& nach Nicaragua

Die Leute sehen mich & ich bin von Strand und Sonne knusprig & trotzdem bleib ich chela, hellhäutig & die Leute sehen mich und mein Fahrrad & wissen: die ist länger im Land, die ist eine Freiwillige hier & somit wissen die alles von mir, ich weiß nicht mehr von mir & ich fetze mit meinem Fahrrad um Ecken & vorbei an den bunten einstöckigen Häusern & öfter sitzt eine Oma in einem Schaukelstuhl auf dem Bürgersteig & wippt & wippt & schaut in deine Richtung & öfter nicken Männer am Straßenrand & sagen: eh, chela! & manchmal hat es dreißigtausend Grad & manchmal regnet es so stark, dass dir auf deinem Fahrrad reißende Bäche entgegen strömen & du strampelst & strampelst & das vorbei an Kirchen & Kirchen & jede zweite Straße ist eine Einbahnstraße & das ist ok so & ab und zu liegt Müll rum & ab und zu steht ein Straßenhund mitten auf der Kreuzung, schaut mit traurigen Augen & morgens schreien  Hähne & Vogelkriege brechen aus & Kolibris & wenn die Autos hier hupen, heißt das: hallo, ich komme, hier bin ich & hier bin ich auch & ab und zu müde vom Salsa tanzen & ab und zu müde vom Frau sein & ab und zu müde vom Ausländer sein & dann leg ich mich schlafen: Moskitoschutz, Ventilator, Ohropax.
Eigentlich bin ich ja Konsumkind & zuhause heule ich wenn meine weißen Nikes schmutzig werden & hier schaufle ich Kuhmist für Biogasproduktion & hier springe ich von zehn Metern in den Canyon & hier schleppe ich mich mit acht Litern Wasser auf einen Vulkan & das alles wegen der Aussicht & ich will nie wieder wegen schmutzigen weißen Nikes heulen & ich will nicht zuhause vierzig Stunden die Woche in einem Büro arbeiten, wo alles clean & ernst & ernster & todernst & hören wir mal auf uns alle selbst so ernst zu nehmen & gehen raus, in den Club & tanzen Salsa, obwohl wir Salsa noch nie zuvor getanzt haben.