Kultur ist mehr als Sprache
Über die österreichische Kultur und dem Vorurteil zwischen Deutschland und Österreich bestünde keine kulturelle Differenz.
„Ein wamperter Tschecherant steht blunzfett mit einer Eitrigen auf einem Festerbankl im Mezzanin“ – als Deutscher vollkommen verständlich oder?
Die meisten Deutschen glauben, weil die Österreicher deutsch sprechen, bestünde doch kein kultureller Unterschied zwischen Deutschland und Österreich. Theoretisch könnte man meinen, aber praktisch: Fehlanzeige. Fragt man den Österreicher, so spricht er auch kein Deutsch, sondern österreichisch. Dies erscheint auf den ersten Blick lächerlich, doch stattet man einem österreichischen Supermarkt oder einer beliebigen Speisekarte einen Besuch ab, tauchen Begriffe wie "Koriol, Faschiertes, Vogerlsalat, Powidl“ und viele mehr auf, die aus deutscher Sicht einer Fremdsprache anmuten. Von den vielen Genus-Schwankungen (z.B.: das Email anstatt die Email) und österreichischen Satzstrukturen mal ganz abgesehen.
Das Kultur mehr aus macht als nur Sprache, ist wohl spätestens nach diesen Beispielen unumstritten. Doch was zeichnet die österreichische Kultur besonders aus?
Ein kulturelles Merkmal ist die Bürokratie. Nun ist man als Deutscher bereits bürokratischen Müßiggang gewohnt, doch das wird von den Österreichern noch getoppt. Die Wiener beispielsweise sind äußerst stolz auf ihre über 70 Magistratämter, die sich über die ganze Stadt verteilen. So gibt es zum Beispiel ein Magistratamt „Berufsrettung Wien“ oder „Wien leuchtet“. Hat man etwas auf diesen Ämtern zu erledigen, so kann es passieren, dass man einmal quer durch die Stadt fahren muss, dann selbstverständlich am Eingang eine Nummer ziehen und dann warten bis man aufgerufen wird. Zu diesen 70 Magistratämtern gesellen sich übrigens noch 23 Bezirksämter, schließlich soll die dezentralisierte Bezirksdemokratie ja nicht zu kurz kommen. Neben all der Bürokratie muss man ihnen aber zugestehen, dass die Behörden äußerst strukturiert und zuverlässig sind.
Desweiteren leben die Österreicher eine gewaltige Titelkultur. Vom „Herr Primarius“ über die „Frau Magistra“ bis hin zum „Herr Bergrat“ ist alles vertreten. Selbst die Ausbildungsberufe erhalten mit ihrem Abschluss einen Titel, den sie zu ihrem Namen tragen dürfen. Gesellschaftliche Wertschätzung sei das, erklärt mir ein Altwiener. Recht hat er. Die Österreicher mögen ihre Titel und Titelträger tragen zugleich gesellschaftliche Prestige. Für den Ausländer hingegen kann die Titelvielfalt an einem Bürogebäude äußerst verwirrend sein, aber da hilft der nächste Einheimische dann gerne weiter.
Die Kaffeekultur und die österreichische Küche – kulturelle Highlights. Die Österreicher lieben ihre Melange und am besten in ihren klassischen Kaffeehäusern. Ebenso ihre Küche, welche nicht nur aus Wiener Schnitzel, Apfelstrudel und Sachertorte besteht. Kren (Meerrettich) und Saftgulasch gehören genauso dazu wie das Cordon bleu, der Käsekreiner, die Heumilch und der Vogerlsalat. Die Österreicher essen gerne, deftig und gut. So lässt sich vor allem in den urigen Beisl´n typisch österreichisch speisen.
Auch in Sachen bilden gehen die Österreicher ihren eigenen Weg. Nach der vierjährigen Volksschule (=Grundschule) stehen den Schülerinnen und Schüler zahlreiche diverse weiterführende Schularten zur Verfügung. Von der allgemeinbildenden höheren Schule (Gymnasium) über die Mittelschule bis hin zu zahlreichen Fachschulen. Der Wunsch ist es allen Lernenden eine fördernde Differenzierung nach ihren Neigungen zu ermöglichen.
Die Österreicher lieben den Winter-Sport! Man kann es ihnen auch in Anbetracht der zahlreichen Skipisten nicht verdenken. So bieten die Alpen in Tirol hervorragende geologische Voraussetzungen für den Winter-Sport und so gehört es sich, dass man in den Osterferien Ski fahren geht.
Übrigens: Wer mehr über die österreichische Kultur auch gerade in Abgrenzung zur deutschen wissen möchte, schaut am besten mal in den YouTube-Kanal von Michael Buchinger rein. Der österreichische YouTuber zeigt auf humorvolle Weise die kulturellen Eigenarten auf.