Lær dansk!
Jeder Einwanderer Dänemarks hat die Möglichkeit kostenfrei Dänisch zu lernen. Ein Bericht über meine Erfahrungen mit Dänemarks größtem Sprachcenter.
Wer meine Reportage „Digitales Dänemark“ gelesen hat weiß, dass in Dänemark jeder, der länger als drei Monate im Land bleiben möchte, mit Hilfe einer CPR-Nummer registriert wird. Diese Registrierung bedeutet automatisch auch die offizielle Zulassung für den Dänischunterricht. Nach relativ langem Warten auf meine Zulassung, besuchte ich vor einigen Monaten endlich den Informationsabend des Sprachcenters „Lærdansk“. Dort wurde den Teilnehmern alles Wichtige zum Inhalt und Verlauf des Unterrichts erläutert.
Læerdansk ist mit 18 Einrichtungen und insgesamt ca. 400 Angestellten das größte Sprachcenter Dänemarks. Als kleiner Teil der großen humanitären Organisation „Dansk Flygtningehjælp“ beruft sich Lærdansk auf einen Wertekompass welcher Punkte wie beispielsweise Würde, Respekt, politische Neutralität und Transparenz beinhaltet. Das Ziel ist die Integration von Flüchtlingen und Einwanderern in die dänische Gesellschaft sowie den dänischen Arbeitsmarkt.
Insgesamt stehen jedem registrierten Zugezogenen 18 Monate Dänischunterricht zu. Selbst wenn man die Dänische Sprache bereits beherrscht, kann man Unterricht nehmen um sich zu verbessern. Es gibt insgesamt drei verschiedene Unterrichtsmodule, die jeweils untergliedert sind. Beherrscht man weder Dänisch, noch die lateinische Schrift beginnt man mit Modul 1.1., wer kein Dänisch, jedoch die lateinische Schrift beherrscht, beginnt mit 2.1. und jeder der in seiner Heimat einen bestimmtes Maß an Bildung erhalten hat und Englisch aber kein Dänisch spricht beginnt mit Modul 3.1.. Während seiner Zeit bei Læerdansk steigt man dann automatisch im jeweiligen Modul auf, kann aber auch in ein höheres Modul wechseln. Die die schlussendlich das Modul 3.6. abschließen und den finalen Test bestehen haben ein Anrecht auf den Erhalt der dänischen Staatsbürgerschaft. Wer, neben dem Besuch der Unterrichtsstunden, auch Zuhause nach- oder vorbereiten möchte, kann außerdem auf der Internetseite Netdansk „Hausaufgaben“ machen.
Während ich auf die Einladung für den Informationsabend wartete, fand ich im Internet einen Blog einer Malteserin, die nach Sønderborg gezogen war. Ein Eintrag war ihren Erfahrungen mit Lærdansk in Sønderborg gewidmet. Sie beschrieb eine chaotische Atmosphäre mit schlechten Lehrern, die ihr so gut wie keine Fortschritte im Lernen der Sprache ermöglicht hätten. Dem entsprechend besuchte ich meine erste Dänischstunde mit geringen Erwartungen, war jedoch positiv überrascht.
Man hat die Möglichkeit den Unterricht, entweder ein Mal pro Woche abends für drei Stunden oder drei Mal die Woche jeweils fünf Stunden, zu besuchen. Ich begann mit einem Abendkurs zu dem ich immer Mittwoch ging. In diesem Kurs saßen fast ausschließlich Studenten, die bereits kurz vor uns angefangen hatten. Ich war überrascht über die Fülle an Dingen die uns bereits in meiner ersten Stunde beigebracht wurden. Während sich die Lehrerin sehr engagiert ihrer Aufgabe widmete, nervten mich einige Schüler, die sich während des Unterrichts ziemlich respektlos verhielten.
Inzwischen besuche ich, wenn es mir möglich ist, drei mal pro Woche den Dänischunterricht tagsüber. Der größte Unterschied ist wohl der, dass hier vor allem Flüchtlinge unterrichtet werden. Die Kommune zahlt ihnen den Unterricht bei Lærdansk und im Vergleich zu Zuwanderern müssen Flüchtlinge anwesend sein um weiterhin staatliche Leistungen beziehen zu können. Anfangs war ich ein bisschen enttäuscht, da wir noch nicht nach Bildungsstand und Erfahrung aufgeteilt worden waren. Ich hatte somit das Gefühl jede Stunde das gleiche wiederholen zu müssen, ohne Fortschritte machen zu können.
Seit die Kurse aufgeteilt wurden, bin ich jedoch zufrieden. Was mir immer wieder auffällt ist die freundliche und engagierte Art mit der sich die Lehrer dem Unterrichten widmen. So wird beispielsweise der Unterricht immer donnerstags und freitags für das gemeinsame Singen dänischer Lieder unterbrochen und ganz nebenbei über die eigene Familie geplaudert. Der längere Kurs verläuft deutlich lockerer als der abendliche, was jedoch auch bedeutet, dass man nicht automatisch mehr lernt. Jedoch ist die Arbeitsmoral der meisten Schüler durchaus positiver und jeder scheint sehr dankbar darüber zu sein, die Möglichkeit zu haben kostenfrei Dänisch zu lernen. Schließlich ist die Sprache der Schlüssel zur Integration.
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