Mit eineinhalb lachenden und einem halben weinenden Auge

Ahoj und herzlich willkommen zu meinem ersten Blog!

Ich kann es selber noch nicht ganz glauben, aber morgen geht es wirklich los! Ich werde meinen schönen Heimatort Weichs, die Großstadt München, ja sogar Bayern und Deutschland verlassen, um ein Jahr in Olomouc in Tschechien zu leben.

Die letzten Monate sind vergangen wie im Fluge, es kommt mir vor wie gestern, als ich noch vor der schwierigen Frage stand: "Wie um Himmels Willen finde ich jemals 15 Sponsoren, die meinen Friedensdienst unterstützen?". Am Anfang erschien mir das etwas aussichtslos, aber es lief dann ganz gut an und schließlich konnte ich am 15.07 meine Sponsorenliste pünktlich abgeben. An dieser Stelle noch mal an alle Sponsoren: Ganz vielen lieben Dank!!!
Dass die Zeit so schnell verging, lag auch daran, dass noch einiges zur Vorbereitung anstand:
Vom 10. – 16. Juli war ich auf einer Gedenkstättenfahrt in Polen, genauer gesagt in Oşwiecim (Auschwitz) und Krakau um mich inhaltlich auf das Thema "Nationalsozialismus" vorzubereiten. Dies wird für mich wichtig sein, da ich mich in offener Altenarbeit um ehemalige Zwangsarbeiter/-innen kümmern werde. Auch wenn es inhaltlich eine sehr intensive und nachdenkliche Zeit war, war es auch eine sehr gute Möglichkeit andere ASF-Freiwillige kennen zu lernen.

Vom 31. Juli – 6. August zog es mich schon mal in die neue Heimat. Ich nahm an einem "Intensivkurs Tschechisch" im beschaulichen Städtchen Telč (das ihr übrigens auf meinem Profilfoto im Hintergrund seht) teil, um meine Tschechisch-Kenntnisse, die ich bereits bei einem Kurs in München erworben hatte, noch etwas aufzubessern. Besonders gut wurde natürlich Getränke bestellen geübt ;), aber auch die Grammatik kam nicht zu kurz: Immerhin kann ich nun auch die Vergangenheit und das Futur bilden und den Akkusativ und den Lokativ einigermaßen richtig verwenden. Es war auf jeden Fall eine richtig tolle Einstimmung auf Tschechien!!! An dieser Stelle: Liebe Grüße an alle Teilnehmer und meine Lehrerinnen Radka und Jarča!!

Vom 9. – 11. August stand noch ein kleiner Trip nach Berlin auf dem Programm. Die Stiftung EVZ, die sowohl meinen Friedensdienst als auch andere in Tschechien und anderen Ländern unterstützt, hatte alle Freiwilligen zu einem Empfang eingeladen. Wir bekamen einen guten Einblick in die Arbeit der Stiftung und eine Interview-Schulung, da wir – je nach Möglichkeit – während unseres Dienstes ein Interview mit einem Zeitzeugen führen sollen.
Gleich anschließend fuhr ich noch einige Tage nach Österreich, um einige letzte schöne Tage mit meiner Familie zu verbringen.
Nun waren es noch zweieinhalb Wochen, die aber wirklich sehr schnell vergingen, da ich noch ein Sozialpraktikum zu machen hatte. Ich hatte mir hierfür "Haar" (für die Nicht-Münchner unter Euch: das psychiatrische Krankenhaus in München) ausgesucht. Auch dies war eine wirklich tolle Zeit mit netten Kollegen und netten Patienten! An dieser Stelle besondere Grüße an Laura, die jetzt ihre Mittagspause allein verbringen muss!

Aufgrund der Fülle des Programms hatte ich im August nie wirklich Zeit darüber nachzudenken, dass ich ja schon sobald weggehen werde. Dieser Gedanke schlich sich erst letzten Sonntag, nachdem ich am Abend zuvor mit meinen Lieben in unserer "Stammkneipe" Escobar meinen "Abschied" gefeiert hatte, so richtig in mein Gedächtnis. Seitdem ist er da und ich begreife ein bisschen, dass ich demnächst nicht mehr hier sein werde…
Am Montag begann das große Packen und ich stellte fest, dass mein Koffer wohl nie im Leben ausreicht. Daher war ich gezwungen ein letztes Mal eine "Shopping-Tour" in der Münchner Innenstadt zu machen, um mir eine (zusätzliche) neue Reisetasche zu kaufen.

Ich denke das Sprichwort "mit einem lachenden und einem weinenden Auge" passt sehr gut für meine Situation. Obwohl… "mit eineinhalb lachenden Augen und einem halben weinenden Auge" ist wohl eine noch bessere Umschreibung. Es gibt zwar sehr viel was ich vermissen werde, meine Familie, meine Freunde, mein großes Zimmer und unseren Garten, mein Heimatdorf Weichs (jetzt wo es endlich einen Supermarkt gibt. ziehe ich weg ;)), München, die bayrische Lebensart, uvm… Aber es gibt auch so viel, auf das mich freue: die lieben Leute, die ich bereits kenne, das Land Tschechien und die Lebensart dort, die Stadt Olomouc und natürlich ihre Kneipenkultur, die Herausforderung mich mit einer Sprache durchzuschlagen die ich noch nicht sehr gut spreche ;), meine Arbeit in meinen Projekten, uvm…

Bevor ich aber endgültig in Olomouc ankomme, stehen noch zwei Vorbereitungsseminare an. Eines in Hirschluch bei Berlin (1. – 9. September), das andere in Prag (9. – 15. September).

Ich melde mich dann bald wieder!

Bis dahin… Mejte se hezký!

Eure Verena