La misa divertida
Ein gemütlicher Sonntag mit Großputz, Kirche und Wanderung. Und das erste Mal skypen nach Amerika und nach Hause.
Diesen Sonntag haben wir das erste Mal zusammen gefrühstückt. Unter der Woche ist immer eine im Bad und die andere am Frühstückstisch. Wir wollten uns ein Baguette machen und mussten feststellen, dass der Kühlschrank doch kein guter Aufbewahrungsort für Brot ist. Es wird nach einigen Tagen hart und lässt sich nicht mal in der Mikrowelle aufbacken. Zum Glück haben wir gestern frisches Baguette gekauft. Wir haben ausgemacht, dass wir einmal in der Woche saugen und wischen und deswegen macht sich Laetitia nun daran, jedes Zimmer zu saugen und zu fegen und später muss ich noch durchwischen. Ich hab mich fein gemacht für die Kirche, die mitten im Zentrum ist. Ich folge einer Frau, die mir die Tür aufhält. In den Bänken sitzen ein paar Leutchen, allesamt geschätzte 70 + und es wird auch nicht besser, als mehr Leute kommen. Ich bin die Jüngste, ausgenommen den zwei Kindern, die dem Pfarrer am Altar zur Hand gehen. Verwundert stelle ich fest, dass es keine Bücher gibt und merke auch schnell warum: es wird nicht gesungen. Oder alle können es auswendig. Der einzige Gesang kommt von drei mittelalten Grazien, die um die Orgel herumstehen und den Kirchenraum mit ihren kläglichen Stimmen nicht ganz ausfüllen können. Im Allgemeinen geht alles sehr schnell: der Pfarrer schöpft kaum Atem, Gloria, Lesung, Evangelium, Predigt. Im Laufschritt geht es zur Kommunion und wieder in die Bank. Es ist schwer, ein Wort zu verstehen bei dem Genuschel, aber ich kann ungefähr folgen, weil strukturell alles wie in Deutschland ist- nur eben auf Spanisch. Als die Kirche nach nur 30 Minuten vorbei ist, strömen alle in verschiedene Richtungen davon. Plötzlich packt mich so eine kleine Omi am Arm und hakt sich unter und sagt was Unverständliches. Ich verstehe dann nur: „Ah, una extranjera“- Oh, eine Ausländerin. Naja, sie verschwindet im nächsten Hauseingang. Brauchte wohl nur jemand zum Festhalten. Daheim wische ich durch und dann machen wir uns auf zur Wanderung. Laetitia kriegt meine Sandalen, ich nehme die Wanderschuhe; bei dem Dornengestrüpp hier, weiß man ja nie. Von einem der letzten Spaziergänge durchs Dorf wissen wir, wo der Weg zur Ermita de San Miguel anfängt. Vom Dorf unten sieht man immer nur das Dach der Kirche und den Berg, der mit Nadelbäumen bewachsen ist. Der Weg ist nicht sonderlich lang, aber manchmal steil und immer steinig, sodass man gut aufpassen muss, wohin man tritt. Ich hatte gehofft, von oben eine schöne Aussicht über Ayerbe zu haben, aber die Zedern stehen im Weg. Dafür ist die Aussicht über das weite Land in die andere Richtung viel schöner. Gelbe Felder, unterbrochen von grünen Büschen und immer wieder Berge, die jetzt auf gleicher Höhe sind, sodass man glaubt, nur rüber gehen zu müssen. Ich ärgere mich, dass ich mir in Deutschland keine bessere Kamera gekauft habe- ich könnte sie hier sehr gut brauchen. Außer der Kirche gibt es hier oben noch verfallene musulmanische Mauern aus dem 11. Jahrhundert, die sich besonders gut eignen, um gefährlich für Fotos zu posieren. Ich entdecke, dass es einen Weg über die Spitze aller Berge gibt und plane im Kopf schon die nächste Wanderung. Die arme Laetitia, wenn sie wüsste! Als der Durst zu groß wird, steigen wir wieder herunter und ernten von einigen älteren Herren, die im Schatten auf einer Bank sitzen, nur unverständliche Blicke. Wie kann man nur, um die Mittagszeit und bei dir Hitze! Naja, wann sonst? Um halb 5 bin ich mit meinem Freund in Amerika zum skypen verabredet. Bei ihm in Philadelphia ist es halb 10 Uhr morgens. Es ist ein seltsames Gefühl, ihn da in seinem Zimmer sitzen sehen, obwohl er doch auf einem anderen Kontinent ist. Er demonstriert mir sein weiches Bett und erzählt von der Segeltour und vom (obligatorischen) Barbecue. Wir geben uns ein Küsschen über die Kamera und dann ist meine Familie dran. Es ist rührend: meine Oma sitzt direkt vor der Kamera, der Rest hat sich dahinter versammelt: meine Eltern, meine Geschwister und mein Onkel, der zu Besuch ist. Ich freu mich riesig, alle mal wieder zu sehen. Ich werde mit Fragen bombardiert und muss viel erzählen. Daheim hat sich nicht viel getan.
Gut gelaunt geh ich heim und stecke Laetitia auch gleich an, ich schicke ihr die Fotos von Ayerbe auf den Computer, weil sie keine Kamera hat. Und sie zeigt mir ihre Familie, ihre Schwestern, Mutter, Cousinen, Nichten. Und ich ihr im Gegenzug meine. Da vergessen wir doch glatt den Abwasch drüber.