Meine "3 Monate EVS"-Playlist
Weil Musik manchmal mehr verrät als 1000 Worte
"Irgendwann wird das eh immer schwieriger - dann ist das nichts Besonderes mehr, dann ist das einfach dein Leben", hat mir im Sommer eine Freundin erzählt, die gerade von ihrem Auslandsjahr zurückkam, als wir darüber sprachen, ob wir das mit dem Blogschreiben wohl durchhalten. Ich bin über Weihnachten in Deutschland, hab Zeit, mir noch einmal zu überlegen, was ich eigentlich noch aus den kommenden sechs Monaten mitnehmen möchte, oder Zeit, einfach mal wieder das Zusammensein mit Freunden und Familie ebenso wie das Verstehen sämtlicher Gespräche auf der Straße, die deutsche Musik am Radio sowie Tatort und GZSZ am Fernsehn zu genießen. Und dann ist da natürlich noch die allseits beliebt Frage: Wie ist es denn so in Madrid? Erzähl doch mal!
Schön ist's da, lautet meine Antwort und ich muss grinsen. Wenn man dann zusammensitzt, kommt eine Geschichte nach der nächsten ans Tageslicht, so viel habe ich inzwischen zu erzählen, aber wenn es schnell gehen muss, weiß ich meist gar nicht, wo ich einfach anfangen soll. Unsere ersten zaghaften Versuche, etwas mehr zu reisen (die ab Januar unbedingt ausgeweitet werden müssen), die Arbeit im Projekt, die immer mehr zum Alltag wird, das Spanisch, das man ab und an doch tatsächlich mal versteht, so viele Menschen aber auch, die mir ans Herz gewachsen sind, die Gespräche am Samstagmorgen um 6:30 im Metroschacht und all die Momente, an die ich mich wohl noch lange zurückerinnern werde, ebenso wie die kleineren Dinge, die den Alltag dann besonders machen, der so witzige Trainer im Fitnessstudio, die supercoole Hip Hop-Truppe, das kleine Mädchen, der ich bei den Deutschhausaufgaben helfe.
Aber weil es eben so schwer ist, einfach mal zu erzählen, und eigentlich ja auch zu viel passiert ist, um alles zu erzählen, gibt es heute keinen Text für euch - dafür aber die fünfzehn Songs, die in den letzten drei Monaten auf meiner Playlist auf und abliefen.
- "Bella Ciao" - weil es der erste Song war, den ich auf meine Madrid-Playlist gesetzt habe, weil wir ihn in unserem On-arrival-training immer wieder rauf- und runtergejohlt haben, weil ich bis heute nicht den gesamten Text, sondern nur "Bella Ciao" kann, weil ich ihn inzwischen auch auf Deutsch auf Youtube gefunden habe, was ich niemandem weiterempfehlen würde, weil er gar nicht Spanisch ist und ich es gerade so cool finde, wie viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern ich schon kennen lernen durfte.
- "Lieblingsmensch" von Namika - weil auch er noch in die Zeit des On-arrival-trainings gehört, als wir Deutschsprachigen ihn beim Internationalen Abend vorgespielt haben, und es einfach zu süß ist, wenn meine französische Projektpartnerin noch heute "Giblingschdensch" summt.
- "Paris" von Glasperlenspiel - weil man das "Paris" in diesem Song auch gerne in "Madrid" umändern kann, weil ich mich noch daran erinnern kann, den Song auf dem Weg nach Toledo gehört zu haben, und weil ich den Refrain einfach liebe.
- "El primer dia del resto de mi vida" von La Oreja de Van Gogh - weil er mich an die ein oder andere durchgefeierte Nacht erinnert, weil er einfach gute Stimmung macht und dann noch auf der schönsten Sprache der Welt verfasst ist.
- "Bailando" von Enrique Iglesias - weil ich nie vergessen werde, wie eine Schülerin im Sportunterricht spontan anfing, den Song zu singen und dabei zu tanzen, und weil ein anderer Schüler ihn ebenso spontan in der Pause auf dem Handy spielte und vergeblich versuchte, uns damit Salsa beizubringen.
- "Turbulenzen" von Johannes Oerding - weil auch mal etwas nicht glatt geht, weil auch ein EVS Höhen und Tiefen hat und weil man bedenken muss, dass diese im Endeffekt aber doch nur Turbulenzen sind, weil es dann doch wieder bergauf geht (wobei man die Turbulenzen des von Johannes Oerdings besungenem Flugzeug bei unserer Ankunft in Madrid gar nicht im übertragenen Sinne sehen muss :D)
- "La marimorena" - weil auch ein spanisches Weihnachtslied auf dieser Liste nicht fehlen darf, weil meine Mitbewohnerin es vermutlich nicht mehr ausstehen kann, weil ich es ständig gespielt habe, und weil der Rephrain so wunderbar einfach ist, dass man ihn in Deutschland gleich mit der ganzen Familie singen kann.
- "El universo sobre mí" von Amaral - weil man Sprachen doch angeblich so gut mit Musik lernen kann und dieser Song so gut verständlich ist und dann noch echtes Lebensgefühl hat.
- "Bad Boys" von Bob Marley - weil er es mir sowieso im Moment angetan hat und der Song damit in der Endlosschleife laufen darf.
- "Adiemus" von Enya - weil wir inzwischen wohl alle fließendes Spanglish sprechen und dieser Song immer Abhilfe bringt, wenn in meinem Kopf nur noch ein einziges Deutsch-Spanisch-Englisch-Durcheinander anzutreffen ist.
- "Me gustas tú" von Manu Chao - weil meine französische Projektpartnerin ja eigentlich mit dem Song die Grundlagen der Zeichensprache lernen sollte, ob das geklappt hat, weiß ich gar nicht genau, jedenfalls können wir jetzt beide den gesamten Songtext auswendig und machen in der Wohnung auch fleißig Gebrauch davon.
- "House on a hill" von The Pretty Reckless - weil der Song von so vielem erzählt, aber eben auch ein wenig vom Ankommen, von einem Ziel, das man vielleicht irgendwann einmal erreichen wird, und weil es doch auch schön ist, wenn der Weg einmal das Ziel ist und das Ankommen ganz lange dauern darf.
- "Perfekte Welle" von Juli - weil ich immer mal wieder gefragt werde, was den typisch deutsch ist, und einfach keine Antwort auf diese Frage habe, weil ich aber angefangen habe, viel mehr deutsche Songs zu hören als zuvor, weil ich zwar auch Kraftclub & Co. liebe, Juli aber für mich doch der deutsche Klassiker bleibt.
- "On top of the world" von Imagine Dragons - weil sich wohl jeder EVSler einmal so gefühlt hat und fühlen darf.
- "Freundschaft" von Glasperlenspiel - weil der Song vom Berichten erzählt, von den tausenden Geschichten, die man so mitbringt, wenn man sich lange nicht gesehen hat, und davon, dass wir es irgendwie schaffen werden, dass einige wenige der Freundschaften, die hier entstehen, auch für immer halten werden.
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