Keine Pause
Nur keine Langeweile aufkommen lassen, das ist Lottis Motto. Zwischen Rohrbruch und Explosionsgefahr im Haus braucht sie sich da wohl auch keine Sorgen zu machen: Ein unvergesslicher Sonntag.
Immer am Ball bleiben, keine Langeweile entstehen lassen, das ist mein Motto. Nur leider nimmt das irgendjemand zu wörtlich.
Der Sonntag wird in die Geschichte als der Tag eingehen, an dem ich das erste Mal mit einem Wasserrohrbruch kämpfen musste und mich beinahe in die Luft gesprengt habe. Beeindruckend, nicht war?
Es war gegen 7.30Uhr, als meine vietnamesische Mitbewohnerin am Sonntag an die Tür klopfte und von einem Problem mit dem Wasserhahn sprach. Als ich ins Bad wankte, war ich bald sehr schnell wach. Unser Waschbecken ist rechteckig von Kacheln eingerahmt und dahinter spritzte das Wasser hervor. Wo um alles in der Welt waren die Wasserrohre?? Not macht erfinderisch. Wir fanden sie sehr schnell. Man musste das Holz, in dem die Waschbecken eingefasst sind, anheben. Auch wenn man das weiß, funktioniert das nicht so leicht. Auf alle Fälle spritzte Wasser überall...
Als ich in einen kleinen Raum rannte, in dem ich einige technische Geräte entdeckt hatte, stellte ich fest, dass auch im Treppenhaus überall Wasser war. Es kam aus dem Loch, in dem die Lampe am Strom hängt. Die Lampe war an! Gefährlich? Quatsch! Auf alle Fälle stand der gesamt Flur unter Wasser, es lief durch die geschlossene Tür nach draußen.
Was macht man? Erstmal verzweifeln und wie blöde was zum Wasserabstellen suchen. Die Vietnamesinnen haben in der Zwischenzeit mit irgendjemanden auf Vietnamesisch telefoniert und jeder rannte hektisch hin und her. Auch wenn es wohl sehr früh war, rief ich dann meine Kollegin an, der ich versuchte auf Französisch mein Problem zu schildern (seltsamerweise ging das recht gut...). In der Zwischenzeit spritzte es nicht nur im Badezimmer sondern zwischen den Waschbecken schoss eine einen Meter hohe Fontäne in die Höhe. Nachdem ich eigentlich am liebsten angefangen hätte zu heulen, brachte mich dann der neue Zimmerspringbrunnen doch zum Lachen, also einem verzweifelten lachen.
Dann rief ich die andere Kollegin an und scheuchte sie aus dem Bett, diese konnte mir aber sagen, wo der Hauptwasserhahn ist, sodass wir die Überflutung erstmal stoppen konnten. Trotzdem war alles nass und immer noch Sonntag. Den Sonntag verbrachten wir also ohne Wasser, trotzdem haben wir mit einigen Freiwilligen deutsche Weihnachtsplätzchen gebacken – auf alles möchte man ja nicht verzichten. Vor allem, nachdem ich erfahren habe, dass ihnen "Advent" nichts sagt. Unglaublich!
In der ganzen Zeit ging auch die Heizung nicht, weil Trang beim Suchen des Wasserhahns die Heizungsgasrohre verändert hat und die Heizung ausstellte, ihre genaue Begründung dafür kenne ich auch nicht. Auf alle Fälle drehte sie das Gas auf, sodass ein unglaublicher Druck auf ein Gerät entstand.
Am Abend schliefen die beiden, da sie keine Lust auf den Verzicht einer Dusche hatten, bei Freunden. Ich froh in der Zeit und wollte die Heizung anstellen. Gott sei Dank, habe ich es nicht hinbekommen! Am nächsten Tag erfuhr ich, von dem Gasdruck. Wäre der Funken, auf den ich die ganze Zeit gewartet habe und deshalb dauernd auf den Anmachschalter drückte (wie bei einem Gasherd), angegangen, dann würde ich dies hier nicht mehr schreiben. Ich darf nicht dran denken, denn immer wenn ich das tue, schnürt sich mir alles zusammen und ich bekomme Panik. 15 Minuten habe ich versucht, die Heizung anzubekommen. 15 Minuten hätte ich mich beinahe in die Luft gesprengt!
So ist das also.
Heute Abend werde ich in einem Brüsseler Radiosender über den Europäischen Freiwilligendienst plaudern, warum habe ich das vorhin zugesagt? Keine Ahnung. Na ja, keine Langweile aufkommen lassen und immer eine neue Herausforderung meistern.