Ich kann den Fernsehturm sehen!
In diesem Artikel erfährst Du, wie ich die ersten 2 Wochen in meinem Projekt durchlebt habe. Du erfährst von meinem anfänglichen Tief und von der Erkenntnis, die mir half wieder hoch zu kommen.
Als der Pilot nach einem wundervollen Flug über Tschechien und Dresden verkündete, dass wir bald landen würden, stieg meine Nervosität enorm. Ich war total in meinen Gedanken verloren, blickte aus dem Fenster und plötzlich sah ich ihn: den Fernsehturm! Ich war in Berlin.
Nach einer langen Taxifahrt kam ich schließlich am Wohnstift an und war überwältigt. So groß hätte ich es mir nie vorgestellt. Den Abend verbrachte ich mit meiner Mentorin, die mich unglaublich warmherzig empfing und sehr darum besorgt war, dass ich mich wohl fühle. Nach einer relativ schlaflosen Nacht wollte ich unbedingt in den 12. Stock. Wir wurden mit einer unglaublichen Aussicht über ganz Berlin belohnt - und wieder sah ich ihn, den Fernsehturm.
Die ersten Tage hier waren sehr schwer. Anders als bei vielen anderen Projekten, gibt es hier keine anderen EFD-ler, womit ich anfangs nicht gut zurecht kam. Auch plötzlich alleine zu wohnen war sehr ungewohnt. Ich fiel ein wenig in ein emotionales Tief, weil ich nicht damit umgehen konnte, dass manche meiner Erwartungen (besonders die an mich selbst) nicht gänzlich erfüllt wurden. Es fiel mir schwer zu akzeptieren, was absolut elementar ist, um sich wohl zu fühlen. In dieser Zeit fuhr ich oft zum Alexanderplatz und beobachtete den Fernsehturm. Im Endeffekt ist er nur ein hoher Turm, für mich hat er aber sehr viel Symbolik. Wenn ich ihn betrachte realisiere ich immer wieder, dass ich in Berlin bin, dass ich hier so viele Möglichkeiten habe und dass es an mir liegt, meine Wünsche und Ziele anzupacken.
Als ich dann zu arbeiten begann, ging es mir schon sehr viel besser. Das Personal begegnete mir sehr herzlich und die Bewohner waren auch von Anfang an sehr interessiert an mir. Sogar mein österreichischer Dialekt gefällt ihnen - sie sagen es klingt wie Urlaub, wenn ich spreche. Viele erzählten mir, dass sie bereits in Österreich waren, meist zum Wandern und Skifahren.
Mittlerweile bin ich über 2 Wochen hier und habe mich sehr gut eingelebt und integriert. Besonders gerne bin ich auf der Pflegestation, wo ich täglich mit einer Bewohnerin spazieren gehe. Aber auch das "Lauf"training bereitet mir viel Freude - zunächst dachte ich die Bewohner würden wirklich laufen, dann aber klärte mich meine Mentorin auf, dass "laufen" hier auch "gehen" heißt. Ich unterstütze die Bewohner bei diversen Übungen und die Dankbarkeit, die sie mich spüren lassen, ist ein wunderschönes Geschenk.
In meiner noch kurzen, aber sehr ereignisreichen und spannenden Zeit in Berlin machte ich bisher eine, für mich sehr große und bedeutende Erkenntnis: Die Situation ist immer neutral. Was passiert, passiert. Was ist, ist. Wie ich aber damit umgehe, das ist das wirklich Entscheidende. Wenn ich nun im 12. Stock stehe und den Fernsehturm betrachte fühle ich mich groß. Ich habe die Macht dieses Jahr für mich wunderschön zu machen - und das will ich versuchen.
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