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein...
Fortbewegung gewinnt immer mehr an Bedeutung, denn auch der Arbeitsmarkt fordert mehr Flexibilität. Mit der Urbanisierung steigt die Notwendigkeit, sich zwischen den Städten zu bewegen, und dadurch erhöht sich auch die Belastung der Verkehrssysteme in den Städten selber. Aber die aufwändige Produktion der Fahrzeuge und die Verbrennung der Treibstoffe, die aus endlichen Ressourcen raffiniert werden schaden unserer Umwelt enorm.
Damit wird die Aufgabe, Mobilität nachhaltig zu gestalten zu einer der größten Herausforderungen der Zukunft.
Der Verkehrssektor insgesamt trägt mit etwa 20% zu den klimaschädlichen Treibhausgasemissionen bei, Tendenz steigend. Je höher die zugrunde gelegte Auslastung ist, desto niedriger ist der Kohlendioxidausstoß pro beförderter Person und Kilometer (Ausgenommen davon ist natürliche der Flugverkehr, der zwar relativ hoch ausgelastet ist, aber durch seine Besonderheiten (Beispielsweise der Nähe zu anderen Schichten der Atmosphäre) und seinen enormen Treibstoffverbrauch viel klimaschädlicher ist als andere Beförderungen).
Und diese Auslastung wird durch die Sharing Economy noch optimiert:
- Mitfahrgelegenheiten
Durch die Nutzung einer Mitfahrgelegenheit spart der Reisende seine Emissionen eigentlich komplett ein, da die Strecke auch ohne ihn zurückgelegt worden wäre. Aber auch, wenn man die Emission auf alle Fahrtteilnehmer umlegt, zeigt sich noch ein großer ökologischer Vorteil für die Beförderung jedes Einzelnen. Bei einem voll ausgelasteten Auto ist das Emissionsersparnis aber sogar noch größer als bei Nutzung der Bahn beispielsweise.
- CarSharing
Jedes „geteilte Auto“ ersetzt bis zu acht private Personenkraftwagen und spart so nicht nur jede Menge Ressourcen für die Produktion von Neuwagen ein, sondern entlastet auch den städtischen Verkehr.
Des Weiteren sind die Autos, die für das CarSharing bereitgestellt werden häufig neuere, verbrauchsärmere Modelle und teilweise auch Elektroautos, womit auch der Treibstoffverbrauch insgesamt geringer ist.
Nutzer der Services konsumieren Autos meisten außerdem sehr bewusst, und nur, wenn die Fahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr schwer zu realisieren ist.
- BikeRenting
Auch durch das Vermieten von Fahrrädern wird der Verbrauch von unseren endlichen Rohstoffen reduziert sowie die Energie, die bei der Produktion aufgebraucht werden müsste, eingespart, da die Nachfrage nach neuen Rädern sinkt.
Und die Fortbewegung mit dem Fahrrad ist eine der umweltfreundlichsten überhaupt, da absolut keine klimaschädlichen Gase freigesetzt werden.
Die Sharing Economy hat auch einen positiven Effekt auf den Güterverkehr, da das Teilen und Wiederwerten von Gebrauchsgegenständen auch die Transporte von Waren reduziert. Und da diese Wirtschaftsform auch sehr lokal orientiert ist und bevorzugt regional konsumiert wird, werden so ebenfalls längere Transportstrecken vermieden.
Umweltfreundlicher Verkehr in Schweden
Die Problematik von nachhaltigem Verkehr in Schweden ist dringend und der Markt für umweltfreundlich Mobilität potentiell groß: Einer schwedischen Umfrage nach ist das durchschnittliche Auto in Schweden 23 von 24 Stunden über geparkt. Und auch die Auslastung der Personenkraftwagen liegt nur bei 1,5 Personen.
Somit werden die aufwendig produzierten und Ressourcen konsumierenden Fahrzeuge nicht ausreichend genutzt, was Initiativen der Sharing Economy ausgleichen könnte und damit den Konsum reduzieren: Beispielsweise durch Car-Sharing, Mitfahrgelegenheiten oder der Nutzung von Fahrradverleih-Services.
Das Teilen von privaten Fahrzeugen erfreut sich in Schweden bereits einer langen Tradition: Die älteste Car-Sharing-Organisation Schweden Sambil (http://www.sambil.se/) bietet die Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten nun seit über 35 Jahren in einer großen Anzahl schwedischer Städte. Das Besondere im schwedischem Car-Sharing-System ist, dass es im internationalem Vergleich wenig kommerzielle Anbieter gibt, und viele Organisationen und Gruppen für Mitfahrgelegenheiten sich privat initiiert haben und von Freiwilligen unterhalten werden. So wurde zum Beispiel die Plattform skjutsgruppen.nu von Studenten gegründet, die nun über 40.000 Mitglieder hat die von circa 100 Volontären koordiniert werden. Auch das die Organisation häufig mit den Städteverwaltungen kooperieren, wie es beispielweise in Västernorrland und Örebro der Fall ist, ist relativ einzigartig und ermöglicht den Organisationen durch die staatliche Unterstützung ganz andere Perspektiven.
Daneben gibt es natürlich auch Pro-Profit-Organisationen, die Autos vermieten oder Mitfahrgelegenheiten anbieten, wie das schwedische Unternehmen „Flexi Drive“, dass unter dem Werbespruch: „Rent your neighbor´s car“ (Übersetzung: Miete das Auto deines Nachbarn) den Service anbiete, von Menschen aus der Umgebung Fahrzeuge zu mieten. Auch das große Fahrservice-System Uber hat sich in Schweden niedergelassen, und dies im Gegensatz zu vielen europäischen Ländern (Darunter Deutschland) mit dem Service UberPop.Diese Serviceoption ist die günstigste Fortbewegungsmethode mit Uber, da diese kaum Ansprüche an den Fahrer stellen: Letztlich kann jeder mit dem Zugang zu einem Privatwagen und einem gültigen Führerschein Taxi-Dienste anbieten, auch wenn sie dazu Qualifizierung aufweisen und ihre Fahrzeuge auch nicht nach dem Sicherheitsstandart geprüft werden.
Die Studenten der Stockholmer School of Economics verglichen 2014 Taxipreise in Stockholm und Göteborg, zwei der größten schwedischen Städte:
Ihr Ergebnis war, dass der Service UberPop immer kostengünstiger als die der Taxiunternehmen war, und darüber hinaus sei er selbst finanziell attraktiv für Kleingruppen gegenüber dem öffentlichen Nahverkehr.
Auch im Bike-Renting, dem kurzzeitigen Vermieten von Fahrrädern in den Städten sticht Schweden durch die enge Kooperation mit den städtischen Verwaltungen heraus: Das Unternehmen CityBikes in Stockholm wurde es so ermöglicht, erschwingliche Tarife anzubieten, und damit umweltfreundliches Fahrradfahren zu promoten und einfacher zu gestalten.
Insgesamt lässt sich in Schweden wohl eine sehr positive Entwicklung hin zur umweltfreundlichen Mobilität attestieren, hauptsächlich durch Services der Sharing Economy.