Mangel an Wasser, Wasser im Überfluss
Russland erlebt den heißesten Sommer seit es Wetteraufzeichnungen gibt. Was ist da besonders begehrt? Natürlich Trinkwasser. Aber wo die einen zu viel Wasser haben, haben andere zu wenig.
Aus der Kühlung läuft Wasser, Wasser tropft vom Gesicht. "Haben Sie Trinkwasser?" "Ausverkauft!" "Haben Sie Ventilatoren?" "Ausverkauft!" Der heißeste Sommer seit es Wetteraufzeichnungen gibt, setzt sich in Russland fort.
Wasser ohne Gas, Wasser mit Gas - still oder mit Kohlensäure versetzt - nichts verkauft sich in diesem Sommer besser. Währenddessen man das blaue Gold in Deutschland aus der Leitung trinken kann, schleppt man in Russland Tag für Tag reines Trinkwasser nach Hause. Denn die Qualität des Trinkwassers lässt zu Wünschen übrig und wer etwas auf seine Gesundheit hält, sollte den Rubel für reines Trinkwasser rollen lassen.
Unterdessen man im Frühjahr und Herbst gewöhnlich Trinkwasser aus der Quelle holt, wird diese Art des Wasserholens im Sommer bei 30° C und mehr schlichtweg überflüssig. Es sei denn man möchte etwas Sport treiben, bei dem man so viel trinken muss, dass letztlich nur ein Bruchteil des gezapften Wassers zu Hause ankommt.
Nachdem die Zeit, in der man Wasser in Eimern aus Quellen, Brunnen oder Seen holte, vorüber zu sein scheint, lernt man so den Wert des blauen Goldes wieder schätzen.
Doch nicht nur dem Wert des Trinkwassers, sondern auch dem Luxus ständig Warmwasser aus der Leitung fließen lassen zu können, wird viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. In Petrozawodsk, Nordwest Russland, wurden für einen Monat alle Warmwasserleitungen zur alljährlichen Wartung gekappt. Im gesamten Stadtgebiet gibt es lediglich kaltes Wasser. Bei diesen Außentemperaturen sollte es fast kein Problem sein mit Eiswasser zu duschen. Doch nicht nur zum Haare Waschen, sondern auch zum Abspülen von Geschirr wäre warmes Wasser von Vorteil. Glücklich können sich die schätzen, die einen Boiler haben oder der alljährlichen Warmwasserabstellung durch Erholung im Urlaub umgehen.
Erholen kann man sich wunderbar auf dem Ladoga-See. Ein schier unendlicher Wasserspiegel erstreckt sich bis zum Horizont. Ab und zu heben sich grüne Nadelwälder vom blauen Nass ab. Mit 18 km², was ungefähr der Fläche des deutschen Bundeslandes Hessen entspricht, handelt es sich bei dem Ladoga-See um das größte Süßwasserreservoir Europas.
In Seen, Mooren und Flüssen fließt das Wasser durch karelische Wälder. Doch die Schönheit der Wälder steht dem zerstörerischen Handeln der Menschen gegenüber. So war es, so ist es und so wird es wohl bleiben.
Weiterhin wird das blaue Gold verschwendet, da es üblich ist unter fließendem Wasser abzuwaschen. Weiterhin schwitzen die Menschen in Russland und entsorgen ihren Müll in russischen Wäldern. Kondenswasser aus den Klimaanlagen tropft noch immer auf die Straße. Schweißperlen stehen vielen aufs Gesicht geschrieben.
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