Mal wieder: Andere Laender - andere Sitten - Teil IV
Heute zum Thema Stierkampf.
Heute zum Thema Stierkampf.
Mittlerweile ist die Saison nämlich vorbei (Mai bis September) und ich war zweimal hautnah dabei, habe zusätzlich einige Aufzeichnungen im Fernsehen geschaut. Aber der Reihe nach.
Anfang September fanden während der Festwoche "San Antolin" eben auch Stierkämpfe statt - eine Woche lang. Dieses Spektakel wollte ich mir nicht entgehen lassen, gehört es doch zur spanischen Kultur einfach dazu, egal wie grausam es auch sein mag. Sechs Toreros treffen nacheinander auf sechs Stiere.
Nachdem sich die Toreros samt Helfern aufgestellt haben, wird der Stier hereingejagt in die Arena, in Palencia vor bis zu 10.000 Zuschauern. Wird ein bisschen herum gescheucht, an der Nase herumgeführt. Dann erscheinen zwei Ritter mit Lanzen, der Stier wird "angezapft". Dann werden noch sechs kleine Lanzen in den Rücken geworfen, die sich dann langsam mit Blut voll saugen und am Stier herunterhängen. Dann die große Stunde des Toreros: nun er allein kämpft gegen den Stier. Mit rotem Tuch und Degen. Dann irgendwann Schwertwechsel und letzter Akt: Stoss des Degens in den Körper. Wenn erfolgreich, sind die letzten Sekunden angebrochen, der Stier taumelt, fällt zu Boden - und das war’s.
Es ist wirklich Geschmackssache, ob es einem gefällt, oder nicht. Ich war schon beeindruckt, und konnte mir vorher schon eine Vorstellung machen, denn Ernest Hemingway beschrieb in einigen seiner Bücher Stierkämpfe, weil er selbst so fasziniert davon war.
Ich sprach noch mit einem Arbeiter im Projekt über den Kampftag, es war einer der schlechteren. Nur einer der sechs Toreros bekam weiße Tücher des Publikums zu sehen - die Begeisterung der Zuschauer, der höchste Preis für einen Stierkämpfer!
Einige Tage später, in Madrid, war ich wieder zu einem Stierkampf, wollte meinem Freund Stephan einen Eindruck von Spanien spüren lassen. Es waren schlechte Kämpfe, eher als Übung gedacht für junge Toreros. Zweimal langten die Stiere ordentlich zu - und verletzten die Kämpfer. Normalerweise passiert das einem Torero nicht - aber so war es eben. Spektakulär, aber eben qualitativ schlecht. Das Publikum - größtenteils Touristen - hatte keine Ahnung, was einen guten Stierkampf ausmacht: Sechsmal weiße Tücher... Ich habe mich fast krankgelacht.
Ein Fernsehsender überträgt ab und an Kämpfe, meist aus Madrid. Erst vor kurzem waren Bilder zu sehen, wie ein Stier die Bande (!) übersprang und einiges Unheil anrichtete. Die Zeitung mit den vier Buchstaben hat bestimmt davon berichtet...