Halbe-Halbe
Meine ersten zwei Wochen in China.
Ich bin in diesen ersten Wochen an der Schule in China mehrfach gefragt worden, ob ich Schülerin oder Lehrerin sei. Erst heute hat mich einer der englischen Musik-Lehrer für eine Kollegin gehalten.
Die Antwort darauf ist nicht so einfach wie man denken sollte...denn mein Leben in China ist zweigeteilt – zum einen wohne ich mit den anderen internationalen Schülern im Wohnheim und habe jeden Tag mit ihnen zusammen Chinesischunterricht; bin also Schülerin. Zum anderen assistiere ich dem Deutschlehrer im Unterricht; bin also Lehrerin. Halb-Schülerin, halb-Lehrerin...ein sehr komisches Halb-Leben.
Daraus ergibt sich aber unter anderem, dass ich nicht an alle Regeln für Schüler gebunden bin. Zum Beispiel muss ich nicht zu den „Evening self-studies“ gehen. (Eine Zeit von 18:30 bis 21:30 in denen alle anderen Internatsschüler im Klassenraum Hausaufgaben machen müssen.) Eigentlich ziemlich cool – bis auf die Tatsache, dass ich deswegen unter der Woche jeden Abend drei Stunden in einem komplett leeren Wohnheim rumhängen muss… Ansonsten hat mein Halb-Schülerin/Halb-Lehrerin-Status auch einige Vorteile, wie länger ausgehen und vor allem die Erlaubnis, das Schulgelände tagsüber wann immer ich will zu verlassen. Und ich habe deutlich weniger Unterrichtsstunden und somit weniger Hausaufgaben zu erledigen.
Diese Unterschiede zwischen mir und den anderen Schülerinnen führen aber hauptsächlich zu unglaublich viel Freizeit um auf dem Wohnheimzimmer rumzuhängen...ob das jetzt gut oder schlecht ist, weiß ich selbst noch nicht so genau.
Das Leben im Wohnheim allgemein ist sehr angenehm. Ich habe ein Doppelzimmer für mich alleine (noch so ein Vorteil meines Halb-Lehrer-Daseins) d.h. zwei Schreibtische und zwei Schränke zum Vollstopfen und alleinigen Zugang zu Klo und Dusche. Die Steckdosen sind allerdings leider in Schließfächern auf dem Flur; aus Brandschutzgründen. Daneben befindet sich der Trinkwasserspender. Das normale Leitungswasser in China sollte man nämlich lieber nicht trinken. Nettes Detail: ein Hahn enthält kochendes Wasser. Es gibt auch noch einen Aufenthaltsraum mit Mikrowelle, einen Waschraum und einen Raum voller Föns. Alles in allem wirklich komfortabel. Außerdem liegt das Wohnheim sehr zentral auf dem wirklich gigantischen Schulgelände und die Wege zu den Klassenräumen sind relativ kurz.
Essen gibt es natürlich auch. Und zwar in der schuleigenen Mensa, in der man jeden Tag gefühlte tausend verschiedene Sachen bekommt. Mal besser mal schlechter. Und da ich (noch) kein chinesisch kann ist es sowieso mehr ein Raten, was das auf meinem Teller wohl gerade ist. Vielleicht auch ganz gut, denn wenn man nicht so genau weiß was man isst, bin ich zumindest deutlich offener. Gegessen wird mit Stäbchen und Löffel; Messer und Gabel sucht man vergeblich.
Was mir am Essen momentan am meisten Spaß macht, ist aber das Bezahlen. Hier an der Schule bekommt nämlich jeder Schüler eine Karte; auf die kann man dann Geld laden und muss sie zum Bezahlen nur gegen einen Kasten halten. So bezahlt man auch im schuleigenen Supermarkt. Der auch wirklich alles führt - von Bleistiftminen bis zu Ladekabeln!!!