Lost and found
Liadan hat zu viel erlebt, um alles behalten zu können. Sie war 13 Stunden in Helsinki, kaufte versehentlich ein richtiges Ticket und weiß genau, was sie an ihrem 25. Geburtstag tun wird.
I was lost.
Ich habe euch ja versprochen bald wieder zu schreiben. So und jetzt ist es wieder so weit.
Wieder mal ein ruhiger Tag im Refugeecenter. Der Familienkaffee fängt erst nächsten Donnerstag an und deshalb verbringe ich meine Zeit hier im Büro um zu helfen, wo nichts zu helfen ist. Meine Arbeit für das Rote Kreuz habe ich bis auf weiteres auch erledigt. Hmm, was macht man dann Sinnvolles? Man schreibt wieder mal ein paar Zeilen für den Youthreporter.
Erlebt habe ich inzwischen wieder viel. Zu viel, sodass ich letzten Sonntag dachte, irgendjemand hat meine Erinnerungen ausradiert oder zumindest um Lichtjahre zurückgesetzt.
Highway to Hel(l)
Wenn man aber solch Mörderfahrten hinlegt wie ich, dann brauch es einen nicht zu wundern. Kurzum – ich war wieder mal in Helsinki. Diesmal für sage und schreibe dreizehn Stunden. Dreizehn Stunden die spaßiger, unterhaltsamer, voller neuen Entdeckungen,... nicht sein konnten.
Morgens um halb neun angekommen (mit dem Zug), habe ich mich erstmal mit Katrin getroffen. War wieder mal lustig und haben wieder mal Geld ausgegeben für Sachen, die nicht gerade unbedingt notwendig sind. Zum Lunch habe ich mich mit Tiina getroffen. Die mir netterweise meinen Aufsatz (in Finnisch) korrigiert hat, den ich für das Rot Kreuz Magazin geschrieben habe. Welch Wunder, ich hatte gar nicht mal so viele Fehler. Dafür klappt’s momentan mit dem Reden nicht so gut.
Wie schon mal von weisen Leuten gesagt wurde, man kann nicht alles haben.
Abends habe ich mich dann mit Asko getroffen, der erste Finne, der dem Klischee eines Finnen zu hundert Prozent entspricht. Die Gespräche waren sehr wortarm, dafür passten die Worte wie die Faust aufs Auge. Es wäre kein schöner Abend für die Menschen gewesen, die es lieben, stundenlang über das ein und dasselbe Thema zu reden, oder besser gesagt zu philosophieren. Für mich war es sehr toll, witzig, erkenntnisreich,.... Um es kurz und bündig zu auszudrücken -> "get to know the Finnish cultur"
Ja, und dann ging es wieder nach Rovaniemi. Versehentlich habe ich ein Ticket für den Liegewagen gekauft. Wie sich aber später herausstellte, war es dann doch keine so doofe Idee. Ich bin zwar mal mitten in der Nacht aufgewacht und habe überhaupt nicht mehr gewusst, wo ich gerade bin, aber die restliche Zeit konnte ich gut schlafen.
Days of knowledge
Montags war wieder meine allzeit geliebte Cellostunde. Anna Liisa ist einfach eine super Lehrerin und es macht Spaß – auch wenn sie oft hohe Anforderungen stellt. Ich sehe dies aber meistens als Herausforderung an. Und dafür gibt es dann zwischendurch eine Stunde wie die letzte, wo man ohne zu fragen, die Antworten bekommt, die einem schon immer beschäftigt haben. Oder wie vor einer Woche, wo ich ein Buch über Rovaniemi (in Deutsch) geschenkt bekommen habe.
Mittwochs hatte ich mich nach der Arbeit mit Susanna (meiner „Chefin“) auf einen gemütlichen Kaffee mit „Pulla“ (typisch finnisches Hefegebäck) getroffen. Wir haben über dies und das geredet, was in der nächsten Zeit an Arbeit anfällt. Und über die Urlaubsplanung. Seit gestern versuche ich, acht Tage irgendwie sinnvoll unterzubringen. Es kann schon schwierig werden, wenn man so viel frei hat. Ich habe oft über das Wochenende ein Camp bei dem ich mithelfe, oder sonstige Aktivitäten, die viel Zeit in Anspruch nehmen. Dafür bekomme ich dann den Zeitausgleich.
Was mich am meisten freut ist, dass ich zu meinem Geburtstag eine Woche frei habe. Ich weiß schon was ich mache. Handy,.... zu Hause lassen und in den Norden. Den 25. Geburtstag muss man schon besonders feiern und warum diesmal nicht ganz alleine im nördlichsten Teil Europas – oder kommt doch noch wer mit? Weiters habe ich endlich mal Konkrete Pläne für die Zukunft, dank dem Gespräch mit Susanna. Ich werde davon aber mal später schreiben.
To forgive someone is the best thing what you can do!!
Kurz nach Weihnachten war ich mal so ziemlich angefressen auf Boris und ich glaube, er auch auf mich. Im Nachhinein finde ich die ganze Geschichte höchst amüsant, weil wir beide zwei Sturköpfe sind. Gras ist über die ganze Sache gewachsen – oder ich sage mal, es hat drüber geschneit. Wir haben uns dann Mittwochabends bei mir getroffen. Ich bringe ihm jetzt Cello spielen bei und er mir das Jonglieren. Das Witzige an der ganzen Sache ist, zu beobachten, dass beides eine entspannte und ruhige Position voraussetzt. Konzentration wesentlich wichtiger ist als Talent, aber beide damit Probleme haben, dies bei der neuen Tätigkeit umzusetzen. Da haben sich zwei Sturköpfe gefunden, um sich auszutoben, die Konzentration auf wesentliche Dinge zu lenken, anstatt sich über die reine Theorie zu anken.
Hiermit ist wieder mal Schluss mit schreiben. Muss noch ein paar Sachen durchgehen, weil es am Wochenende wieder mal nach Helsinki geht – diesmal zum Schoppen. Ihanaa – minulla on rahaa!!!!!
Nächste Woche ist dann Midtermtraining, auf das ich mich so freue. Spaß, Spaß, Spaß und endlich wieder mal ernsthaft Finnisch lernen, Jungle speed,.....
Moikka! Katja