Kleinkram, Ahnungslosigkeit und weniger gute Ankündigungen
Zwei Wochen lang war ich überwiegend im Büro und dem Besucherzentrum beschäftigt. Sodann musste ich über mangelnde Informationsweitergabe staunen und zuletzt wurde mir noch angekündigt, dass ich wieder ans Kardon muss.
24.1. bis 30.1.2011:
Diese Woche beschäftigte ich mich abermals mit der Präsentation über den Umweltschutz. Am Freitag konnte ich meinen russischen Text Mascha geben, die diesen für mich korrigierte.
Sodann sollte ich noch eine CD zusammenstellen mit Informationen, Berichten, Ergebnissen über die Arbeit aller bisherigen und aktuellen Volontäre. Diese soll an den Nalychevo Naturpark nach Petropavlovsk geschickt werden. Denn da sitzt die obere Verwaltung des Naturparks Vulkane Kamtschatkas, zu dem auch der Bystrinskii Naturpark gehört.
Da diese Informationen aber nicht einfach so auf dem Computer offensichtlich abgespeichert sind, musste ich dazu riesige Datenmengen (Textdokumente, Präsentation, Tabellen, Bilder…) durchforschen und entschließen, was eine nützliche Auskunft über die Arbeit der Volontäre gibt.
Sodann schaute ich mir das Besucherzentrum des Parks mal etwas genauer an. Besser gesagt die Auswahl an Souveniren. Ich überlegte mir, ob es sinnvoll wäre, neue Souvenire zu gestalten. Dazu gehören z.B. Postkarten, Anstecker, Lesezeichen, kleine Kalender u.v.m. Da aber noch einiges an Souveniren da war, entschloss ich mich erst mal nur eine neue Rückseite für kommende Postkarten zu gestalten. Denn die Rückseite der alten ist erstens nicht praktisch zum beschriften (ein Logo braucht zu viel Platz) und zweitens war auf ihnen das alte Logo des Parks aufgedruckt.
Für die Motive schaute ich, welche Postkarten denn gedruckt sind und merkte dann, dass es auf dem Computer schon fertige Postkartenmotive gibt, die vor einiger Zeit von irgendeinem ehemaligen Volontär entworfen wurden, aber nicht gedruckt wurden. Also beließ ich erst einmal bei der Rückseite.
Am Mittwoch half ich Juri Nikolajewitsch beim bereit legen von Bauholz für eine Fahrt an den Galjamaki. Das Holz sollte dort hingebracht werden, damit man im Sommer dort irgendetwas Bauen konnte (eine Hütte, ein Toilettenhaus??).
Am Donnerstag half ich ihm noch weiteres Holz an der Baßa abzuholen. Außerdem holten wir von dort noch einen weiteren Schlitten ab, der auch für die Fahrt zum Galjamaki gebraucht wurde.
Am Donnerstagnachmittag kam Pjotr Petrowitsch zu mir ins Büro und sagte mir: „Am Samstag fahren wir“ Aha! Eine sehr aufschlussreiche Information. Ich dachte mir zwar, dass es zum Galjamaki ging, da ich im Verlauf der Woche immer mal wieder ein paar Gesprächsfetzen aufgeschnappt habe, aus denen man heraushören konnte, dass man am Wochenende zum Galjamaki fahren würde.
Da ich also mit Pjotrs Worten wenig anfangen konnte, fragte ich nochmal kurz nach. Allerdings kam auch dann nicht viel mehr herüber und stattdessen redete er dann mit Nina, die ihn irgendetwas gefragt hatte, weiter.
Was ich also von den Parkmitarbeitern gesagt bekam, war, dass wir am Samstag fahren würden. Mir wurde nicht gesagt wohin (erst am Freitagabend sagte man es mir), nicht um wie viel Uhr man aufbrechen würde, nicht was man dort machen würde, nicht ob man dort meine Hilfe benötigte oder ob es einfach ein Ausflug für mich sein sollte, nicht wie lange man unterwegs sein würde, nicht welche Ausrüstung und welche Lebensmittel ich mitnehmen sollte.
Für mich hatte es also den Anschein, als ob man mich dort nicht dringend benötigt. Und wenn man mir keine Informationen gibt, dachte ich werde ich halt nicht mitfahren.
Hinzu kam dann noch, dass wir am Freitagmorgen eine Temperatur von minus 37 Grad hatten (mein bisheriges Minimum). Da ich nicht über die nötige Ausrüstung (Klamotten, Schuhe, Handschuhe) für eine 5-Stündige Tour auf dem Schneemobil bei minus 37 Grad habe, beschloss ich dann nicht mit zu fahren. Als am Freitagabend dann der Direktor Igor Anatolewitsch mich anrief und fragte, ob ich mit zum Galjamaki wolle (wie gesagt wollen, nicht müssen) sagte ich ihm ab. Immerhin hatte er mich noch einmal gefragt und nicht einfach mal angenommen, dass ich mitkomme, während die Inspektoren wohl davon ausgegangen sind das ich als Mann selbstverständlich mitgehe. So kam es auch, dass sich einer der Inspektoren mir gegenüber dann etwas schroff verhielt, als er erfuhr, dass ich nicht mitfahre.
Am Samstagabend um 22 Uhr kehrte die Gruppe vom Galjamaki zurück, die dort das Monitoringprojekt durchgeführt hatte. Es wurde also wieder lebendiger in unserem Haus. Die zweite Gruppe (Bautrupp) war noch länger weg.
Am Sonntag unternahm ich mit Susan einen Spaziergang zu den Weißen Felsen. Eine geologische Sehenswürdigkeit 4km außerhalb Essos. Auf dem Weg dorthin stellten wir fest, dass einige Wegweißer des Wanderwegs zerstört waren. Ich fotografierte diese gleich, damit ich dann am darauffolgenden Montag bei der Planjorka von der Zerstörung der Schilder berichten konnte. Schließlich wurde der Wanderweg vom Park angelegt und wird vom dem gepflegt.
Die Abende nutzen Susan und ich jetzt seit einigen Tagen immer für Spaziergänge durch Esso. Dadurch kommt man nochmal an die frische Luft, wenn man den ganzen Tag im Büro saß. Diese täglichen ca. einstündigen Spaziergänge bei teils Temperaturen von unter minus 20 Grad führen tatsächlich dazu, dass ich besser schlafe und am nächsten Morgen manchmal noch vor dem Wecker aufwache.
Außerdem haben Vera und ich am 22. Januar angefangen bei einer örtlichen Kunsthandwerkerin traditionelle russische Schnitzkunst zu lernen.
In der ersten Stunde wurde nur theoretisch gearbeitet. Ab da sind wir zwei Mal die Woche (Mittwoch und Samstag) bei ihr um das Schnitzen zu lernen. Dazu arbeiten wir zunächst noch auf einem Probebrett und versuchen uns an verschiedenen Schnitzmustertypen. Später werden wir dann ein Küchenbrettchen bekommen, das wir dann mit den erlernten Schnitzmustertypen verzieren werden. Was dann kommt weiß ich noch nicht. Aber ich weiß, dass es mir Spaß macht mal wieder mit Holz zu arbeiten und etwas über die hiesige Schnitzkunst zu erfahren. Da der Unterricht natürlich auf Russisch erfolgt, dient das Ganze dann auch noch dem erlernen des Russischen.
31.1. bis 6.2.2011:
Diese Woche arbeitete ich einiges im Besucherzentrum. Dort befindet sich eine Vitrine mit einigen Exponaten aus dem Kunsthandwerk, verschiedenen Flyern und Souvenieren. Diese räumte ich auf. Das heißt ich entfernte einige alte Flyer und brachte alles wieder in eine anschauliche Anordnung. Außerdem kümmerte ich mich darum, dass von allen Souvenieren ein Ansichtsexemplar ausgestellt ist. Entweder in der Vitrine oder im Schaukasten der Verkaufstheke. Einige Dinge versah ich dann auch noch mit Preisschildern. So dann sortierte ich auch noch einen Ständer mit kostenlosen Flyern (Informationsmaterial über die Wanderwege des Parks, den Umgang mit Bären, andere Naturparks…).
Neben dem Aufräumen schrieb ich auch noch ein paar Etiketten für Bilder, die irgendwie abhanden gekommen waren und befestigte sie an der Ausstellungswand.
Auch reparierte ich mit Susan einen aus Holz gebauten Vogel, der in der Spielecke aufgehängt war und bei dem ein Faden gerissen war. Vermutlich hatten ihn spielende Kinder zum reißen gebracht.
Weitere Arbeiten waren: Die Wetterstation des Parks. Im Park ist eine Wetterstation installiert. Von draußen senden Sensoren Wetterdaten wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Niederschlag und Windgeschwindigkeit nach Innen zur dortigen Basisstation, an der man dann diese Daten ablesen kann. Allerdings funktionierte diese Station momentan nicht mehr. Nachdem ich dann einiges ausprobiert hatte, die Bedienungsanleitung gefunden und überflogen hatte und nochmals ein paar Knöpfe gedrückt hatte, stellte ich fest, dass das der Fehler daran lag, dass die Basisstation die Sensoren auf der Straße nicht erkannte. Bei genauerem hinschauen merkte ich dann, dass irgendjemand die Sensoren in der Basisstation deaktiviert hatte. Zwei Knöpfe drücken, die Sensoren waren wieder aktiviert und die Station arbeitete wieder.
Außerdem fragte ich beim Support noch nach russischem Zubehör (Bedienungsanleitung und Software). Denn Igor Anatolewitsch wollte russischsprachiges Zubehör.
Da das Internet diese Woche nach eine mehr als zweiwöchigen Pause mal wieder funktionierte, konnte ich den Support auch wirklich anschreiben.
Als ich Anfang des Jahres 2010 auf einem Vorbereitungstreffen für mein Jahr in Esso war, wurde mir gesagt, dass mir hier unter Umständen die träge Arbeitsmoral der russischen Parkmitarbeiter auffallen und mich stören würde. Dies ist tatsächlich so.
Oftmals brauchen Dinge, die in Deutschland innerhalb kurzer Zeit erledigt sind hier sehr lange. Dies liegtnicht daran, dass die Leute hier faul sind, sie haben einfach ein gänzlich andere Moral und leben gelassener in den Tag.
Als aktuelles Beispiel dient da vielleicht meine Arbeit im Besucherzentrum. Denn dazu benötigte ich einen Tacker, um ein Bilder, die sich gelöst hatten, an einer Holzwand wieder zu befestigen. Noramlerweiße ist der Tacker immer in der Werkstatt. Dort war er aber nicht. Also fragte ich diverse Parkmitarbeiter danach. Schließlich erfuhr ich, dass der Tacker gerade mit den Inspektoren am Galjamaki sei. Als diese dann wieder da waren, fragte ich den Direktor nach dem Tacker. Auch Natalia Petrowna hatte ihm schon gesagt, dass ich den Tacker benötige. Allerdings lag der gerade beim Direktor zu Hause. So musste ich ca. fünf Mal den Direktor nach dem Tacker fragen, bis er ihn mir mal brachte, obwohl er direkt neben dem Parkgebäude wohnt.
Erst dann konnte ich die Bilder befestigen.
Des Weiteren half ich Juri Nikolaewitsch beim Montieren von neuen Schlitten. Der Park hatte sich scheinbar drei neue Schlitten gekauft, die größer und leichter als die alten waren. Deren Einzelteil musste ich aber noch zusammenbauen. Danach hängten wir sie an ein Schneemobil und transportierten sie zur Baßa, um sie in der dortigen Garage abzustellen.
Anfang der Woche kam Igor Anatolewitsch zu uns Volontären und sagte, dass der Inspektor, der eigentlich immer am Kardon (ihr wisst schon, diese Rangerhütte 10 km außerhalb von Esso, irgenwo in der Pampa) stationiert ist, für drei Wochen vertreten werden soll. Diese Vertretung sollten die Volontäre stellen. Für die erste Woche meldeten sich gleich Vera und Susan. Für die zweite Woche war nur ich zur Verfügung, da Nina bereits abgereist ist und Sergej und Kostja auf einem Seminar in der Stadt sein würden. Also sollte ich die zweite Woche allein am Kardon verbringen. Das bedeutete, dass ich erst eine Woche allein zu Hause sein würde, da ja alle anderen entweder am Kardon oder schon in der Stadt sein würden. Danach würde ich dann eine Woche alleine am Kardon in der Pampa hocken und mich mit Leuten rumärgern müssen, die eigentlich den Inspektor des Kardons besuchen wollen, dann aber feststellen, dass der nicht da ist.
Naja, wie diese Woche am Kardon verläuft werde ich dann schreiben.
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