Nach dem On-Arrival - Unsere Wohnung, erste Arbeitstage: ,,Bocsánat, nem értem..’’
Ein Resümee nach knapp drei Wochen in der Fremde. Über das Ende unserer On-Arrival Woche und die ersten Arbeitstage, die noch mit einigen Schwierigkeiten verbunden sind.
Der allererste Gedanke, den ich jeden Morgen habe, wenn ich aufwache, ist immer derselbe: „Ich habe es tatsächlich getan. Ich befinde mich in einer noch fremden Stadt und ich werde ein Jahr bleiben, ein Jahr!” Das Gefühl, das mit diesem Gedanken verbunden ist, ist weder ein negatives, noch ein unglaublich positives (…zumindest noch nicht). Dennoch: Die Freude überwiegt und bis jetzt habe ich es noch keine Sekunde lang bereut, diesen Schritt gewagt zu haben. Noch fällt einiges schwer, was wohl vor allem an meinen noch kaum vorhandenen Sprachkenntnissen liegt. Doch jeder Tag bringt neue Erfahrungen und einige davon sind sehr motivierend. Ich denke, ich werde Aussdauer und Durchhaltevermögen brauchen, doch darauf war ich eingestellt und dazu bin ich bereit. Nun befinde ich mich also tatsaechlich schon in der dritten Woche. Seit dem letzten Bericht ist einiges passiert. Ich hoffe, ich werde das Spannenste in einem nicht allzu lang ausfallenden Bericht zusammenfassen können..
Nach unserem Kanu-Ausflug in der ersten Woche Sonntag, bestand der Rest der On-Arrival Woche neben Seminaren und täglichen Sprachunterricht aus folgendem Freizeitprogramm: Nachdem wir Montag alle etwas Zeit zum Relaxen benötigten, ging es Dienstag dann auf das bereits angekündigte WM-Qualispiel. Das lief insgesamt natürlich sehr anders ab, als man sich so ein Laenderspiel in Deutschland vorstellt, war aber dennoch ein Erlebnis. Vor allem, da das Endergebnis 5:1 für Magyarország lautete. Am Mittwoch, unserem vorerst letzten gemeinsamen Abend, sind wir alle gemeinsam nochmal was trinken gewesen. Gut gelaunt, aber auch etwas traurig, dass wir nun erst mal in teils sehr unterschiedliche Richtungen weiterziehen werden..
Donnerstag war es dann soweit. Nach einem letzten gemeinsamem Seminar am Morgen, trudelten nach und nach unsere Stellenleiter und/oder Mentoren ein, um uns in unsere „neuen Zuhasue” zu begleiten. Während Simon und ich hier in Budapest bleiben werden, ging es für die anderen nach Miskolc, Kazincbarcika, Tatabanya, Kecskémet und Debrecen. Gegen elf hieß es dann das erste mal Abschied nehmen. Nach und nach holten wir dann alle unsere sieben Sachen aus dem Wohnheim und stopften sie in die Autos unserer Mentoren. Es kam wieder etwas Aufregung auf, denn nachdem wir eine wirklich tolle gemeinsame On-Arrival Woche verbracht hatten, würden wir jetzt wieder in ein neues Umfeld kommen. Unsere Wohungen zum ersten Mal sehen. Sich wieder neu einfinden müssen.. Der erste Eindruck unserer Wohnung war jedoch super! Sie ist wirklich groß für zwei Personen. Wir haben beide ein eigenes großes Zimmer und auch die Küche ist sehr geräumig. Ausgestattet ist sie auch gut, abgesehen davon, dass wir erst keinen einzigen Schrank und Simon kein Bett hatte. Doch auch die wurden uns dann Dienstag noch nachgebracht.
Freitag habe ich das erste Mal meine Arbeitsstelle gesehen. Ich werde, nachdem ich das Haus etwas suchen musste, herzlich empfangen und bekomme erst einmal alles gezeigt. Die Einrichtung besteht aus mehreren Bereichen: Einer Art Suppenküche, in der Bedürftige sich mittags Essen abholen können, einer Kleiderausgabe, einem Senioren-Club und einem Übergangswohnheim für Familien. In dem Wohnheim leben die einzelnen Familien von drei bis ca. sechs Personen zusamen in je einem Zimmer. Die Zimmer haben in etwas die Größe meines neuen Zimmers oder sie sind sogar kleiner. Die Menschen, die mir dort begegnen, scheinen aber alle sehr freundlich, grüßen nett und lassen mich sogar in ihr „Heim”, um mir einen Eindruck von ihrem Leben dort zu vermitteln. Die Mitarbeiter in der Stelle sind wirklich alle sehr nett und kümmern sich gut. Doch ich merke bereits Freitag, dass es kommunikationstechnisch noch schwierig werden kann. Eine Mitarbeiterin kann ein bisschen Deutsch, eine andere ein bisschen Englisch. Zur Verständigung reicht es so gerade. Aber mir wird klar: ich sollte wirklich mit dem Ungarischlernen reinhauen! Am Abend besichtige ich mit Gerry, der über das Wochenende noch bei uns in der Wohnung bleibt, da er erst ab Montag in seine Wohnung in Tatabánya kann, die Magarteninsel, die gar nicht weit von unserer Wohung entfernt ist. Danach gehen wir mit unserem Sprachlehrer was trinken, u.a. 75 %igen Rum…NICHT empfehlenswert! Er zeigt uns ein paar gute Bars und Clubs.. Den Morgen darauf können wir das erste Mal mal wieder richtig ausschlafen, was nach spannenden zwei Wochen wirklich gut tut!
Meine ersten Arbeitstage von Montag bis Mittwoch fallen nicht wirklich leicht. Die Mitarbeiter sind zwar nach wie vor nett und kümmern sich recht gut, doch neben den Kommunikationsproblemen habe ich noch nicht viele Aufgaben. Bis jetzt durfte ich Kinder beaufsichtigen, Kleider sortieren, einem 11jährigen bei seinen Englischhausaufgaben helfen und diesen Freitag ein bisschen Gastgeber spielen (Kaffee kochen, Kekse verteilen), da ein paar Leute sich die Malteser-Einrichtung angeschaut haben. Oft gibt es aber auch einfach mal nichts zu tun. Ich hoffe, dass sich das alles noch einspielt und ich in den nächsten Wochen, wenn es dann vielleicht auch mal mit der Sprache besser klappt, meine Position dort finden werde.
Da ich bis jetzt meistens von 12 bis 18 Uhr arbeiten musste, blieb in dieser Woche nicht mehr viel Zeit, um nach der Arbeit noch was zu unternehmen. Was wir allerdings geschafft habe, ist den Gellértberg zu erklimmen! Er befindet sich mitten in der Stadt, ganz nah am Donauufer. Von dort oben hat man wirklich eine atemberaubende Aussicht über die Stadt. Als wir dort oben stehen und aus dem Staunen kaum rauskommen, stellen wir auf jeden Fall fest: Wir haben uns eine verdammt schöne Stadt zum einjährigen ''Auswandern'' ausgewählt! Seit Donnerstag dieser Woche haben wir auch wieder Sprachunterricht → es wurde auch Zeit! Zweimal die Woche bekommen wir jetzt je eine Stunde Ungarischunterricht. Weiterhin beim gleichen Sprachlehrer, der abends auch schonmal was mit uns trinken geht.
Samstag haben wir für einen Ausflug in den Budapester Zoo genutzt. Ich weiß nicht, wie ewig ich nicht mehr im Zoo war.. Der Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt! Sonntag ist ein Trip nach Visegrád geplant, eine kleine Stadt nördlich von Budapest. Bekannt ist der Ort für die sich dort befindene Burg („Zitadelle“). Es soll auf jeden Fall wunderschön dort sein, ich bin gespannt..
Für nächste Woche Donnerstag hat sich bereits Besuch angekündigt. Ein paar ehemalige Malteser-Freiwillige fahren mit dem Fahrrad nach Budapest und werden dann für ein paar Tage mit in unserer Wohnung wohnen. Am Freitag nächste Woche besuchen wir außerdem eine der anderen in Debrecen, sie wird 20!
Im Moment passiert doch noch eine ganze Menge. Es ist alles noch sehr neu, man entdeckt jeden Tag irgendetwas unbekanntes und macht Erfahrungen, die man noch nie zuvor gemacht hat. Die Wochenenden sind ziemlich verplant und bei all dem Trubel bin ich tatsächlich noch nicht dazu gekommen, meine Koffer vollständig auszupacken. Ich bin froh, dass es so ist, denn was so absolut nicht ensteht, ist Heimweh. Dennoch bin ich auch gespannt, wie es wird, wenn sich all die Aufregung mal legt, wenn Alltag einkehrt und es dann auch mal Tage gibt, die noch unverplant sind. Ich werde berichten :) ..