Mein erster Schultag in Estland
Eintrag vom 11.09.07
Eintrag vom 11.09.07
Nachdem ich jetzt schon über ne Woche nichts mehr geschrieben habe, melde ich mich jetzt mal wieder, da doch recht viel seitdem war.
Am Samstag hatte Marek, ein Bewohner des Dorfes Geburtstag und deshalb war dann abends die Geburtstagsfeier, zu der Tiina leckere Kuchen gebacken hatte und es Salat mit Würstchen gab, was wir dann nachmittags vorbereiteten.
Der erste Schultag
Am Montag war dann der 1. Schultag hier in Estland auf den sich die meisten hier schon gefreut hatten nach so zwei Monaten Ferien. Deshalb sind wir dann am Montagmorgen mit dem Dorfbus nach Räpina gefahren, das liegt östlich von Põlva, schon fast am Peipsi Järv (Peipus See, der Grenze nach Russland). Dort waren wir dann in der Schule, es war so ne Art Berufsschule, die auf Gartenbau spezialisiert ist und eigentlich für „normale“ Schüler ist. Es versammelten sich dann alle in dem großen Saal. Die meisten trugen sehr schicke Kleidung und hatten Blumen dabei, die danach den Lehrern gegeben werden. Zum Beginn wurde erst mal die estnische Nationalhymne gespielt, bei der dann alle schnell aufgestanden sind, jedoch hat kaum jemand mitgesungen. Danach gab es eine Rede vom Direktor und die Schüler wurden in die Klassen verteilt und bekamen ihre Lehrer gesagt. Dazwischen spielte noch der Pfarrer von Räpina ein paar Stücke auf der Gitarre, was aber eigentlich eher ungewohnt für Estland ist, da die meisten hier nicht so gläubig sind und die Religion eine viel geringere Bedeutung hat. Aber so lernte ich noch Johanna kennen, sie kommt auch aus Deutschland und ist dort Freiwillige in der Kirchengemeinde und soll Jugendarbeit machen, aber nicht über den EFD. Ich habe dann noch mit ihr gesprochen und danach wurde noch ein Foto mit allen Schülern gemacht. Da Huko und die ganzen Lehrer von Maarja Küla noch eine Besprechung hatten, sind wir noch etwas raus gegangen und haben den von der Schule angelegten Blumengarten angeschaut, wo es viele verschiedene Blumen gab, die leider nicht so zur Geltung kamen, da es meistens geregnet hat :-(. Anschließend sind wir wieder zum Mittagessen zurück ins Dorf gefahren und nachmittags war Koosolek (Versammlung). Aber dieser Tag war damit noch nicht vorbei, denn Olivia, eine ehemalige Freiwillige, die jetzt fest in Maarja Küla arbeitet, kam zurück. Sie wurde von Huko, Johannes und Liisu in Tallinn abgeholt und bis sie abends endlich ins Dorf kamen war es auch schon nach zwölf Uhr. Doch Lauris hatte schon die Sauna vor geheizt, so dass es mal wieder ein Sauna-Meeting gab. Also gab’s mal wieder Bier, Olivia hat noch französische Salami mitgebracht und wir sind in die Sauna und sogar in den See zum abkühlen. Bis ich ins Bett bin war’s dann auch schon vier Uhr, aber ich habe ja noch vier Stunden gehabt, bis ich um acht Uhr aufstehen musste. Das ich so wenig geschlafen habe war eigentlich nicht so schlimm, erst abends im Sprachkurs war ich dann doch etwas müde.
Huko wollte mit mir schon die ganze Zeit seit ich hier bin, ins Büro von Maarja Küla nach Tartu, doch es hatte bis jetzt nie geklappt und Huko meinte immer das machen wir dann nächste Woche. Doch am Donnerstag war ich dann endlich dort und er hatte mir schon vorher einen Fragebogen geschickt über meine (Arbeits-) Situation hier in Estland. Die Fragen waren teilweise echt komisch, zum Beispiel wie zufrieden ich mit dem Licht, der Heizung und der Belichtung an meinem Arbeitsplatz bin und wie die Bezahlung ist :-). (Ich mein, gegen mehr Geld hätte ich nichts einzuwenden...) Das lag daran, dass der Fragebogen eigentlich vom Ministerium für die Beschäftigten hier in Estland ist.
Auf Orchestersuche
Danach bin ich dann zu Huko um bei ihm zu übernachten, da ich erst am Freitag morgen nach Rakvere fahren konnte. Er sagte mir dann, dass er jetzt ein Orchester, wo ich mitspielen kann gefunden hat und, dass ich heute Abend gleich zur Probe vorbei schauen kann. Das hab ich dann auch gemacht und bin dann ins höchste Militär College des Baltikums, da sie dort ihre Probe haben. Ich weiß zwar nicht warum sie sich dort treffen, aber es war schon etwas komisch, denn sie haben in dem riesigen Versammlungssaal geprobt mit so 15 Personen und am Eingang standen einige Soldaten. Das Orchester war so, naja, denn es war schon so musikvereinsmäßig, sie hatten auch „Schiff Ahoi“, den „Radetzky-Marsch“ und auch so moderne Sachen in ihrer Mappe, aber da waren nur so ältere Männer ab 50. Sie meinten dann, dass die „Jungen“ nicht da sind, weil sie letzte Woche Konzert hatten. Aber mal schauen. Ich weiß nicht genau, ob ich da jetzt noch mal hingehe, weil ich kenn jetzt insgesamt vier Orchester hier.
Das war nämlich so, dass ich erst eins selber gefunden habe, in Tartu, aber da war ich noch nicht auf der Probe, da die bald eine Reise nach Deutschland machen und deshalb unregelmäßige Proben haben. Aber ich weiß auch nicht, ob ich überhaupt noch hingehe, da ich ja noch die anderen habe, obwohl das was im Internet stand eigentlich ganz gut klang.
Dann eben das von Huko. Und am Freitag rief mich auch noch Liisu an, ob ich Lust habe in einem Orchester zu spielen. Ich hab dann mal im Internet geschaut und es hört sich echt gut an, denn es ist mehr so ein Studentenorchester, die alle möglichen Musikrichtungen spielen. Ich bin mal gespannt und gehe am Mittwoch nach der Sprachschule mal zu ihrer Probe. Schließlich hatte ich schon vor langer Zeit irgend eine Adresse von einem in Põlva gefunden, jedoch wusste ich nicht genau was das ist. Jetzt haben sie mir aber zurückgeschrieben und ich werd da heute mal hingehen um zu schauen wie das so ist.
Ausflug nach Rakvere
Aber zurück zu meinem Wochenende. Ich bin dann am Freitag mit dem ersten Bus um zehn Uhr nach Rakvere gefahren um Svenja, eine andere deutsche EFD-Freiwillige zu besuchen. Ich war freitags bei ihrem Projekt; sie arbeitet in einem Jugendcenter, wo dann nach der Schule Kinder so von 8-16 Jahren kommen, die sie dann beschäftigen darf. Wie ich hier hat auch sie nicht all zu viel zu tun, da sie eben nur was machen kann wenn jemand da ist und alle freiwillig kommen.
Am Samstag haben wir uns erst in der Frühe im Café mit ihrer Arbeitskollegin getroffen, bevor wir zuerst das „Shopping-Center“ angeschaut haben und dann durch die Stadt in einen Park sind um unsere Brotzeit zu essen :-). Anschließend sind wir auf die Burg von Rakvere, die noch relativ gut erhalten ist. Dort wurde uns auch das Gruselkabinett gezeigt und wir haben die Besuchergruppen, die gleich mit mittelalterlichen Kleidungsstücken ausgestattet wurden, beim Bogenschießen beobachtet. In Rakvere sind ziemlich viel neue Gebäude, auch der Platz im Zentrum ist neu gemacht, wahrscheinlich alles dank der EU. Abends wollten wir eigentlich Pizza essen gehen, jedoch hätte diesen fast eine Stunde gedauert und deshalb hab ich dann einen estnischen Burger gegessen. Am Sonntag bin ich dann mittags wieder zurück gefahren, aber es war eine andere Strecke als hin und so kam ich auch überraschend am Peips Järv vorbei. Die Straßen dort waren aber echt gut, so kurz vor Russland und sehr neu. (made by the EU ?!)
Sie schickten jetzt auch endlich die Infos für das On-Arrival-Training nächste Woche und zwar ist es in Kallaste, das ist nur eine Stunde mit dem Bus von Tartu und liegt am Peipsi-Järv, also auch so kurz vor Russland. Bin schon gespannt wie das wird, wenn ich dann Leute aus allen möglichen Ländern treffe, aber ich glaube, dass dort relativ viel Deutsche sind.
Ich melde mich dann nächste Woche wieder vom On-Arrival-Training.
Allen, die seit heute in die Schule müssen, wünsche ich dort viel Spaß und den andern beim Entspannen vorm Studium.
Lg Barbara
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