Hello L’Aquila- ein virtueller Spaziergang im zerstörten L’Aquila (Italien)
L’Aquila, 9. April 2009 3.32 Uhr nachts. Nach dem Erdbeben ist nichts mehr wie vorher, auch fünf Jahre später nicht. Helft das Vergessen zu verhindern! hellolaquila.it
L’Aquila, 9. April 2009 3.32 Uhr nachts. Es gerade vor Ostern, als ein starkes Erbeben die Bewohner der Stadt L’Aquila in Mittelitalien aus dem Schlaf reißt. Auch wenn die Stadt in ihrer Geschichte schon viele Male diese Naturgewalt zu spüren bekommen hat, sind viele Menschen doch von der Stärke des Bebens überrascht, laufen auf die Straße und werden dort von einstürzenden Häusern erschlagen oder kommen noch in ihren Wohnungen ums Leben.
Auch dieses Erdbeben kündigte sich durch vorhergehende schwächere Erdbewegungen an, doch die Machtlosigkeit der Menschen gegenüber dieser Naturgewalt macht klar, wie schwer einschätzbar die Region rund um L’Aquila ist. Sofort wird die Evakuation der ganzen Stadt angeordnet im Laufe derer mehrere tausend Aquilaner ihrer Häuser verlassen müssen. 65.000 werden vor erst nicht mehr in ihre Wohnungen zurückkehren können und sind obdachlos. 309 Menschen sterben. Das historische Zentrum der Stadt, das für seine einmalige Architektur, die vielen Kirchen, Piazze und Brunnen aus Mittelalter und Barock bekannt ist und von Kennern beliebt war, zeigt sich zum größten Teil zerstört.
Natürlich reagierte die italienische Politik sofort: Berlusconi machte den Vorschlag, neue Häuser für die vielen obdachlosen Einwohner zu bauen. Die sogenannten „Newtowns“ sollen außerhalb der Stadt als eine Art Sozialwohnungsbau entstehen. Außerdem wurde der im Juli stattfindende G8-Gipfel von seinem ursprünglich geplanten Veranstaltungsort in Sardinien nach L’Aquila geholt, wohl um durch die Präsenz von Medien und Weltpolitikern auf die Schäden der Stadt aufmerksam zu machen.
Doch nicht nur führende Politiker sagten Hilfen zum Wiederaufbau der Stadt zu, sondern auch berühmte Architekten und führende Kulturexperten setzten sich für die Rettung der für Kunst, Architektur und Geschichte so wichtigen Stadt ein.
April 2014- fünf Jahre sind inzwischen nach dem Erdbeben vergangen und das Schicksal von L’Aquila ist wohl nur noch für seine Einwohner oder direkt von Erdbeben Betroffene präsent. In Italien selbst kümmert sich kaum noch jemand um die Stadt und im Ausland wohl noch weniger. Touristen ziehen die großen Städte wie Rom oder Mailand für ihren Aufenthalt vor, oder räkeln sich dann doch lieber an den schönen italienischen Sandstränden.
Hellolaquila.it (http://www.hellolaquila.it/) heißt ein Projekt, das jetzt die schrecklichen Bilder der vom Erdbeben heimgesuchten Stadt wieder real macht. Denn fünf Jahre nach dem Erdbeben ist noch nicht wirklich viel passiert! Das historische Zentrum der Stadt wird teilweise vom Militär bewacht, das sicherstellen soll, dass sich keiner in die „zona rossa“, rote Zone begibt, deren Gebäude immer noch einsturzgefährdet sind. Einige Plätze sind mit Bauzäunen abgetrennt, wobei nur wenige wirkliche Baustellen sind, sondern eher Schuttplätzen gleichen. Aber macht euch selber ein Bild von der Lage.
Auf der Homepage hellolaquila.it kann man in 400 Panoramabildern einen virtuellen Spaziergang durch das historische Zentrum der Stadt L’Aquila machen. Die Infopage ist übrigens auf Deutsch übersetzt. Man kann sich einfach durch die Straßen bewegen, als wäre man live vor Ort, oder man schaut sich nur die wichtigsten Gebäude der Stadt an, indem man das Startbild schließt und sich, klickend auf die bunten Punkte, von einem Bild zum nächsten vorarbeitet. Außerdem bietet die Seite die Möglichkeit in einige Gebäude einzutreten und sich die zerfallenen architektonischen Kunstwerke von innen anzuschauen. Die gezeigten Bilder sind dabei nicht verändert worden, außer ein paar Nummernschilder unkenntlich zu machen und bieten deshalb ein beeindruckendes Bild der Stadt in ihrem aktuellen Stand. Man kann nur erahnen wie prächtig die Innenstadt vor der Zerstörung durch das Erdbeben war. Umso schlimmer ist der status quo.
Bis heute wurden in L’Aquila 12 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Stadt investiert, doch vor allem die Restaurierung und Bauarbeiten im historischen Zentrum brauchen Zeit, Expertise und vor allem mehr Geld, das bis jetzt nicht zur Verfügung steht. Zum Vergleich: Die zerstörte Umgebung L’Aquilas wurde zu 90% wieder aufgebaut, während im Stadtzentrum noch 2/3 der Baumaßnahmen zu tätigen sind. Die Frage, welche Rolle die Mafia im Verteilen der Gelder spielt, bleibt unbeantwortet. Ob etwas im Wiederaufbau voran geht, lässt sich auch an den Fotos des Projekts Hello L’Aquila ablesen: Die Bilder sollen immer den aktuellen Stadt der Arbeiten darlegen, weshalb sie ständig erneuert werden.
Das Schicksal dieser vom Erdbeben heimgesuchten und vergessenen Stadt ist fast zu traurig um wahr zu sein. Besucht L’Aquila und tragt dazu bei das Vergessen zu verhindern!
http://www.hellolaquila.it/
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