Kopfhautweh und wo ist denn deine Mama (Tag 3)
Beeeerit ablaaaaaaaa, Veroooooonika ablaaaaaaaaa trag mich trag mich trag mich trag mich!
Der erste wirkliche Arbeitstag hat früh angefangen und spät aufgehört. Ab um 7.30 standen gefühlte 1000000000 Kinder plus ungefähr vier Kindergärtnerinnen bzw Leute die die eigentlichen Kindergärtnerinnen in den Ferien vertreten. (Große Frage in meinem Kopf:"Wie haben diese vielen Kinder in den 7-Sitzer Minibus gepasst, denn die werden mit dem Ding zu Hause angeholt :D...naja wenn man sich nicht anschnallt ist mehr Platz und andere Kinder sind super Airbags :S)
Jedenfalls hat sich Veronika erstmal vier bis fünf weinende Kleinkinder anhängen lassen (so weihnachtsbaummäßig), womit dann auch klar war, wer von uns in die Kleinkindergruppe (0-3) und wer in die der Größeren (3-6) geht. Ich war zuerst ganz froh über die Größeren, aber als meine Haare als Lieblingsspielzeug endeckt wurden, habe ich mir das kurzfristig noch anders überlegt. Getröstet wurde ich aber von dem gedämpften Kindergeweine von nebenan, was ich zum Glück nicht in live hören musste. Dafür bin ich morgen dran mit den Kleinen.
Wie auch immer, ich bin zwar stolz, dass ich am Ende des Tages noch alle meine Haargummis hatte, aber ich muss was an meiner Taktik ändern. Denn leider haben meine drei bis fünf kleinen rosa angezogenen Freundinnen sich irgendwann um meine Haare gestritten, was echt mies ist, wenn man da dran hängt.
Als der Streit mithilfe einer Stoffschlange, die als Ersatz dienen konnte, geschlichtet war, war es auch schon Zeit für den Englischunterricht.
Ich war natürlich extremst gut vorbereitet, aber Gott sei dank hat sich irgendein unterbeschäftigter Pädagoge/gelangweilter Knastinsasse mal Head-Shoulders-Knees-and-Toes ausgedacht. Davon wussten sogar die süßen türkischen Kinder (von denen im Übrigen echt viele blond sind) und sangen begeistert mit. Als ich dann auf meinen Kopf zeigte und fragte, was das denn auf Englisch sei, wusste man die Antwort aber zuerst nicht. Später ging es dann etwas besser, die Kinder bedanken sich sogar schonmal auf Englisch. Das ist leider doof, weil "Danke" eines der wenigen Wörter ist, die wir auf Türkisch können. A propos Türkischkenntnisse, ich konnte schon erklären, dass ich hier wohne, meine Mama und mein Papa sowie meine Geschwister aber in Deutschland sind und dass ich mal aufs Klo muss (Klo=einziger Ruheort=viiiiiiiel Çay-Tee). Wir verstehen aber beide immer mehr von dem Kindergebrabbel. Wenn wirs mal nicht verstehen, ist das auch nicht so schlimm, denn ein einfaches çok güzel als Antwort tuts auch. (Hätten wir eine çok-güzel-Kasse mit 10 cent für jedes Mal, könnten wir Ende des Monats bei Prada shoppen gehen, inklusive Übernachtung im vier-Sterne-Hotel in Istanbul...)
Spannend ist auch das Essen. Erstens ist es sehr lecker (heute Paprika mit Reis gefüllt mit Joghurtsoße) und zweites sehr spannend, weil man nie weiß, ob einen das zu fütternde Kind gleich anspuckt oder auch mal eben den Finger mit isst.
Ansonsten sind die Kinners aber sehr süß, sehr anhänglich und schon unsere besten Freunde.
Als sie mit einiger Verspätung um sieben abgeholt wurden (nachdem man mich noch auf Türkisch angeschrien hatte, ich solle die Kinder nicht so viel tragen, weil das für den Rücken schlecht sei, was ich aber zuerst nicht verstanden habe und deshalb recht verschreckt war..) haben wir gegessen. Beim Kochen hätte ich uns beinahe umgebracht, weil ich ein Köfte und eine Holzgabel in die Gasflamme geworfen und dann versucht habe beides mit der Hand aus der Flamme zu nehmen.
Danach gingen wir einkaufen. Leider wurde es schon dunkel und die bekloppten Türken fahren ständig auf der falschen Seite der Autobahn, die wir überqueren mussten (als wir das erste mal zum Kinderzentrum gebracht wurden, ist Murat auch einfach auf die AUSFAHRT gefahren und dann als Geisterfahrer bis zum Kinderzentrum gerast). Wir haben es überlebt, genauso wie den komischen Annäherungsversuch einiger türkischer Geisterfahrer entlang der Autobahn, an der eben unser Weg liegt. Dank Veronikas Trick, einfach so zu tun, als würde man jemandem winken, den man kennt, konnten wir knapp entrinnen. Abenteuerlich war auch, dass bei unserer Rückkehr im Zentrum ein fremdes Auto auf dem Parkplatz stand. Erst versteckten wir uns hinter Büschen, nur für den Fall, dass unser Besuch aus Halsabschneidern oder Mördern bestand. Es war dann tatsächlich eine Familie mit Kind, das morgen bei uns anfängt, mitsamt deutsch sprechendem Vater.
So und jetzt gehen wir ins Bett, denn kein Kind ruft mehr "Beeeeerit abla (abla=große Schwester),Veeerooonika abla trag mich!!!" und das müssen wir nutzen, um zu schlafen :)
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