Herzlich Willkommen, neues Jahr...
Sechs Monate in Dänemark liegen noch vor Alessa_auf_Fyn. Sie schaut freudig auf die kommende Zeit und berichtet, wie ereignisreich für sie der Jahreswechsel mit ihrer Gastfamilie und daheim war.
Godt nytaar! So wünscht man sich in Dänemark ein frohes Neues. Meine Feiertage kann man wohl am treffendsten mit "internationaler Feiermarathon" beschreiben.
Den Heiligabendgottesdienst habe ich zum allerersten Mal nicht in der Retzer Kirche erlebt, sondern in Aarslev Kirke und das war ein Erlebnis für sich. Der Morgen des 24. Dezember brachte zunächst die leisen Zweifel mit sich. Weihnachten - in einem anderen Land, ohne die eigene Familie, mit ganz anderen Traditionen? Die Bedenken legten sich aber spätestens mit der Ankunft meiner Gastschwester Rikke und ihres Freundes Kim, denn nun durfte das am Vortag in einer Familienaktion selbstgemachte Konfekt erstmals probiert werden. Voller Vorfreude auf den Abend naschten wir uns also durch die verschiedensten Kreationen von Prinzessinnenkugel bis Fliegenpilz.
Um halb fünf Uhr machten Nanna, Annelise, Harvey und ich uns auf zum Gottesdienst. Mir wurde auf Grund ihrer durchdringenden Singstimme der Platz neben Großmutter Annelise zugewiesen, damit ich die Lieder auch schnell lerne... der Gesang war dann für mich persönlich auch das schönste im Gottesdienst, selbst wenn er nicht von einem Posaunenchor, sondern bloß von einer einzelnen Trompete begleitet wurde. Die Predigt sprang ständig zwischen verschiedenen Themen hin und her und irgendwann hörte man eine leise Stimme aus den Bänken immer lauter werden, bis die Pastorin schließlich eingriff: "Ich kann mich so schlecht konzentrieren, wenn immer jemand 'Dumme Pastorin, dumme Pastorin' sagt." Ein Weihnachtsgottesdienst der etwas anderen Art also.
Danach ging es gleich an den reich gedeckten Tisch. Neben der traditionellen Ente gab es auch noch einen Krustenbraten, normale und braune Kartoffeln, Rotkohl und Salat. Zum Nachtisch - wie könnte es anders sein - musste es eine riesige Schale Risalamande geben, bei der ich mal wieder nicht die glückliche Mandelfinderin war. Es folgten eine Reihe von anderen kleinen Spielen, bei denen man Geschenke gewinnen konnte. Zum einen bekamen wir jeder eine kleine Kerze, die so lange wie möglich brennen sollte, dabei gewann Rikkes Kerze (Rikke hatte irgendwie eine Glückssträhne, sie hatte auch schon das Mandelgeschenk bekommen) und zum anderen durfte auch das Pakkespil an Heiligabend nicht fehlen, bei dem ich ein Packung Gummibänder gewann - praktisch…
Sobald alle Päckchen unter den Tannenbaum gelegt waren, wurden die Kerzen angezündet, die sich übrigens in Gesellschaft von kleinen Trommeln, Flechtherzen und Knallbonbons befanden, wie sich das für einen typisch dänischen Tannenbaum gehört. Darauf folgte das stimmungsvolle Singen und Tanzen um den Weihnachtsbaum, das im Lied ‚Nu er det jul igen‘ gipfelte, bei dem man immer schneller um den Baum laufen muss und ständig die Richtung wechselt.
Hat man dieses Lied erfolgreich hinter sich gebracht, ist es Zeit für die Bescherung. Das jüngste Mitglied der Familie, in diesem Fall ich, verteilt die Geschenke und liest dabei laut vor, für wen und vom wem das Päckchen ist. Dann wird ebenfalls dem Alter nach, jeweils ein Päckchen geöffnet, sich für den Inhalt bedankt und das Geschenk von allen bestaunt. Mit dieser Prozedur hatten wir bis kurz vor 22 Uhr zu tun. Kurz darauf stießen dann noch Tante Margit und Carsten sowie meine Gastmutter dazu, die vorher arbeiten musste. Bei Irish Coffee, Konfekt und Keksen hatten wir noch weit in die Nacht eine gemütliche Zeit.
Am nächsten Morgen feierten wir zunächst Nannas 19. Geburtstag und dann hieß es für mich auch schon ab zum Bahnhof! Der allererste Besuch in der Heimat seit Beginn meines EVS stand bevor. Die acht Stunden im Zug verbrachte ich größtenteils damit, zu lesen, dennoch war die Zeit einfach lang und ich zugegebenermaßen auch ziemlich aufgeregt. Mein Aufenthalt in Deutschland hat mir richtig gut getan, ich war unglaublich froh, endlich meine Familie, meinen Freund und meine Freunde wieder zu sehen und Zeit für ausgiebige Gespräche mit meinen Lieben zu haben. Dabei wurden nicht nur jede Menge Geschenke ausgetauscht, sondern auch lustige Anekdoten und die wichtigsten Neuigkeiten.
Besonders genossen haben ich dabei einfach das Alltägliche, in meinem Bett aufzuwachen, eine Shoppingtour mit Mama zu machen, auf eine Geburtstagsparty von guten Freunden zu gehen, mein Lieblingsessen zu essen… Trotzdem glaube ich, dass es gut war, dass ich nach nur fünf Tagen wieder in Richtung Norden aufgebrochen bin. Fabian hatte es nach zwei Wochen Heimaturlaub etwas schwerer, sich wieder an die dänische Sprache und an Dänemark an sich zu gewöhnen.
Am 31. 12 hieß es für die Mädels unserer Familie um elf Uhr antreten zum Neujahrslauf! Ich lief die fünf km in 29:13 Minuten - inklusive Schuhe neu zubinden - und im Ziel gab es für alle Champagner und Kransekage, den dänischen mit Marzipan gefüllten Neujahrskuchen. Am Abend haben Tobi und ich zusammen gekocht und uns über die Neujahrsansprache der Königin amüsiert, dann sind wir zu Tante Margit und Carsten gegangen, bei denen auch meine Gasteltern gefeiert haben. Um 12:00 Uhr sangen wir dort mehr schlecht als recht die Nationalhymne, aßen noch mehr Kransekage und bestaunten natürlich das Feuerwerk. Und das ist eindeutig schöner als das deutsche. Solche riesigen Effekte und Malereien am Himmel konnte ich zu Hause noch nie bewundern. Das liegt vielleicht auch daran, dass viele der so genannten China-Böller, die einfach nur laut sind und sonst keinen Effekt haben, in Dänemark schlicht verboten sind.
Nun schreiben wir also das Jahr 2010, sechs Monate meines Freiwilligendienstes liegen noch vor mir und ich bin gespannt, was sie noch für mich bereit halten. Eine kleine Herausforderung haben Fabian und ich als Freiwillige in diesem Jahr schon überstanden: Wir haben beim Faellesspisning Nachtisch für fast 70 Leute zubereitet. Unsere Quark-Kreationen kamen super gut an und waren nach wenigen Minuten restlos verputzt. Auch ein neues 'Hobby' wirft seine Schatten voraus. Bei einem Treffen mit etwa acht ehemaligen TenSingern und Mitarbeitern im CVJM Odense haben wir beschlossen, eine junge Erwachsenen-Gruppe zu gründen, die sich ab jetzt einmal im Monat zu Andachten, gemeinsamem Essen, Diskussionen, Sport und Vorträgen trifft. Gute Aussichten also für die nächsten Monate meines Auslandsjahres.
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