Jul i Danmark - Weihnachten in Dänemark
Ein Blog darüber, wie ich die schönste Zeit des Jahres im weihnachtsverrückten Dänemark mit vielen Weihnachtsfeiern, Weihnachtsmärkten und Weihnachtstraditionen erlebt habe.
Hej aus dem Norden,
wie in meinem letzten Blogeintrag angekündigt, möchte ich euch nun endlich ein paar Einblicke darüber geben, wie ich die Weihnachtszeit hier in Dänemark verbracht habe. Ich bin sicher, dass ich mich selbst als eine echte Weihnachtsverrückte bezeichnen kann und bin deshalb froh, dass ich die schönste Zeit des Jahres in meinem Projekt und auch meiner Freizeit sehr intensiv erleben durfte.
Im Klub hatten wir in dieser Zeit viele besondere Aktionen. Alle Kinder waren voller Vorfreude auf Weihnachten und nicht wenige hatten jeden Tag ihre „Nissehue“, eine Wichtelmütze, auf dem Kopf. Denn hier spielen die „Nisser“ in der Weihnachtszeit eine sehr große Rolle. Die kleinen Wichtel stellen alles Mögliche an: Sie bringen nicht nur Adventsgeschenke, sondern können auch mal ein kleines Chaos im Haus ausrichten. Viele Kinder erzählten mir von ihren Hauswichteln, Wichtel-Mädchen oder Wichtel-Jungen, die Überraschungen gebracht hätten.
Ende November haben wir einen ganzen Tag mit „Juleklip og Hygge“, Weihnachtsbasteln und Gemütlichkeit, verbracht. An diesem Tag haben wir alle möglichen Dekorationen für unser Haus und den Weihnachtsbaum gebastelt und Æbleskiver gegessen, ein traditionelles dänisches Siedegebäck, das man in der Advents- und Weihnachtszeit eigentlich überall findet. Gegessen werden die kugelrunden, gebackenen Teigbällchen mit Marmelade und Puderzucker. Es war toll zu sehen, wie auch die Jungen Freude daran hatten, mit allen möglichen Materialien schöne Dinge zu zaubern, auch wenn viele von ihnen zuvor weniger motiviert schienen.
Wie jedes Jahr in unserem Freizeitklub hat mein Klubleiter Jan die Produktion eines Weihnachtsliedes mit Video organisiert. Gemeinsam mit den Kindern hat er ein unglaublich niedliches Lied über die verschiedenen Arten von Nissern gedichtet, das ein echter Ohrwurm wurde. Anfang Dezember wurde das Lied von Jan und einem seiner Bandfreunde in unserem Musikraum aufgenommen. Alle die Lust hatten, die Kinder und wir Mitarbeiter, durften einen Vers singen. Auch ich habe mitgemacht und mir hat es wirklich großen Spaß gemacht. Als die Musik zusammengeschnitten war, begannen wir mit dem Aufnehmen des Musikvideos. Dazu wurden wir nicht nur alle einzeln und im Chor beim Singen gefilmt, sondern die Kinder haben auch Tänze vor und um den Weihnachtsbaum aufgeführt oder andere lustige Szenen. Als das Werk dann etwa eine Woche vor Weihnachten fertig war, waren alle, Kinder Eltern und andere Mitarbeiter der Ungdomsskole, total begeistert. Wie schön, dass unser Klub so eine tolle Tradition hat!
Mit dem Jugendklub am Abend haben wir als letzte Aktion vor den Ferien einen Ausflug ins Bowlingcenter in Aalborg mit Pizzabuffet unternommen. Mit den Kindern des Freizeitklubs waren wir zusammen mit der Gruppe aus dem Nachbarort im Actionhouse in Løkken, wo wir bowlen, Pizza essen, Go-Kart fahren und Lasertag spielen konnten. Nicht nur die Kinder haben das sehr genossen.
Und nun zum „Julehyggedag“, der kurz vor den Ferien bei uns im Klub stattfand. Für diesen weihnachtlichsten Tag in der Nachmittagsbetreuung hatte ich zuvor mit einigen Kindern Lebkuchen und Vanillekipferl gebacken, von denen hier übrigens alle total begeistert sind! Neben diesen kleinen Leckereien gab es natürlich Æbleskiver und das typische Weihnachtsdessert Risalamande. Hierfür vermischt man Milchreis mit Schlagsahne, Vanille und gehackten Mandeln. Dazu wird eine Kirschsauce serviert. Traditionell wird eine ganze Mandel in der Masse versteckt und wer diese in seiner Portion findet, bekommt ein kleines Geschenk. Als weiteres Highlight des Tages haben wir das „Pakkespil“ gespielt. Für dieses Spiel haben alle Kinder ein Päckchen mit einem günstigen Geschenk mitgebracht. Diese wurden in der Mitte des Tisches verteilt, um den alle ihren Platz gefunden hatten. Reihum wurde gewürfelt, wer eine sechs erzielte durfte sich ein Paket aus der Mitte nehmen. Als alle Geschenke aus der Mitte verteilt waren, hatte man die Möglichkeit, sich ein Geschenk eines anderes Spielers, der mehr als eines vor sich liegen hatte, nehmen, bis die zuvor gesetzte Zeit abgelaufen war. Auch wenn ich relativ wenig Würfelglück hatte und nur mit einem Päckchen aus dem Spiel ging, hat es unglaublichen Spaß gemacht!
Eine weitere Tradition, die ich miterleben durfte ist das „Julefrokost“. Dieses Weihnachtsessen ist für die Dänen ein fester Bestandteil der vorweihnachtlichen Zeit, sodass sie an vielen Wochen in verschiedenen Gruppen gut essen, trinken und auch feiern.
Mein erstes Julefrokost fand in Aarhus statt und wurde von der Freiwilligenorganisation ICYE organisiert. Meine Freunde und ich erwarteten ein Essen mit vielen typisch dänischen Speisen, doch wir wurden von den Organisatoren überrascht: Ihnen war es zu langweilig geworden, jedes Jahr das Gleiche zu machen. Also entschieden sie sich dieses Jahr für ein mexikanisches Julefrokost. Ausgerüstet mit Weihnachtsmützen waren wir zugegeben zunächst etwas enttäuscht – wir erleben schließlich das erste Mal Weihnachten in Dänemark, doch der Abend stellte sich als voller Erfolg heraus. Das Essen war total lecker, neue Bekanntschaften wurden geschlossen und ein Mauerbauspiel aus Spaghetti und Marshmallows unter der Anleitung einer als Trump verkleideten Moderatorin sorgten bei allen für großen Spaß!
Und zu den typischen Speisen eines dänischen Julefrokosts kam ich zu meiner großen Freude unerwartet schon einige Tage später. Meine Mitbewohnerin und ich sollten uns bei einem Treffen der Leiter unserer Jugendschule, anderen Schulleitern und Politikern vorstellen. Zu diesem Anlass hatten sie auch Essen bestellt: Selbstverständlich viele Fleischgerichte wie Flæskesteg, Frikadeller oder Leverpostej, außerdem paniertes Fischfilet, Rotkohl, karamellisierte und normale Kartoffeln. Dazu gab es Roggenbrot, Sauce und Majonaise.
Auch in der lokalen Organisation des ICYEs hier in Nordjütland haben wir ein Weihnachtsessen genossen. Im Dezember wurde nicht wie sonst typisch der monatliche Essensklub von einem Mitglied eines Landes gestaltet, sondern dieses Mal wurden wir aufgefordert, alle eine typische weihnachtliche Speise aus unserem Heimatland vorzubereiten. Ich habe dazu Semmelknödel mit Pilzsauce mitgebracht. Außerdem aßen wir von dem Spanier ein tolles Gericht aus eingelegten Paprika, die mit Thunfisch gefüllt waren und mit Bechamelsauce angerichtet, von einer Dänin Milchreis, von meinem französischen Freund Bûche de Noël und von der gastgebenden Dänin das typisch nordjütländische Schmalzgebäck Norske Klejner.
Mitte Dezember fand dann das für mich letzte Julefrokost dieses Jahres statt, denn in der Jugendschule feierten wir eine große Feier unter dem Motto Après-Ski-Party. Gemeinsam mit unserer Chefin und einem anderen Mitarbeiter haben Paloma und ich die Turnhalle in eine Skihütte verwandelt. Wir haben Bänke geschleppt, Pavillions aufgebaut, aus Girlanden ein buntes Dach geformt, eine von zwei anderen Mitarbeitern gebaute Bar aufgestellt, unzählige Kerzen und Dekorationen verteilt und eine Musikanlage für die von mir zusammengestellte Après-Ski-Musikplaylist aufgebaut. Der Abend wurde ein voller Erfolg. Vom lecker zubereiteten Essen, riesige Jägerschnitzel, Erbsen und Pommes, waren alle vierzig Gäste begeistert und die Stimmung war mit sehr viel Tanz und Gesang unglaublich toll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass zu Hause in Deutschland eine solche Party gelingen würde. Oh wie schön ist Dänemark!
Und auch sonst habe ich an den Wochenenden gemeinsam mit anderen Freiwilligen wieder sehr viel unternommen.
Am ersten Adventswochenende haben Paloma und ich das Auto zur Verfügung gestellt bekommen. Zusammen mit zwei befreundeten Spaniern sind wir am Samstag nach Aarhus gefahren, wo sich an diesem Wochende auch andere Freiwillige getroffen haben. Wir waren gemeinsam brunchen, haben einen kleinen Weihnachtsmarkt angeschaut, waren auf der Rooftop Bar eines Kaufhauses, sind Schlittschuhlaufen gegangen, haben auf dem Street-Foot Markt gegessen und den Abend im Brettspielcafé ausklingen lassen. Am Sonntag bin ich dann mit Elven, einem Freiwilligen aus Frankreich, zunächst nach Løkken gefahren und angeregt durch ein Gespräch mit einem Cafébesitzer weiter zum Voergaard Slot in der Nähe meines Arbeitsplatzes. Die Schloßanlage war wunderschön geschmückt und auch ein netter Weihnachtsmarkt war aufgebaut worden.
Und auch mit der Freiwilligenaktion war ich auf zwei Weihnachtsmärkten, dem wirklich schönen historischen Hans-Christian Andersen Markt in Odense auf Fünen und dem doch sehr kleinen Markt in Aalborg, dem ein leckeres gemeinsames Abendessen folgte. In Odense haben leckere, traditionell hergestellte Weihnachtskekse probiert, Artisten bei kleinen Darbietungen zugesehen, super leckeren Glögg getrunken, bei einer Weihnachtsengel Bastelaktion mitgemacht und einem lustigen Marsch von Gänsen hinter Musikanten zugeschaut.
Gemeinsam mit der Gastfamilie einer befreundeten Freiwilligen und zwei weiteren Freundinnen hatte ich außerdem die Möglichkeit, das Freilichtmuseum „Den Gamle By“ zu besuchen. In der alten Stadt kann man eine Zeitreise von 1900 bis in die siebziger Jahre erleben. Die Straßen wurden wie in der entsprechenden Zeit aufgebaut und die Häuser von innen und außen passend gestaltet. Und passend zu Weihnachten wurden in den Stuben Tannenbäume – natürlich mit Flaggen-Girlanden zum Zeichen der Feier – aufgestellt. Mit denselben Freundinnen traf ich mich auch am dritten Adventswochenende bei mir in Brønderslev. Wir haben einen halben Tag lang mit großer Freude Massen an Weihnachtsplätzchen gebacken, schauten typische Weihnachtsfilme wie „Der kleine Lord“ und „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, machten einen Ausflug zum Strand in Blokhus, genossen ein Schokofondue und ich zeigte ihnen das schöne Aalborg.
Am darauffolgenden Wochenende ging es dann auch schon für die Weihnachtsferien nach Hause. Ich habe dort zwei total schöne Wochen mit meiner Familie und meinen Freunden verbracht. Und an Heiligabend haben auch wir in der Familie Risalamande gegessen – meine Schwester durfte sich als glückliche Finderin der Mandel über einen kleinen Wichtel freuen.
Nun freue ich mich auf die zweite Hälfte meines Freiwilligenjahres hier in Dänemark. In dem Land, das ich im Laufe so unglaublich lieb gewonnen habe. In dem Land, in dem ich so viele tolle Freunde gefunden habe. In dem Land, in dem ich mich sehr wohl auf der Arbeit fühle. In dem Land, das ich nun beginne, mein zweites Zuhause zu nennen.
Eure Feli