Kein Weihnachten

Seit Anfang Dezember funkeln über den Straßen St. Petersburgs zahlreiche Lichter, wurden Tannenbäume geschmückt und und blinken die Brücken in allen Farben.
Und das, obwohl es in Russland kein Weihnachtsfest gibt. Wie groß waren die Augen der Freiwilligen, als Bauarbeiter riesige Bäume schmückten und Weihnachtsmärkte aus Spanplatten aufgebaut wurden!
Weihnachten als christliches Fest gibt es tatsächlich nicht. Hier wird zum Neuen Jahr gratuliert, das einen Marathon aus Festtagen einläutet, der dieses Jahr bis zum 10. Januar dauert.
Silvester, oder hier "der Tag zum neuen Jahr" genannt, ist der Höhepunkt der Feiertage. Traditionell wird die Nacht in der Familie verbracht. Es werden Abendgottesdienste gefeiert, die aber aufgrund des wenig verbreiteten Glaubens von den meisten Familien nicht wahrgenommen werden. Der 31. Dezember vergeht mit Spaziergängen, letzten Einkäufen und Verpacken der Geschenke sehr schnell.
Das russische Pendant zu "Dinner for One" ist eine Komödie, welche jedes Jahr an Silvester ausgestrahlt wird: Ein junger Mann feiert mit seinen Freunden, welches in der Banja eine feuchtfröhliche Angelegenheit wird. Seine Freunde erlauben sich den Spaß, ihn in das falsche Flugzeug zu setzen, als er nach Hause möchte. Er setzt sich, angekommen in der falschen Stadt, in ein Taxi, nennt seine Adresse und steht bald vor einem grauen Plattenbau. Das ist der erste Witz dabei: In allen Städten in Russland tragen die Straßen die gleichen Namen und sehen die Häuser gleich aus. Dann steigt er die Treppen hinauf, um seine Wohnung aufzuschließen. (Der zweite Witz: Zu Sowjetzeiten haben auch die Schlüssel oft gepasst.) Er legt sich in das Bett, das seinem Bett zu Hause gleicht (Dritter Witz: Alle haben die selben Möbel, weil es nur ein Modell zu kaufen gab.) und wacht am Morgen neben einer fremden Frau auf.

Um Mitternacht begeben sich die Menschen auf die Straße oder auf öffentliche Plätze, um das Feuerwerk zu bestaunen. Nach dem Schenken beginnt das große Silvesteressen, das erst in den frühen Morgenstunden endet.
Viele Jugendliche verbringen diese Nacht aber auch mit Freunden.

Am 7. wird von orthodoxen Christen das christliche Weihnachtsfest mit einem Kirchenbesuch gefeiert. Weitere Traditionen oder gar Geschenk gibt es an diesem Tag aber nicht.

Wir deutschen Freiwilligen in St. Petersburg machten eine kleine Wohnungsparty mit unseren russischen Freunden, bei der aber nicht annähernd Weihnachtsstimmung aufkam. Ich finde das aber gar nicht schlecht, denn ich werde die nächsten Jahre in Deutschland wieder normal Weihnachten feiern. Hier ist nun einmal alles ein bisschen anders.