Hochzeit auf Zypriotisch
Es wurde jedoch nicht nur geheiratet diese Woche, sondern ich war auch Support Staff beim Qu.i.L.T Training in Nikosia. Insgesamt war es mit Sicherheit die ereignisreichste Woche soweit.
Endlich mal was zu tun. Die letzte Woche begann mit einem Berg an Aufgaben und ich hatte das erste Mal das Gefühl, dass ich hier wirklich gebraucht werde.
Die Austragung eines Trainings über Projekt Management mit Teilnehmern aus ganz Europa stand an und kurz bevor es losgeht, kommt dann natürlich auf einmal alles zusammen was zuvor nicht endgültig geregelt wurde. Meine Hauptverantwortung war die Unterbringung der Teilnehmer im nahe liegenden Hotel zu organisieren. Die ganzen letzten Wochen vor dem Training konnte ich da nie so wirklich viel tun, weil ich die Anreise- und Abreisedaten der Leute kennen musste, zumindest die Anreisedaten, und allerwengistens die Info, wer denn überhaupt kommt. Aber wie das immer so ist, hatte ich erst kurz vorher alle nötigen Infos zusammen um zu planen, wer mit wem in welches Zimmer kommt, um dann zu sehen, wie viele Zimmer wir letztendlich brauchen. Letztendlich konnte ich dann einen Tag bevor es losgeht die Liste mit der Zimmeraufteilung und allen Namen ins Hotel bringen. Dienstag war der Tag, an dem alle dann so langsam aus allen Ecken Europas eingetrudelt sind, am selben Tag war ich noch einmal im Hotel um kleine Lunch-, naja eigentlich waren es eher Dinner-, Pakete in den Zimmern zu verteilen. Glücklicherweise hat der nette Herr an der Rezeption sich bereit erklärt mir alle Zimmer zu öffnen, um neben die Willkommensnachricht noch eine Tüte mit zwei Sandwichs, einem Apfel und Schokoloade zu legen. Das Problem war nämlich, dass die Teilnehmer möglichst kostenfrei an dem Training teilnehmen sollen (gesponsert wirds mal wieder von der EU), diese jedoch erst anreisten als die Hotelrestaurantküche nicht mehr offen war. Spontane Notlösung waren da die Sandwich-Pakete. Leider ist mir im vorletzten Zimmer dann aufgefallen, dass ein Paket fehlte. Soweit ich weiß hat sich jedoch niemand beschwert, dass er leer ausgegangen ist.
Das Training selbst hat dann Mittwoch angefangen. Stattgefunden hat es hier im Zentrum. Wir 3 Freiwilligen konnten uns aussuchen, ob wir für die 3 Tage Teilnehmer oder Support sein wollen. Natacha hat teilgenommen, während Anca und ich die Abläufe im Hintergrund unterstützt haben. Beim nächsten Training, welches in 3 Tagen startet, werden die Rollen dann getauscht und ich werde als Teilnehmer aktiv etwas über interkulturelles Lernen lernen. Doch jetzt erst mal wieder zurück zum Qu.i.L.T Training. Qu.i.L.T. steht übrigens für "Quality in Learning and Training". Die Teilnehmer, 18 waren es glaube ich, haben in den drei Tagen gelernt, wie sie ihre eigenen Ideen für Projekte in ihren Heimatländern in die Tat umsetzen können (Die Tatsche, dass ich nicht vorhabe ein Projekt zu starten war auch ein Grund, warum ich mic h entschieden habe, nicht teilzunehmen.). Außerdem war da natürlich noch ganz viel Platz für, sagen wir mal unterhaltsamere, Dinge, wie Stadterkundungen, Barbesuche und Kostümabende. Und Essen natürlich. Falls ich es noch nicht erwähnt habe: Zyprioten lieben Essen. Und leider ist das Essen auch noch super ölig oder in Zuckersirup und Honig getränkt, oder auch beides. Während der 3 Tage kam das Essen per Catering oder in Form eines Restaurantbesuches, aber egal auf welche Weise traditionell zypriotisch (fettig/süß) war es immer. Blöd nur, dass es trotzdem echt gut schmeckt. Wenn ich nicht wüsste, dass das nächste Training bald ins Haus steht und dass dieses sogar 6 Tage andauert, würde ich jetzt schreiben, dass ich für den Rest des Monats nur noch Suppe esse.
Samstag ist hier dann wieder Ruhe eingekehrt in meinem Zuhause (ihr müsst immer bedenken, dass ich nicht nur im Zentrum arbeite sondern auch dort wohne...), sogar mein "Chef" Panayiotis ist mit den Qu.i.L.T. Trainern und den Trainern für das nächste Training, die zwischendurch im Trubel auch noch irgendwann angekommen sind, nach Paphos gefahren.
Nach einem ruhigen Vormittag begannen dann jedoch schon die Vorbereitungen für das nächste Event: die Hochzeit von bekannten Zyprioten. Und es sind wirklich nur sehr flüchtig Bekannte, ich wusste nicht einmal, wer der Bräutigam ist, bevor ich ihn dann vor der Kirche auf seine Braut wartend gesehen habe. Hier auf Zypern ist es jedoch so, dass die Hochzeit als Großevent (1000 Gäste, wie bei dieser Hochzeit, sind wenig) gefeiert wird und da macht es dann wirklich überhaupt gar nichts aus, wenn man da noch 3 kleinen EVSlerinnen ermöglicht einmal eine zypriotische Hochzeit mitzuerleben. Ich habe mich seit ich die spontane Einladung bekommen auch wirklich riesig auf den Tag gefreut. So eine Hochzeit ist ja immer was Schönes, wenn sie dazu dann aber noch in einem anderen kulturellen Umfeld stattfindet ist es natürlich noch einmal spannender.
Wir haben uns dann so gut es geht mit den Sachen, die wir hier haben vorbereitet, zwischendurch einen Mittagsschlaf eingelegt, denn die Nacht davor war die Abschieds-Kostümparty der Qu.i.L.T Teilnehmer... Ich habe zum Beispiel meine hochhackigen Schuhe vermisst. Als meine Reisetasche drohte zu schwer zu werden, waren sie eines der ersten Dinge, die aufgrund der Einstufung als "nicht überlebensnotwendig" und "eh nur für besondere Anlässe" wieder ausgepackt wurden. Für die Frauen hier auf Zypern sind Highheels allerdings obligatorisch, vermutlich aufgrund der geringen Körpergröße (was übrigens auch auf die Männer zutrifft). Es ist schon manches Mal vorgekommen, dass ich mir mit meinen 1,64 m echt groß vorgekommen bin!
Um 17 Uhr (ja, die Hochzeit hat abends um 5 angefangen, was für mich schon mal unnormal war) sind wir dann zum Haus der Braut gegangen, wo Part I der Hochzeit begann. Das Wohnzimmer war fast komplett ausgeräumt um Platz zu machen für eine Art Zeremonie, bei der die Braut begleitet von zwei Musikern mit Laute und Geige für die Hochzeit vorbereitet wird. Das gleiche hat kurz vorher für den Bräutigam stattgefunden. Natürlich standen schon dort die ersten Kleinigkeiten für die hungrigen Gäste bereit.
Vom Elternhaus ging es dann um 18.30 Uhr direkt weiter in die griechisch-orthodoxe Kirche und es folgte ein etwa einstündiger griechischer Singsang der zwei Priester. Die Atmosphäre in der Kirche fand ich persönlich sehr merkwürdig. Die Angehörigen wirkten alle eher gelangweilt statt berührt. Keine Tränen, kein Lächeln, nichts. Ich konnte zwar nicht wirklich viel verstehen, von dem was die beiden da vorne gesungen haben, aber es erschien mir im Großen und Ganzen doch alles ziemlich unpersönlich.
Als Part II dann vorüber war, wurde das Brautpaar vor der Kirche mit Blütenblättern und Reis beworfen und stieg dann in einen hübschen Mercedes, um zum Veranstaltungsort von Part III zu fahren, da sind also doch ein paar Gemeinsamkeiten. Die Feier selbst hat in einem großen Saal stattgefunden, der so schon so aussah als wäre er nur für Feierlichkeiten dieser Art gebaut wurden. Riesengroß, aber halt ziemlich unpersönlich und auch nicht wirklich schön. Aber wenn man nun mal Tausende von Gästen hat, geht es wohl kaum anders. Bis wir jedoch überhaupt in dem Saal waren, mussten wir uns erst mal in einer elend langen Schlange von Gästen anstellen, die anstand um dem Brautpaar und dessen Eltern die Hände zu schütteln. Wir haben das Händeschütteln ausgelassen und haben die erst Möglichkeit genutzt um die Abzweigung zum Buffett (schon wieder Essen!) zu nehmen. Vom Tisch aus haben wir dann die glücklichen Hauptpersonen gesehen, die dort 2 Stunden standen um die Glückwünsche entgegen zu nehmen. Vielleicht noch einmal zu Erklärung: Die Tausend Gäste stoßen nach und nach zu der Hochzeit dazu. Im Elternhaus der Braut waren es vielleicht 50 Angehörige, in der Kirche dann 200 oder so und der Rest kommt dann erst zur Feier. Ich habe das ganze allerdings eher weniger als Feier wahrgenommen. Im Grunde sind die Leute nur gekommen um einen Umschlag zu überreichen, vom Buffett zu essen, eines der kleinen Päckchen mit irgendeinem Kuchengebäck, welches für jeden Gast vorgesehen ist, mitzunehmen und dann wieder zu verschwinden. Das einzige was es an Programm gab war das Anschneiden der Hochzeitstorte und der Hochzeitstanz. Wir sind so ziemlich als letzte gegangen und das war so gegen halb 2.
Unseren Spaß hatten wir auf jeden Fall und es war einer schöner Abend, aber ich glaube ich bevorzuge eine Hochzeit, wie ich sie aus Deutschland kenne.
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