Maifest am Tag der Arbeit in Wien

Der erste Mai gilt international als Gedenktag an die aufkommenden Arbeiterbewegungen im 19. Jahrhundert. In Österreich und besonders in Wien dient dieser Feiertag als alljährlicher Kundgebungstag der österreichischen Arbeitnehmer. Zurück geht diese Tradition auf die erste Kundgebung der österreichischen Arbeiterschaft am 1. Mai 1890 im Wiener Prater. Der Begründer der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs Victor Adler beschrieb die Kundgebung 1890 in der damaligen österreichischen Arbeiterzeitung wie folgt:

„Er ist sehr schön, der 1. Mai, und die Tausende von Bourgeois und Kleinbürgern werden es den Hunderttausenden von Proletariern gewiss gerne vergönnen, sich auch einmal das berühmte Erwachen der Natur, das alle Dichter preisen und wovon der Fabrikszwängling so wenig bemerkt, in der Nähe zu besehen.“

Dieses Zitat macht sichtlich, wie es um die prekären Arbeitsverhältnisse der damaligen Arbeiter stand und wie deutlich die Schere zwischen den gesellschaftlichen Milieus auseinanderlag.

Bis heute wird dieser Tag in Wien jedes Jahr aufs Neue im Prater und auf dem Rathausplatz gefeiert. Es wundert auch nicht, dass dieser Tag vor allem von den politischen Parteien und hier insbesondere von der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ), die sich ehemals aus der Arbeiterbewegung gegründet hat, veranstaltet wird. Gestartet wird dieses Maifest bereits am Abend des 30. Aprils, indem die Jugendorganisation der SPÖ namens „Sozialistische Jugend“ um 20 Uhr zum Fackelzug von der Staatsoper zum Wiener Rathaus einlädt. Das Motto lautet: „Krieg.Macht.Geld. Menschen statt Profite“ und soll auf die aktuellen politischen Missstände in der Welt aufmerksam machen. Mit Ende des Fackelzuges vor dem Rathaus in Wien, findet um 21 Uhr ein kostenloses Konzert der deutschen Elektropop-Band „Grossstadtgeflüster“ auf dem Rathausplatz statt. Insbesondere Jugendliche sind eingeladen an diesem politischen Marsch teilzunehmen.

Am Morgen des ersten Mai rufen die politischen Parteien und auch hier vor allem die SPÖ zu einem Maiaufmarsch vor dem Rathaus auf. Hierzu kommen 23 Bezirksmärsche aus den 23 Stadtbezirken Wiens gemeinsam auf dem Rathausplatz zu einer Kundgebung zusammen. Beginn des Programms vor dem Wiener Rathaus ist um 9 Uhr. Sprechen wird auf der Rathausbühne neben dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl auch der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann. Traditionell gibt es für den Sternenmarsch zum Rathaus auch ein Maiabzeichen zum Tragen an der Kleidung. Das diesjährige Motto lautet „Freundschaft“ und darauf zu sehen sind zwei sich die Hand gebende Hände.

Nach dem Maiaufmarsch am Morgen setzt sich das Maifest zum Tag der Arbeit am Mittag fort. Getreu der historischen Tradition findet ab 13 Uhr ein Fest im Wiener Freizeitpark Prater statt. Neben zahlreichen kostenlosen Konzerten über den Tag, bieten die Fahrgeschäfte auf dem Prater besondere Aktionen, wie beispielsweise die Fahrt zum halben Preis, an. Den krönenden Abschluss des Maifests bildet das Riesenfeuerwerk um 21:50 Uhr, welches vom Wiener Praterverband gespendet wird. In Erinnerung an die historischen Arbeiterbewegungen bietet das Maifest allen Generationen hinweg an diesem Tag eine tolle Unterhaltung.