L'Europe vit et se connecte – Europa lebt und verbindet
Über die spürbaren Vorteile der Europäischen Union am Beispiel einer Gruppenreise ins französische Loire-Tal über Ostern.
Europa hat derzeit einiges auszuhalten. Zwischen noch andauernder Eurokrise, der aktuellen Flüchtlingskrise, den immer größeren Wahlerfolgen europakritischer Parteien sowie möglichen Austrittsreferenden wie am Beispiel Großbritanniens. Vom Traum Europas als einem geeinten, friedlichen und wirtschaftlich erfolgreichen Europas, wie es einmal die Gründerväter Adenauer, Monnet, Schumann, Bech, Gasperi, Churchill oder Hallstein dachten, ist derzeit nicht viel zu spüren. Europa befindet sich in einer inneren Zerreisprobe mit einem ungewissen Ende.
Häufig wird die Europäische Union als ein intransparentes Gebilde, fernab von greifbarer Realität verstanden und wahrgenommen. Dabei sind doch viele europäische Errungenschaften täglich wahrnehmbar und für viele eigentlich nicht mehr wegzudenken, auch wenn sie stellenweise (unwissend) einen europakritischen Kurs vertreten.
Neben der hiesigen Plattform „Youthreporter“ als eine Austauschmöglichkeit europäischer Erfahrungen, sind Programme wie der Europäische Freiwilligendienst (EVS) oder das Erasmus-Programm für Studierende eine tolle Möglichkeit zum interkulturellen Austausch innerhalb Europas.
Ich nutze dankenswerterweise derzeit das Erasmus-Programm der Europäischen Union für meinen Auslandsaufenthalt an der Universität Wien. Aber welche Vorteile und Freiheiten Europa bieten, ist mir gerade wieder während einer Kurzreise über Ostern aufgefallen. Jährlich bietet der außerschulische Lernort namens „Heidelberger Life-Science Lab“ eine Osterakademie ins europäische Ausland an. Dieses Jahr führte es die Gruppe unter dem Motto „Renaissance“ ins französische Loire-Tal. Der größte Fluss Frankreichs, die Loire, die ihren Ursprung im Süden Frankreichs und ungezügelt sowie frei von anthropologischen Eingriffen ihren Weg in den Atlantik findet, schafft ein fruchtbares und schönes Tal dessen Vorzüge bereits eine große Zahl französischer Könige zu schätzen wussten. So erstreckt sich zwischen Saumur und Orleans ein Tal voller Schlösser, die seit dem Jahr 2000 dem UNESCO Weltkulturerbe angehören. Das größte und wohl prächtigste Schloss im Loire-Tal ist das Chateau Chambord. Im 16. Jahrhundert errichtete der französische König Franz I. dieses Prunkschloss als seinen Jagdsitz. Dem Schloss schloss sich ein Jagdgebiet mit über 5433 Hektar Fläche an. Neben den zahlreichen für Chambord charakteristischen Schornsteinen und Kegelförmigen Dächern, ist die zentrale doppelläufige Wendeltreppe eine Besonderheit. Vermutlich von Leonardo da Vinci entworfen, kann diese massive Treppe von Läufen betreten werden und führt so in einander verflochten in die oberen Etagen.
Ebenso einzigartig wie schön ist das Wasserschloss Chenonceau. Erbaut von einem Bürgerlichen, der als königlicher Finanzverwalter arbeitete, gelangte das Schloss nach kurzer Zeit in die Hände der königlichen Mätresse Diane de Poitieres von Heinrich II. Nach dessen Tod verlangte seine Ehefrau Katharina de Medici das Schloss von Diane zurück und baute es zur heutigen Form um. So entstand über dem Nebenfluss Cher ein den Fluss überkreuzendes Wasserschloss, das anhand der Besucherzahlen auf Platz 2 nach Versailles steht.
In dichter Konkurrenz zu Chenonceau steht das romantische Wasserschloss Azay-le-Rideau, das ebenfalls im Loire-Tal liegt. Ebenfalls von einem Finanzverwalter des Königs erbaut, wird das Schloss gänzlich von Nebenfluss Indre umspült und dessen Schönheit vom französischen Schriftsteller Balzac als geschliffener Diamant wiedergegeben wird. Akkurate Symmetrie verbindet sich hier mit Schönheit der Renaissance.
Diese und viele weitere schöne und sehenswerte Schlösser konnten bei dieser Gruppenreise erkundet werden. Zu verdanken haben wir diese schöne Reise letztlich auch der Europäischen Union, die durch kulturelle Förderung zum Erhalt der Schlösser beiträgt und durch den Schengen- und Euroraum ein komfortables Reisen sowie umstandsloses Bezahlen arrangiert. Europa zeigt hier an diesem Beispiel, dass es Kultur entdecken ermöglicht, dass es verbindet und letztlich dass es lebt.