London steht still!
Es braucht ein besonderes Ereignis, um London zum Stillstand zu bringen. In den letzten Tagen gab es ein solches: Schnee! Neben allerhand Problemen schafft er es, die Menschen zu verbinden.
Wer hätte geglaubt, dass es in London einmal ruhig werden kann? Dass die hektischen Menschenmengen einmal von Londons Fußwegen verschwinden? Wer hätte gedacht, dass man eines Tages vergeblich auf jedweden roten Bus in dieser Stadt warten kann? (Abgesehen vom 25. Dezember...) Tja, wer hätte das wohl erwartet?!
Dabei ist der Grund so einfach wie unerwartet.
Schnee!
Zum ersten Mal seit 20 Jahren schneit es in London so viel, dass der Schnee liegen bleibt. 20 cm... und es schneit noch weiter. London wird von einem Tag auf den nächsten in ein herrliches, ruhiges Winterparadies verwandelt. Was bedeutet das für die Einwohner der Hauptstadt?
Man kommt nicht mehr wie gewohnt zur Arbeit. Allein die Victoria-Tube fährt planmäßig. Alle anderen Tubes sind mehr oder weniger – eher mehr - eingeschränkt. Der Busbetrieb wird für einige Zeit völlig eingestellt, es ist einfach zu gefährlich. Auch der DLR-Service (oberirdische Züge, die an Stelle der Tube vor allem in Ostlondon vorzufinden sind) wurde geschlossen, da die Signale eingefroren sind. Die Medien warnen die Bevölkerung, alle nicht dringend notwendigen Fahrten zu vermeiden. Die Konsequenzen davon sind, dass 6,5 Millionen Menschen - ein Fünftel von Britanniens Arbeitskräften - nicht an ihren Arbeitsplatz gelangen. Zur großen Freude der Kinder sind fast alle Schulen sind geschlossen.
Ein unerwartetes Geschenk: Familientag!
Überall in den Wohngebieten, auf Spielplätzen und in Parks findet man ausgelassene Menschen, die sich über den Schnee freuen, Schneeballschlachten veranstalten und Fotos machen. So ein einmaliges Erlebnis muss man schließlich festhalten! Ganz im Gegensatz zu den normalerweise so reservierten britischen Blicken, sieht man freundliches Lächeln in den Gesichtern der Fremden. Unbekannte Menschen reden plötzlich miteinander! Es ist erstaunlich, was dieser Schnee auslöst. Er scheint die permanente Verschlossenheit der Menschen zumindest für eine kurze Zeit zu schmelzen. Solch ein Naturerlebnis verbindet.
20 cm Schnee...London wäre nicht London, wenn nicht irgendwo, hinter dem Schnee, ununterbrochen gearbeitet werden würde. Das Chaos muss schließlich so schnell wie möglich beseitigt werden. Erste Berechnungen schätzen, dass der Schneefall die Wirtschaft um die 3,5 Milliarden Pfund kosten wird.
Nicht nur der Transport innerhalb Londons liegt lahm*, auch die Flughäfen sind außer Betrieb. Das soll schnellstmöglich geändert werden. Rund um die Uhr sind Servicekräfte im Einsatz und so sind schon Montagabend die ersten Busse wieder unterwegs und gegen Dienstagmorgen sollte der Verkehr wieder einigermaßen geregelt ablaufen. Soweit das Wetter mitspielt.
* (Der Kommentar der Nachrichtensprecherin dazu: "Londons Strassen sind zur Rush Hour ungewöhnlich still.")