Infodemie vs. Pandemie – Fake News und Verschwörungstheorien zum Coronavirus
Im Kampf gegen Fake News, Verschwörungstheorien und Desinformation, die fast so gefährlich sind wie das Coronavirus selbst, widmet sich dieser Artikel den Fragestellungen: Worin liegen die Gefahren von Falschnachrichten, wie können sie erkannt und wie kann deren Ausbreitung verhindert werden?
Das Coronavirus stammt aus einem chinesischen Hochsicherheitslabor…, Bill Gates hat seine Finger im Spiel, da er vom Virus profitiert…, Sesamöl, Salz und Knoblauch in Nase und Mund zu verteilen, tötet den Erreger ab…, Das Inhalieren von Rauch schützt gegen das Corona-Virus…
Zig-fache solcher Gerüchte über das Virus kursieren im Internet und den sozialen Medien. Falschnachrichten verbreiten sich rasend schnell - weitergeleitete WhatsApp-Nachrichten und tausendfach geteilte Facebook und YouTube Posts erreichen täglich Millionen von Menschen.
Die Corona-Pandemie hat eine wahre Informationsflut ins Rollen gebracht. Diese „Überfülle an Informationen“ oder besser gesagt Überfülle an Desinformationen wird von der WHO als „Infodemie“ bezeichnet.
Wie Markus Schäfer, Kommunikationswissenschaftler an der Uni Mainz in einem ZDF-Beitrag erklärt, bietet vor allem das Thema Gesundheit den idealen Nährboden für die Verbreitung von Fake News,. Denn „Gesundheit ist einfach etwas Existenzielles, das jeden interessiert.“
Dazu kommen noch die vielen Unbekannten: wo hat das Virus seinen Ursprung, welche Eigenschaften äußern sich im Krankheitsverlauf, welche Heilmittel gibt es?
Der perfekte Raum für Spekulationen – egal wie abstrus sie sein mögen.
Nichtsdestotrotz ist ein jeder dazu verleitet den einfachen und konkreten Antworten auf all diese Fragen Gehör zu schenken.
Mit verheerenden Folgen: Verbreitung von Angst und Panik, Hamsterkäufe oder Ignoranz gegenüber den Einschränkungen des öffentlichen Lebens…
Sophia Rohrmeier vom Bayerischen Rundfunk sagt dazu: „Wenn man das Virus eindämmen will, muss man auch Ängste und Gerüchte eindämmen. Desinformation zu bekämpfen, gehört aus meiner Sicht dazu, um das Virus zu bekämpfen.“ Dies wird auch in der Risikoanalyse der Bundesregierung zum Bevölkerungsschutz vom Januar 2013 deutlich: „Nur wenn die Bevölkerung von der Sinnhaftigkeit von Maßnahmen (z.B. Quarantäne) überzeugt ist, werden sich diese umsetzen lassen“. Unterstützt wird die Aussage ebenfalls durch eine Studie zweier britischer Forscher aus dem November 2019: „Desinformation über Gesundheit kann Ausbrüche von Ansteckungskrankheiten verschlimmern.“
Die Bekämpfung von Desinformation ist ein zentraler Faktor für die Bekämpfung der Pandemie.
Jeder kann seinen Teil dazu beitragen:
1) Kritisch hinterfragen statt weiterleiten
Zweifelt ihr an der Richtigkeit einer Meldung, ruft eine Nachricht starke emotionale Gefühle in euch hervor, finden sich Rechtschreibfehler im Text oder wird eine unseriöse Sprache genutzt, dann checkt die Information anstatt sie weiterzuleiten.
2) Was steht im Text?
Lest nicht nur die Überschrift, sondern auch den Text. Die Fakten-Checker von Correctiv machen darauf aufmerksam: „Titel von Geschichten sind oft zugespitzt, manchmal sogar schlicht falsch.“ Deswegen meine Bitte an euch, lest den Text, bevor ihr ihn weiterleitet!!!
3) Hinterfragt auch die Informationen, die in eurem privaten Umfeld kursieren kritisch
Wir beziehen, wie Markus Schäfer in einer seiner Studien nachgewiesen hat, unsere Informationen zu Gesundheitsthemen größtenteils aus unserem Freundes- und Bekanntenkreis und verlassen uns auf deren Erfahrungen. Allerdings gewähren wir Familie und Freunden einen großen Vertrauensvorschuss, was die Richtigkeit der Informationen angeht.
4) Quellen prüfen
Vergleicht die Nachrichten mit zwei seriösen Quellen. Checkt von wem eine zweifelhafte Information verbreitet wurde und überprüft die angegeben Links.
Bilder lassen sich mit der Bilder-Rückwärtssuche prüfen. Dafür das Bild oder die URL in einer Suchmaschine wie Google hochladen und euch wird angezeigt, woher es ursprünglich stammt.
5) Fakten-Checks nutzen
Die WHO Myth Busters, der Podcast der Bundeszentrale für politische Bildung zu Verschwörungstheorien wie auch die Fakten-Checker von Corrective überprüfen in der Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Experten einzelne konkrete Falschmeldungen und informieren auf ihren Websites über deren tatsächlichen Wahrheitsgehalt.
Behalten wir alle diese Regeln im Kopf, können wir unseren Beitrag im Kampf gegen Corona leisten.
In diesem Sinne stay home and stay safe!!!
Quellen:
- https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/coronavirus/falschmeldungen-erkennen-1738120
- https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-fake-news-infodemie-100.html
- https://www.tagesschau.de/faktenfinder/fakes-geruechte-coronavirus-101.html
- https://correctiv.org/faktencheck/hintergrund/2020/04/02/coronavirus-wie-das-robert-koch-institut-die-geruechte-pandemie-unterschaetzt
- https://correctiv.org/faktencheck/ueber-uns/2019/07/03/unsere-satire-richtlinie-was-wir-als-satire-bewerten-und-was-als-falschmeldung