Halbzeit!
La Galette des Rois, ein netter Lette und ein mal wieder kaputtes Auto.
„Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben! Sie zu halten, wäre das Problem“...schrieb Rilke und er hatte recht! Die Zeit vergeht in der Tat enorm schnell, finde ich. Jetzt bin ich schon (mit kurzen Unterbrechungen wie z.B. meinen zwei sehr schönen Wochen Weihnachtsferien zu Hause) fünf Monate in Frankreich! Halbzeit!
Nachdem es anfangs wieder etwas schwer war, sich einzuleben, bin ich nun hier wieder in meinem Alltag drin und es ist, als wäre ich nicht weg gewesen. Auf der Arbeit ist es zur Zeit ziemlich stressig, weil der Tag der Offenen Tür und noch ein Berufsforum für die Schüler bevor steht, für die es viel vorzubereiten gibt, so dass ständig jemand was von mir will und ich manchmal das Gefühl habe, ich könnte mich dreiteilen und es bliebe immer noch Arbeit liegen. Naja, aber ich denke wenn wir die beiden Sachen hinter uns haben, wird es wieder etwas ruhiger.
Ich arbeite jetzt nur noch drei von vier Abenden die Woche, alle zwei Wochen, wenn die kleinere Gruppe von Schülern da ist, sogar nur noch zwei Abende. Jeden Abend da zu sein war mir einfach zu viel, da gerade die Abende von der Arbeit her am anstrengendsten sind.
Im Januar gibt es hier in Frankreich überall „La Galette des Rois“ zu kaufen. Das ist ein Kuchen, zumeist ein flacher Blätterteigkuchen mit Mandelfüllung, in den eine kleine Figur, la Fève, eingebacken ist (Fève= frz. Bohne; früher nahm man statt einer kleinen Figur eine Bohne, das hat sich dann mit der Zeit geändert, der Name ist jedoch geblieben). Wer dann beim Essen die Figur in seinem Stück hat, ist für einen Tag der König, bzw. die Königin. Diese Tradition fand ursprünglich am 6. Januar zum Fest der Heiligen Drei Könige statt, heutzutage gibt es aber den ganzen Monat über diese Kuchen zu kaufen und in vielen Büros und Firmen ist es Brauch, dass immer derjenige, der die Fève in seinem Stück hatte, für den nächsten Tag einen neuen Kuchen für die Kollegen mitbringt. Wenn man mit Familie und Freunden feiert, setzen sich meist die kleinen Kinder unter den Tisch und rufen demjenigen der den Kuchen verteilt zu, welches Stück an wen gehen soll, so dass auch alles gerecht zugeht, selbst wenn man beim Schneiden über die Fève stolpern sollte.
In meinem Sprachkurs war letzte Woche ein Treffen mit allen Sprachschülern aus sämtlichen Kursen. So ein Treffen findet einmal im Jahr statt. Es wird dann aus den Fortgeschrittenen-Gruppen jeweils einer mit 3-4 Anfängern zusammen gesetzt und man hat dann Zettel mit Fragen zu Frankreich und Wortschatz, die es zusammen zu beantworten gilt. Ich galt als Fortgeschrittene und wurde einer Gruppe mit zwei Afrikanerinnen, einer Ungarin und einem Letten zugeteilt. Die beiden Afrikanerinnen konnten schon einigermaßen Französisch, der Lette (der übrigens wie alle Letten, die ich in meinem bisherigen Leben kennen gelernt habe, Edgars hieß) konnte zwar noch kaum Französisch, dafür aber super Deutsch und Englisch. Blieb die Ungarin, die weder Französisch, noch Englisch konnte, was es für mich dann doch etwas schwer machte, sie in die gemeinsame Beantwortung der Fragen miteinzubeziehen, was aber ausdrücklich meine Aufgabe war. Mit Händen und Füßen haben wir dann versucht, ihr wenigstens einige Fragen zu erklären, ich bin mir aber über den Erfolg dieser Aktion recht unsicher. Wie dem auch sei, am Ende der Stunde hatten wir auf jeden Fall alle Fragen mehr oder weniger beantwortet und ich hatte noch ein wenig Zeit mich mit Edgars zu unterhalten, der neben Lettisch, Englisch und Deutsch auch noch Russisch, Ungarisch und Litauisch spricht, was ich sehr beeindruckend finde. Als nächstes Projekt hat er sich jetzt Französisch vorgenommen, insgesamt will er aber mindestens zehn Sprachen sprechen. Ich denke mal, wenn er in dem Tempo weitermacht wie bisher wird ihm das sicherlich gelingen!
Neues von „meinem“ Auto: als neuste Macke bleibt die Anzeige vom Tank jetzt immer kurz vor der Hälfte stehen, egal wie leer der Tank in Wirklichkeit ist. Ich stelle zwar bei jedem Tanken den Kilometerzähler auf Null, so dass ich ungefähr Bescheid weiß, allerdings bin ich ja nicht die Einzige, die das Auto benutzt, also hoffe ich einfach, dass die anderen das auch tun, damit ich nicht irgendwann irgendwo im Nirgendwo stehen bleibe! Ansonsten fährt es aber recht brav :)
Ansonsten gibt es noch nicht viel Neues zu berichten. In zwei Wochen sind schon wieder Ferien hier, in denen mich meine Schwester besuchen wird. Zusammen wollen wir dann ein paar Leute und schöne Städte besuchen. Das wird bestimmt chouette!
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