„Mi Sevilla Sevilla Sevilla - Orgullo de Fútbol de nuestra ciudad“
Ein Fußballspiel in Sevilla ist anders als ein Fußballspiel in Düsseldorf.
Ein Fußballspiel in Sevilla ist anders als ein Fußballspiel in Düsseldorf. Dabei meine ich nicht das Fußballspiel selbst, sondern die Atmosphäre im Stadion.
Es geht schon mit der Lage des Stadions los: Das Stadion Sánchez Pizjuan, das dem Sevilla FC gehört, liegt am östlichen Stadtrand und in Laufentfernung zum Hauptbahnhof. Rund um das Stadion befinden sich Cafés, Geschäfte und ganz in der Nähe auch eine U-Bahnstation. Der Stadtteil ist sehr lebendig und das Stadion fügt sich perfekt in die Landschaft ein - es wirkt wie eines von vielen Gebäuden und Häusern, die einfach an diesen Ort gehören.
Zwar sieht man dem Stadion sein Alter an, aber das riesiges Mosaik, das das Vereinslogo auf der einen Seite des Stadions und das Mosaik, das zum zum hundertjährigen Jubiläum 2005 auf der anderen Seite angebracht wurde, verleihen dem Gebäude Glanz und eine gewisse Würde.
Von Innen ist das Stadion weniger glanzvoll und bietet nur einen sehr geringen Komfort. Die Toiletten sind transportable Dixi-Klos, die Sitze bestehen aus weißem, schon recht verschmutztem Plastik und statt auf die Nummerierung der Stühle, muss man auf die Platzbeschriftung am Steinboden achten, die teilweise schon abgeblättert ist.
Die spartanische Innenausstattung tritt durch die gute Stimmung im Stadion jedoch schnell in den Hintergrund. Ich sitze kaum eine Minute und fühle mich wie ein Teil einer großen Familie. Um mich herum sitzen alle in einem roten Trikot mit Schal und viele haben sogar noch eine rote Fahne, ein Jubiläumsgeschenk, mitgebracht. Über das gesamte Stadion erstreckt sich ein Teppich aus den roten Textilien und das Einzige, was die Harmonie ein wenig stört sind die Gegner in ihren lilanen Trikots. In einer Ecke des Stadions im oberen Rang sieht man diese jedoch kaum und so habe ich sie schon vergessen, als alle in Rot gekleideten Fans beginnen gemeinsam die sevillanische Fußballhymne anzustimmen und passend zum Lied mitzuschwingen.
Die Hymne handelt von der Verbundenheit der Stadt zum Club und andersherum und von der engen Beziehung der Fans zum Verein. Als die Hymne ausklingt, fallen Papierschnipsel von oben auf die unteren Zuschauerränge und das Feld, sodass man meinen könnte, das Spiel sei bereits gewonnen.
Dabei geht das Spiel erst los. Schnell begreife ich jedoch die Papierschnipsel, denn den Sevillanern liegt der Fußball wirklich sehr am Herzen. Ständig fuchteln sie mit ihren Armen umher und rufen den Spielern etwas zu. Ich fühle mich wie in einer Diskussionsrunde, nur schauen sich die Beteiligten hier nicht gegenseitig an, sondern blicken einem Ball auf einem großen Feld hinterher – das ist dann doch eben überall gleich.
Ich schaue mich überrascht um, als der Mann neben mir, den Zuschauer vor mir anstupst und bittet, sich ordentlich hinzusetzen, damit ich besser sehen kann. Der Mann vor mir reagiert ganz besinnt und setzt sich sofort wieder ordentlich hin. Eine solche Umsicht kenne ich aus deutschen Stadien nicht, im Gegenteil, mir wurde sogar schon mal Bier über die Jacke gekippt.
Nach einiger Zeit fällt auch endlich ein Tor für Sevilla. Alle fangen an, einander zu umarmen und sich zu beglückwünschen. Über mehrere Reihen hinweg schlägt man beim anderen ein und freut sich miteinander. Ich habe das Gefühl ich bin die einzige im ganzen Stadion, die keinen umarmt.
Die Freude, die den Leuten nach jedem Tor ins Gesicht geschrieben steht macht es unmöglich, sich nicht über das Tor zu freuen. Dieses Ambiente ist allemal sein Geld wert, so langsam wird mir klar, warum die Spanier, trotz der Krise, 40 Euro für die Eintrittskarten zahlen. Jeder Euro ist es wert, sich das Spiel anzuschauen, denn das Ambiente ist umwerfend und wenn man dann noch so ein richtiger Fußballfan ist, kann es kaum etwas Schöneres geben, als ein Spiel des FC Sevilla zu besuchen.