Hello Europe! Grüße von nebenan
Die Nachbarn kennenlernen, etwas über ihr Leben, ihre Kultur erfahren. Das ist das erklärte Ziel von "Hello Europe", einer Initiative, mit der drei junge Belgier in verschiedenen europäischen Großstädten Bildschirme aufstellen lassen wollen, damit eine Verbindung zwischen den Menschen dort möglich wird.
„We don’t want your money, we want your like“ - damit hatten sie mich. Ja, ich weiß schon, es ist nicht allzu ungewöhnlich, dass zuerst um einen „Like” auf Facebook gebeten wird, um Unterstützer zu finden und dadurch auch an Geld zu kommen. Trotzdem. Das Video von „Hello Europe“ ist irgendwie anders - witzig, kreativ und ehrlich.
Die Grundidee der drei jungen Belgier Senne Dehandschutter, Majd Khalifeh und Mathias Brouns ist leicht erklärt. Der Plan ist es, Bildschirme in europäischen Großstädten aufzustellen und jeweils zwei Städte per Liveübertragung miteinander zu verknüpfen. Alle 30 Minuten wechselt das Bild in eine andere Stadt. Wie vermutlich viele Menschen in Europa haben die drei Initiatoren das Gefühl, die „anderen“ Europäer nicht zu kennen und nichts über sie zu wissen. Wie aber können wir eine Gemeinschaft sein, wenn wir nicht wissen, was das alles mit uns zu tun hat. Da ist es doch nur logisch, dass wir dazu neigen, schneller auf beispielsweise die negativen Aspekte der Euro-Zone oder große Probleme wie die Wirtschaftskrise zu schauen. Aber kennen wir dann Europa wirklich? Wer an einem Europäischen Projekt teilnimmt, sei es nun der Europäische Freiwilligendienst, Erasmus, ein privat organisierter Schüleraustausch oder ein Grundtvig-Workshop, der hat vermutlich noch einen zweiten Blick auf die EU und sieht auch eine Menge Vorteile.
„Hello Europe“ ist keine politische Aktion, sie will nichts beschönigen und nichts schlecht reden, sie will überhaupt nicht bewerten, sondern einfach nur Raum schaffen, miteinander in Kontakt zu treten. Das können „seriöse“ Treffen, aber auch kreative Veranstaltungen wie ein internationaler Hip-Hop-Wettbewerb oder ein interkulturelles Speeddating sein.
Knapp 25.000 Menschen konnte die Idee jetzt allein auf Facebook für sich gewinnen, sodass es inzwischen möglich ist, das Video zur Aktion mit Untertiteln in vielen verschiedenen Sprachen anzuschauen. Bei allem Enthusiasmus für die Vision, die in erster Linie Europäer und diejenigen, die sich endlich auch als solche fühlen wollen, ansprechen soll, muss man auch anerkennen, dass noch viele Schritte bis zur Umsetzung nötig sind: Das Projekt muss noch weiter bekannt werden, je mehr Menschen sich dafür interessieren, umso mehr wird es zu einem Bürgerprojekt; Dehandschutter, Khalifeh und Brouns schreiben gerade an einem Dossier, mit dem sie anschließend versuchen werden, Sponsoren für die Bildschirme zu finden und trotzdem unabhängig zu bleiben. Das klingt kompliziert, aber möglich ist es! Eine geniale Initiative, finde ich, vor allem, weil es um uns geht - als normale Menschen in ihrem normalen Leben.
Interview von „Deutschlandfunk“ mit Senne Dehandschutter: http://europa.deutschlandfunk.de/2013/04/03/hello-europe/2/
Hier gibt es das Video von „Hello Europe“: http://www.hello-europe.org/
Die Facebook-Seite von „Hello Europe“ - hier findet Ihr aktuelle Informationen, könnt Eure Ideen und Meinungen zum Projekt schreiben und natürlich die Initiative bekannt machen: https://www.facebook.com/HelloEurope