Laufen lernen
Der erste Morgen. Sonne flutet auf mein Bett... Um zehn erst werde ich von Ewa abgeholt. Viel Zeit, um sich etwas für’s Frühstück zu kaufen. Mein alter Co-op heißt hier Polomarket und ASDA ist jetzt Lidl; beide sind direkt vor der Haustür. Das ist auch ganz gut so, denn wer weiß, wo ich sonst gelandet wäre, wo mein Verstand ganz offensichtlich nicht mit aufgestanden ist. Nicht nur kann ich an der Kasse nicht mal mehr bis zehn zählen, nein, ich frage mich inzwischen auch, wie oft ich wohl noch versuche, auf dem Rückweg die falsche Wohnung aufzuschließen. Immerhin sitze ich irgendwann doch am großen Glastisch im großen leeren Wohnzimmer mit den Bäumen vor den Fenstern, ganz für mich... Dreiviertel zehn, langsam fertig machen. Eine SMS kommt und gibt mir noch eine halbe Stunde Zeit. Fühlt sich alles eher nach Sonntag an. Überhaupt sind meine Arbeitszeiten von zehn bis 16 Uhr, das ist noch angenehmer als auf der Farm... zwei Monate ausschlafen.
Der erste Morgen. Sonne flutet auf mein Bett... Um zehn erst werde ich von Ewa abgeholt. Viel Zeit, um sich etwas für’s Frühstück zu kaufen. Mein alter Co-op heißt hier Polomarket und ASDA ist jetzt Lidl; beide sind direkt vor der Haustür. Das ist auch ganz gut so, denn wer weiß, wo ich sonst gelandet wäre, wo mein Verstand ganz offensichtlich nicht mit aufgestanden ist. Nicht nur kann ich an der Kasse nicht mal mehr bis zehn zählen, nein, ich frage mich inzwischen auch, wie oft ich wohl noch versuche, auf dem Rückweg die falsche Wohnung aufzuschließen. Immerhin sitze ich irgendwann doch am großen Glastisch im großen leeren Wohnzimmer mit den Bäumen vor den Fenstern, ganz für mich... Dreiviertel zehn, langsam fertig machen. Eine SMS kommt und gibt mir noch eine halbe Stunde Zeit. Fühlt sich alles eher nach Sonntag an. Überhaupt sind meine Arbeitszeiten von zehn bis 16 Uhr, das ist noch angenehmer als auf der Farm... zwei Monate ausschlafen.
Arbeiten lernen
Später gehen wir gemeinsam zum Büro, Ewa zeigt mir den Weg. Zehn Minuten laufen wir, ich wohne wirklich nur ganz knapp neben dem Zentrum. Motyka residiert am Plac Sw. Katarzyny, einem Platz mit Bäumen und einer Kirche; das Büro ist in einer Schule untergebracht in der Dank einer anderen Organisation nebenan überall Amerikaner rumlaufen. Meine neue Arbeitsstätte ist genauso wie man sich den Wirkungsort von karikativen Jungakademikern vorstellt: ein kleiner Raum voll gestopft mit Gerät und Akten und wenn er nicht so geschmackvoll dekoriert wäre, könnte er mein Zimmer sein. Gleich über der Tür ist so eine Art zweiter Stock, eine Holzplattform mit Leiter dran in der Art eines Hochbetts, die aber mehr als Dachboden fungiert; ein unendliches Durcheinander von Kisten und Lampen und Reifen und Werkzeugen und angebrochenen Farbtuben und...
Im Raum steht ein Tisch mit drei Computern, an einem davon arbeite ich und schreibe auch gerade. Denn nach Arbeitsschluss, der selbstverständlich sehr flexibel in beide Richtungen interpretiert wird, kann ich hier bleiben, das Internet nutzen und wenn ich will, arbeiten. In und durch dieses Zimmer huschen Menschen, schwatzend ins Geschäft vertieft; kommen, gehen, sitzen, stehen, reden, tippen. Plakate an den Wänden, eine berstende Pinnwand, Kopierer; Schränke und Regale voller Ordner in den verschiedensten Farben. Selbst bemalte Lampen, afrikanische Gardinen. Windspiele und ein Globus, Stoffengel und Straßenschilder sowie ein geflügeltes Holzkrokodil hängen von der Decke. Ich mache ein paar Fotos, wenn ich kann. Hier sitze ich, mit meinem erbärmlichen Polnisch, nach eineinhalb Monaten ohne Übung verdunstet ohne Wiederkehr. Spreche mit den beiden Ewas dieses Vereins Deutsch, mit anderen Englisch und beerbe in diesem Zustand auch noch so eine Art Mareen, auch die hat hier einen anderen Namen, nämlich Melanie. Melanie hatte schon sieben Jahre Polnisch in der Schule gehabt und kann es darum richtig gut. Wieder frage ich mich: Wo war der zukunftsträchtige Sprachunterricht in meiner Schulzeit?
So sieht also mein Einstand aus. Von Torun habe ich noch nicht viel gesehen. Heute Mittag sind wir kurz in die Stadt gelaufen, um mir einen Eindruck zu geben und etwas zu essen. Aber ein Stadtplan wurde mir schon geben und das Wochenende kommt bestimmt. Ich werde mich nach einem Polnischkurs umsehen, habe aber wenig Hoffnung. So etwas wie eine Volkshochschule gibt es in Polen nicht und die vielen Sprachakademien bringen nur Polen Deutsch und Englisch bei. Aber so oder so werde ich die Zeit genießen. Morgen gehe ich mit Dominik das deutsche Halbfinale ansehen.