Meine erste Woche und die beste Entscheidung meines (kurzen) Lebens
Endlich ging es so richtig los :)
Es ist schon (wieder) Wochenende und somit Zeit die letzte Woche Revue passieren zu lassen. Die letzte Woche war – und soviel sei schonmal gesagt – noch aufregender als die erste Woche in England.
Am Samstag wollten wir natürlich erstmal alle ausschlafen, da unsere Wohnung aber hauptsächlich bodentiefe Fenster, und lichtdurchlässige „Vorhänge“ hat, waren wir alle so gegen halb acht wach… Natürlich haben wir erstmal zusammen gefrühstückt und Pläne für den anstehenden Tag geschmiedet. Als erstes wollten wir natürlich zu einem Internetanbieter, um so schnell wie möglich zu Hause WiFi zu haben. Via GoogleMaps wurde dann der Weg dorthin navigiert und bei Virgin (dem günstigsten und schnellstem Anbieter hier) angekommen kam auch schon ein netter Mitarbeiter zu uns. Die erste Frage hier in England (egal was man macht) ist fast immer : What’s your postcode, please? So auch dort…Und natürlich, wie sollte es auch anders sein, ist Virgin bei uns im Haus nicht verfügbar [] Dennoch waren die Mitarbeiter dort noch so nett und haben uns Tipps gegeben, wo wir wahrscheinlich Internet herkriegen. Das nächste Geschäft für Internet war zum Glück direkt nebenan und konnte uns sogar ein Angebot für WiFi erstellen. Doch zum Bezahlen brauchten wir natürlich erstmal Geld auf unserem englischen Konto. Hatte leider noch keiner von uns. Deshalb scheiterte unsere erste Mission leider…
Der nächste Punkt auf unsere ToDo Liste war dann das Besorgen von Bus, Bahn und Fähren Tickets also machten wir uns auf den Weg zum großen Busbahnhof hier. Dort angekommen, fanden wir heraus, das die Engländer mit den Altersgrenzen sehr komisch sind…Verena, die schon 19 ist konnte sich ein Monatsticket kaufen, während Sina und Ich (beide noch 18) nur Wöchentliche Tickets kaufen können. Was ist das bitte für ein System?? Aber na gut, ne Wahl hatten wir ja nicht. Vom Busbahnhof ging es dann wieder Richtung zu Hause, um an unserer Bahnstation unter echten Bedingungen den Weg zur Schule zu simulieren. Die Bahnstation ist ca. 2 min zu Fuß von unserer Wohnung entfernt und ziemlich groß. Deshalb durften wir dort dann auch nochmal unsere Englischkenntnisse unter Beweis stellen und uns durchfragen, wo wir jetzt den Zug nehmen müssen. Gesucht, gefunden. Die Fahrt nach Kirkby dauerte dann etwa 20 min und dort angekommen hatten wir dann 10 min Zeit um den richtigen Bus zur Schule zu finden. Eigentlich viel Zeit, aber irgendwie waren alle Busstationen so weit auseinander, dass wir es natürlich nicht geschafft haben und im strömenden Regen alle Menschen, die uns begegnet sind gefragt haben, wie wir denn daherkommen, aber keiner die Schule kannte. Noch nicht einmal die Angestellten im lokalen Pub, die wohl angeblich alles wissen. 30 min später trafen wir dann aber auf eine Frau, dessen Enkelsohn auf unsere Schule geht und die einen Busfahrer für uns nach dem Weg fragte, der uns endlich einen richtigen Bus sagen konnte. Fun Facts zu Bussen hier: Die Stationen werden nicht angesagt und man muss IMMER anzeigen, dass man einsteigen will, das mussten wir schmerzlich auch noch herausfinden… An der richtigen Haltestelle stiegen wir dann aus, aber dann mussten wir laut GoogleMaps – unserem Freund und Helfer in den ersten Tagen – noch 20 min laufen, und zwar neben einer Autobahn entlang. Nicht die schönste Vorstellung um ehrlich zu sein. Aber wo ein Weg ist, ist auch ein Ziel und so kamen wir eine Stunde später als geplant, und pitschnass vor der Schule an. Da uns der Weg komisch erschien, entschieden wir durch den Ort hindurch zur nächsten Bushaltestelle zu gehende, um eine bessere Verbindung für die nächste Zeit herauszufinden. Nach weiteren 15 min des Laufens im Regen kamen wir auch einer näheren Haltestelle an, die auch wieder die Railstation anfuhr. Den ersten Bus verpassten wir, weil wir nicht wussten, dass man anzeigen muss, dass man rein möchte aber kurz darauf kam schon zum Glück der Nächste. Der Rückweg war dann einfacher, aber wir hatten dann echt keine Lust mehr noch Sinas Weg zur Schule abzufahren. Also verschoben wir es auf den nächsten Tag. Zu Hause haben wir dann einfach nur noch entspannt. Mit Tee trinken und Nudeln mit Pesto gestaltete sich alles ein bisschen besser. Außerdem mussten wir eh noch Dinge wie Putzplan und Regeleinteilung klären, sodass wir das dann einfach taten. Danach fühlte sich auch alles schon viel besser und viel mehr nach zu Hause an…
Sonntag bin ich dann um 7, der Sonne sei (nicht) Dank aufgewacht. Wir haben wieder zusammen gefrühstückt und anschließend Formulare für die Wohnung ausgefüllt. Danach wollten wir einen ersten Großeinkauf machen, da wir hier zwar 5 Tesco Express in 5 min erreichen können, es dort aber halt nicht alles Nötige gibt. Dank Google Maps fanden wir dann auch einen riesigen Tesco Superstore direkt in der Innenstadt und kauften dort zum ersten Mal so richtig für uns selbst ein. Das war ein komisches Gefühl! Zum ersten Mal überlegen: Was brauche ich diese Woche? Was will ich kochen? Was frühstücken? Am Ende hatte ich dann aber doch zwei Taschen mit Essen, die ich dann natürlich noch nach Hause schleppen musste. Danach sind wir dann auch mal Sinas Weg zur Arbeit abgefahren, der um einiges leichter ist. Eigentlich wollten wir danach nur schnell irgendwo was essen und WiFi benutzen, aber die Suche gestaltete sich als sehr schwierig, aber am Ende landeten wir in einem argentinischen Restaurant, wo wir jeweils eine kleine Vorspeise aßen und Verena und Ich nochmal nach einer besserem Weg zur Arbeit suchten. Danach wollten wir den Weg nämlich nochmal abfahren. Und bei Sonnenschein und einer besseren Verbindung fanden wir dann doch die richtige Haltestelle. Abends haben wir dann Verena noch in die Kunst des Wizard spielen eingeweiht, aber dann wollten wir auch früh schlafen um für den ersten Tag fit zu sein.
Montag war es dann endlich so weit, der erste Arbeitstag… Um 6:30 bin ich aufgewacht, da wir aber erst 9 weg mussten, habe ich noch ein wenig weiter geschlafen. Dann wurde gefrühstückt und ein Lunch für die Mittagspause vorbereitet. Der Weg zur Schule klappte super und um 10:20 , 10 min früher als vorgesehen, kamen wir an der Schule an, wo wir uns zu erst an der Rezeption meldeten und auf unsere Kontaktperson, eine „head teacher“ warteten. Sie zeigte uns die Schule, erklärte uns ein paar Regeln, und gab uns dann endlich auch unsere KeyCards, die man braucht um in der Schule rumlaufen zu können. Danach wurden wir auch schon unseren Klassen zugeteilt und ich landete in der Lower School bei den etwas älteren Kindern von 6-8 Jahren. Meine Klassenlehrerin sowie die 2 Teaching Assistants waren sehr nett, aber ich konnte am ersten Tag erstmal nichts anderes tun als zugucken. Es war dennoch spannend zu beobachten, wie die Kinder aufeinander und auf uns Lehrer reagieren, und wie jeder so seine eigenen kleinen Macken hat. Müde und kaputt traf ich mich dann mit Verena um zusammen zurück zu fahren. Wir entscheiden, mal den Bus zu nehmen, der nach Liverpool durchfährt, der aber auch viel länger braucht…
Um den Post jetzt nicht viel zu lang zu machen hier die Kurzfassung der restlichen Tage Dienstag bis Freitag: Ich habe angefangen mitzuhelfen, meine Hauptfähigkeit ist eigentlich zu gucken, das alle mitmachen und aufpassen und das Füttern einzelner Kinder beim Lunch. Die Kinder haben angefangen Vertrauen zu mir zu bekommen, ich habe ein bisschen Zeichensprache für Autisten gelernt, und alle besonderen „Fächer“ der Klasse kennengelernt. Außerdem konnte ich endlich meine englische Simkarte aktivieren und bin dadurch wieder an die Außenwelt angebunden. Und wir waren gestern zum ersten Mal aus, und haben in einem Pub ein Pint Cider getrunken… Mir macht die Arbeit unheimlich viel Spaß, und freue mich immer wieder wenn ich in der Klasse bin.
Ich bin mittlerweile sogar schon so weit, dass ich heute gedacht habe, es wäre Sonntag, weil ich wieder zur Schule wollte. Außerdem habe ich auch sonst ein ziemlich komisches Zeitgefühl: Im Hinblick auf die Arbeit habe ich schon so viel erlebt, dass ich schon einen Monat hier sein könnte, im Hinblick auf die Zeit, die ich jetzt tatsächlich schon in England bin: Fast 2 Wochen, fühlt es sich sehr viel kürzer an. Eventuell, weil wir hier in Liverpool noch sehr deutsch geprägt sind, dadurch, dass mit den Kindern keine richtige Kommunikation auf Englisch möglich ist und auch sonst kaum Zeit für Gespräche ist, und auch dadurch, dass wir hier in der Wohnung überwiegend Deutsch sprechen.
Ich bin schon jetzt davon überzeugt, dass es die beste Entscheidung war hierher zu kommen, aber ich will dennoch eine Lösung finden, um mehr Englisch zu reden, denn so bizarr es auch klingt, aber ich rede fast gar nicht….:(
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