Könnte Irland die EU ebenfalls verlassen wollen?
EU Austritt Großbritanniens - Mögliche Folgen für die grüne Insel
Auf Grund des bevorstehenden Volksentscheides über die politische Zukunft Großbritanniens, wachsen im Nachbarland Irland die Sorgen über mögliche wirtschaftliche Folgen für die Insel.
„Wenn sich Großbritannien für den Austritt entscheiden sollte, wird es in Irland definitiv eine Debatte darüber geben, ob wir nicht dasselbe tun sollten“, so Danny McCoy, der Chef des führenden irischen Unternehmensverbands Ibec, in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Womöglich bliebe den Iren wohl keine andere Wahl.
Die irische Regierung vermeidet derzeit allerdings noch klare Stellungnahmen zu dieser Thematik. Bisher sickerte nur durch, dass die irische Regierung eine EU-Mitgliedschaft Großbritanniens in der Tat als wichtig für die wirtschaftliche Zukunft Irlands erachte. Allerdings sähe die Situation Irlands anders aus, als die Großbritanniens, da Irland Mitglied der Europäischen Währungsunion ist, was einen EU Austritt definitiv verkomplizieren würde.
Im November 2015 setzte sich Enda Kenny bei einem Besuch in London für den britischen Verbleib in der EU ein. Dies geschah nicht zuletzt auf Grund des Finanzcrashs von 2008.
Seitdem mussten 4.6 Millionen Iren erhebliche Einbußen in verschiedenen Lebensbereichen, vor allem aber im Lebensstandard machen.
Nachdem Irland drei Jahre lang unter dem Rettungsschirm des Internationalen Währungsfons der EU stand, hat sich das Blatt mittlerweile gewendet.
Im Jahr 2015 lag das wirtschaftliche Wachstum bei rund vier Prozent und ist somit höher, als in jedem anderen europäischen Land. Wichtigster Handelspartner ist hierbei Großbritannien. Im schlimmsten Fall, könnte der irische Handel bei einem Brexit („Exit“ Großbritanniens aus der EU) um ein Fünftel schrumpfen. Dies hängt auch mit der Verflechtung des Energiemarktes der Insel zusammen. Irland erhält 100 Prozent seines Gasbedarfes aus der britischen Nordsee, wäre Großbritannien nicht mehr EU- Mitglied, wären hohe Steuern für die Insel möglich.
Der britische Premierminister David Cameron hat angekündigt, dass ein Volksentscheid zu dieser Thematik bis spätestens Ende 2017 abgehalten werden wird.
Bis dahin werden weiterhin verschiedenste Vermutungen zur wirtschaftlichen Zukunft Irlands angestellt.
Wirtschaftslobbyist McCoy fürchtet, dass viele irische Großkonzerne nach einem EU-Austritt der Briten nach Großbritannien auswandern könnten. Das Land könnte nach einem Brexit womöglich mit niedrigen Steuern und einer deregulierten Wirtschaft ein attraktiver Standort für Großunternehmen werden. Aus diesem Grund wären die Folgen für Irland erheblich, da das Land zurzeit ein sehr begehrter Investitionsstandort ist.
Somit könnte ein Brexit das kleine Irland wirtschaftlich härter treffen, als Großbritannien selbst.
Deshalb ist McCoy der Meinung, ein EU Austritt der Briten könne auch einen Austritt Irlands zur Folge haben: „Wir wären dann in einer ganz neuen Situation. Ich bin mir nicht so sicher, ob die EU-Mitgliedschaft für multinationale Konzerne aus Irland eine sehr große Rolle spielen würde“. Viele irische Großkonzerne sind nämlich über die europäischen Grenzen hinaus attraktiv. Dennoch bleibt die Kontroverse erhalten.
Des Weiteren könnte ein Brexit die politische Situation zwischen Irland und Nordirland wieder zuspitzen. Die beinahe verschwundenen Grenzen würden dadurch verschärft und alte Konflikte könnten wieder aufgewärmt werden.