Mein rosarotes Happy End
Eine Prise Wehmut, 2kg Selbstreflexion und 100g Glück.
So. Wieder daheim. Und das bereits ganze 3 Monate. Wie die Zeit vergeht...
Wenn ich nun auf mein Jahr in Trinec zurückblicke, scheint es so fern zu sein. Ganz weit weg. Als läge es in einer anderen Zeit. In einem anderen Leben. In einer anderen Welt.
Einer Welt, in der die Uhren anders ticken. In der nach getaner Arbeit heimgegangen, Kaffee getrunken und ein Buch gelesen wird. In der man sich für kleine Dinge, wie Sonnenstrahlen genießen, Briefe schreiben und Blumen gießen noch wirklich Zeit nimmt. In der man am Wochenende von Reiselust gepackt wird und sich an fremde Orte tragen lässt. Kein Stress, keine Verpflichtungen, kein kleiner Mann im Ohr, der einem immer wieder unter die Nase reibt, was noch zu tun ist. Einfach vor sich hinleben. Spontan sein. Sich nicht um Morgen kümmern. So tickten die Uhren in der anderen Welt.
Und jetzt? Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Betriebliches Rechnungswesen, Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler, Interkulturelle Kommunikation und Kulturwissenschaften. Zungenbrechende Begriffe rasen an mir vorbei. Ich versuche sie einzufangen, zu schnappen. Zum Glück gelingt es mir meistens. Außerdem fröne ich wieder meiner Lieblingsbeschäftigung, To-Do-Listen zu schreiben. Angefangen damit am fünften September. Erstes To-Do: abschließender Blog-Eintrag auf youthreporter schreiben. Schwerpunkt meines Hobbys liegt wohl doch eher im Schreiben und nicht im Abarbeiten... Somit wächst und wächst und wächst die Liste. Mein Weihnachtsstern hingegen wächst nicht mehr. Das Gießen vergessen.
Ich vermisse die Freiwilligenwelt. Wirklich sehr. Die viele, viele Zeit. Die Menschen, die ich täglich gesehen habe und die mir ans Herz gewachsen sind. Die Geduld, die ich hatte, wenn mal wieder kein Bus kam und ich die drei Kilometer in die Stadt gelaufen bin. Und die Sorgenlosigkeit.
Jetzt bin ich hier. In Passau. Und das ist gut so. Es ist natürlich, dass das Leben weitergeht. Man kann sich nicht an allem Schönen festkrallen und die Zeit anhalten. Und das will man auch nicht. Immerhin ist jedes Ende auch ein Neuanfang. Und den fasse ich hier. In einer schönen Stadt, in einem himmelblauen Haus, mit zwei lieben Mitbewohnerinnen. Was will ich mehr? Zudem hätte ich das vergangene Schöne dieser wunderlichen Zeit wohl nie so schätzen gelernt, wie ich es jetzt tue, wenn ich nicht innerlich damit abgeschlossen hätte. Auch die Band "The Passenger" hat das erkannt und singen in "Let her go": "Well you only need the light when its burning low/ Only miss the sun when it starts to snow/ Only know you love her when you let her go." Witzig, dass das Lied bereits während meines Freiwilligendienstes zu "Timi und meinem" Lied wurde.
Also. Nach vorne schauen. In manchen leisen Minuten zurückblicken. Kurz Wehmut walten lassen. Und weiter gehts. Nun ist es endlich an der Zeit, an meine Zukunft zu denken. Eben Erwachsen zu werden! Und dazu bin ich jetzt auch bereit. Dank Hanka, die mir zum Abschied versichert hat, dass mich wohl keine Herausforderung in meinem Leben mehr so leicht zum Fall bringen kann. Ich war ein Jahr in einem anderen Land. Ohne Sprachvorkenntnisse. Alleine. Ich habe mich getraut. Das hat mich selbstbewusst und stark gemacht, meint Hanka. Das hat mich wertschätzender gemacht, meine ich.
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