Mein liebes Tagebuch
Richard ist in Newcastle angekommen und muss aufpassen, nicht vom Regen weggeschwemmt zu werden. Darüber hinaus schildert er, was in dieser Woche so alles passiert ist.
Heute ist wieder Tagebuchzeit, ich sitze in der Bibliothek von Newcastle, dort kann man zum Glück im Internet surfen, denn im Zentrum, oben in Greenhill ist mal wieder alles ausgefallen. Und laut Rod (Freiwilligenbeauftragter) wird das vor allem im Winter noch öfters passieren. Es käme halt aufs Wetter an. Naja, ist nun nicht das Problem.
Nun bin ich schon eine Woche weg und muss sagen: Die Gegend ist wunderschön. Berge und Meer „küssen sich“. Ich hab's echt gut getroffen. Mit den anderen Freiwilligen verstehe ich mich sehr gut, im Zentrum sind alle freundlich und entgegenkommend. Auch wenn ich immer noch lieb lächle, wenn ein genuschelter, nordirisch akzentuierter Redeschwall mich fast erdrückt, verstehe ich inzwischen schon etwas mehr „English“.
Ich bin ein wenig ausgeglichener geworden - hier ist Effektivität ein Fremdwort. Letztens saß ich eine Dreiviertelstunde in der Bank, bis die nette Dame gegenüber in 1-Fingertipptechnik endlich meine Daten zur Kontoeröffnung eingegeben hatte. Dann auf Seite 17 von 21. Timeout. Neustart notwendig, beim zweiten Mal hat's nur 30 Minuten gedauert. Zwar hatte sie in aller Hektik auch noch meine Adressen verwechselt. Dafür bin ich jetzt stolzer Kontoinhaber.
Was geschah so in der Woche?
Lidl.
Training jeden Tag, das heißt entweder Klettern gehen, Knoten lernen, Bogen schießen, Kajak fahren, mal Hausmeister spielen, mit Minibus die Gegend kennen lernen, jede Menge zuhören (Was mache ich, wenn?) und warten.
60 Pfund verdient.
59 Pfund ausgegeben.
1 Pfund gefunden.
2 Pfund gespart.
Newcastle wurde teilweise überschwemmt, nachdem es zwei Tage durchweg wie aus Eimern geschüttet hat. Der Shimna River führte statt zwei Fuß plötzlich zwölf Fuß Wasser und wäre fast über die Brücke bei der Bibliothek geflossen. In ganz Irland sind Straßen unpassierbar, Erdrutsche und Seen blockieren Ortschaften.
Die Iren ziehen Gummistiefel an und machen sich auf den Weg in den Pub.
Abends zusammen Party machen.
Abends zusammen Filme schauen (wie können Leute so viele schlechte Filme (bis zu vier täglich) gucken?).
Pub.
Mal lesen, Musik hören und aufs Zimmer zurückziehen.
Am Abend Mittag zusammen kochen (Mit Mikrowelle aufwärmen im Zentrum am nächsten Tag, ist meist Pasta oder Risotto).
Noch mal Pub.
Samstag ausgeruht, Zimmer eingeräumt, Fenster repariert.
Sonntag in Belfast, mit Bus, sieben Paar Socken eingekauft.
Ein typischer Tag:
8:12 Wecker bimmelt, eine sehr humane Zeit
8:20 Ich esse ein Toast (hier gibt es nix schwarzes) mit Nutella und trinke einen schwarzen Tee.
8:40 Ich gehe hinauf zum Zentrum, esse dort etwas, wenn im Haus nichts mehr übrig ist
9:00 Staff-Meeting, jeder erzählt seine Probleme
9:10 Ende des Staff-Meetings, Päuschen
10:00 1. Session, Training
12:30 Mittagspause
14:00 2. Session, Training
17:00 Feierabend
Abends Kochen, Hausarbeit, Einkaufen, was halt so anfällt.
Spät abends Party, Film schauen oder einfach nur quatschen.
Übrigens habe ich heute eine Kamera bestellt, ich werde also schnellstmöglich Bilder hochladen. Das wär's erstmal. Fragen, Wünsche?
Schöne Woche wünscht Richard!