Ist das überhaupt möglich, Weihnachten in China? Teil II
..Dafür umso schneller jetzt der zweite Teil
Später bei der Weihnachtsfeier gab es neben unseren Waffeln und Glühwein noch einen ganzen Karton voller Vanillekipferln und Austecherlen. Zum ersten Mal sollte die Weihnachtsfeier in unserem eigenen Räumen stattfinden und Yuan und ich hatten unseren Klassenraum mit allerlei Tannengirlanden, Kugeln und einem kleinen Plastikbaum hergerichtet. Der Raum füllte sich ziemlich schnell, so dass aus einem Stuhlkreis dann am Ende drei Kreise ineinander wurden und einige Lehrer schon Panik bekamen, dass nicht alle hineinpassen könnten. Tatsächlich platzte unser Raum fast aus allen Nähten, aber statt griesgrämig und genervt zu wirken, stellte sich eine gemütliche Stimmung ein, besonders als beim Quiz alle eifrig die Fragen beantworteten und sich später der Weihnachtsmann, ein Lehrer, in die Mitte der Kreise drängte, um den Gewinnern Geschenke zu verteilen. Schließlich haben wir noch mit Gitarrenbegleitung Lieder gesungen und den Abend ausklingen lassen. Im Nebenraum gab es nach dem Hauptprogramm noch die Möglichkeit Weihnachtskarten zu basteln, was besonders unsere Lehrer mit Kindern in Angriff nahmen. Trotz viel Stress im Voraus, waren Yuan und ich dann sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Weihnachten habe ich dann schließlich mit meiner Mama gefeiert, die einige Tage vor Weihnachten zu mir nach Chongqing gekommen ist. Meine mutige, unerschrockene Mama, die sich der Flugangst gestellt hat und sich hier in China so super zurechtgefunden hat, wie ich es mir nur hätte träumen lassen. Mit großer Offenheit und Neugierde hat sie sich hier umgesehen und ist gar nicht müde geworden vom ständigen Rummel und Chongqings feuchtkaltem Winterwetter. Und auch ich bin in den drei Wochen, in denen ich sie zu Besuch hatte, einigen neuen Sachen begegnet. Zum einen sind wir auf Sehenswürdigkeitenjagd gegangen und habe einige besucht, die ich vorher auch noch nicht kannte. Außerdem, und das ist eigentlich eine der besten Erfahrungen, habe ich gemerkt, was ich schon an chinesisch sprechen kann. Zuvor war ich meistens mit chinesischen Freunden unterwegs und musste mich nie um etwas kümmern. So konnte ich dem Chinesischsprechen immer gut ausweichen. Letzten Endes ist es aber total schön gewesen, erstmals zu merken, dass ich mich irgendwie zurechtfinden kann, dass ich nach dem Weg fragen kann, Essen bestellen kann, ein bisschen über mich erzählen kann und irgendwie ausdrücken kann, was ich möchte. Seitdem mache ich die Erfahrung, dass es gut ist, wenn ich gezwungen bin, chinesisch zu sprechen, auch wenn es natürlich immer frustrierende Situationen gibt, in denen ich mein Gegenüber nicht verstehe. Jedenfalls war mein Weihnachten dann ein Weihnachten im Hotelzimmer mit meiner Mama mit Weihnachtsmusik vom Handy und einem Teelicht, das aber in seiner Einfachheit sehr schön war und nach einem kleinen Mutter-Tochter-Streit auch durchaus als besinnlich bezeichnet werden kann.
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