Graben, streichen, fliesen
Zusammen mit anderen arbeitswilligen Jugendlichen verlebte semmel einige "bewegte" Wochen in Weißrussland. Beim dritten Workcamp des Europäischen Jugendwerkes in Asneschizy waren vor allem ihre handwerklichen Fähigkeiten gefragt.
Es gab - wie immer - viel zu tun. Deshalb traf sich am Abend des 2. August 2004 unsere Gruppe am Dresdner Hauptbahnhof, um für zwei Wochen in das nunmehr dritte Workcamp nach Asneschizy aufzubrechen.
Aus organisatorischen Gründen mussten wir die Gruppe bei der An- und Abreise trennen, der größere Teil fuhr per Linienbus nach Brest und von dort mit Zug weiter, was für die Teilnehmer schon das erste Erlebnis war. Der Rest fuhr zeitgleich mit dem vereinseigenen Transporter los, das Gepäck, Baumaterial und Werkzeug auf der Ladefläche. Leider hatten wir an der Grenze nicht soviel Glück (was an der weißrussischen Grenze eine äußerst relative Größe geworden ist), wie der Bus und kamen erst mehrere Stunden nach der Busgruppe in Asneschizy an. Wie auch in den letzten Jahren, waren wir in der Schule untergebracht, wo wir mittags versorgt wurden. Zu den restlichen Mahlzeiten hatten wir die Küche zu unserer Verfügung.
Am Morgen des 4. August 2004 ging es dann los, auch wenn die Strapazen der Fahrt noch in den Knochen steckten. Zuerst galt es unsere "Wirkstätten" zu besichtigen: Sebastian, unser "Kachel-Gott", übernahm die Leitung der Küchensanierung: hier mussten ein neuen Fensterlüfter eingebaut, ein Wasserreiniger installiert, neuen Fliesen gelegt und neue Lampen eingebaut werden.
Ferner ackerten wir im wahrsten Sinne des Wortes das Außengelände der Schule um: Vor dem Schulhaus sollte auf Wunsch der Schule ein kleiner Park entstehen, es mussten Wege angelegt, Bänke und Hochbeete gebaut und ein Weidenhaus als "Klassenzimmer im Grünen" errichtet werden. Und während im Außengelände - zum Teil mit einfachsten Mittel wie Tragebrettern für Erde und Birkenstielschaufeln - die ersten Kubikmeter Erde ihren Standort wechselten, baute die "Kellergruppe" in mühevoller Kleinarbeit den Lüfter und den Wasserreiniger ein. Die erste spürbare Verbesserung für die Schule.
Nebenbei musste natürlich auch noch Einiges an Baustoffen organisiert werden, wir brauchten Muttererde, Kies für die Wege, eine Menge Holz und Rindenmulch für die Wege. Und nichts davon kann man "einfach mal so" kaufen gehen.
Aber irgendwie klappte alles. Das Außengelände veränderte sich von Tag zu Tag mehr, was letztlich auch der Motivation der Gruppe zu verdanken war. Nachdem die Wege ausgehoben waren, standen zwei neue Aufgaben an: Es mussten zum einen Wegbegrenzungen gebaut, zum anderen das Weidenhaus begonnen werden. Letzteres gestaltete sich anfangs etwas schwierig, weil wir Essentielles noch nicht gefunden hatten: die Weidenbäume zum Bau des Weidenhauses. Doch auch das Problem klärte sich auf kleinen Exkursionen durch Wald und Flur.
Und während draußen die verschiedenen Gruppen ihren Aufgaben nachgingen, begann im Keller ein wichtiger Teil unseres Projektes: Das Fliesen. Und dies fand unter nicht ganz normalen Bedingungen statt, da die Küchenfrauen "so ganz nebenbei" (zum Teil auf aufgebockten Herden) Essen kochten und die Küche verrichteten. Das bedurfte starker Nerven, und zwar bei allen Beteiligten! So kamen wir voran mit streichen, Weiden flechten, graben und Fliesen legen – und unser Vorhaben rückte täglich seiner Vollendung entgegen.
Neben der Arbeit haben wir natürlich auch Einiges unternommen und vom Land gesehen. Wir haben das nahe liegende Pinsk besichtigt, dort den Markt besucht und an einer Stadtführung teilgenommen. Ferner waren wir für einen Tag in der leider verregneten Hauptstadt Minsk und mehrmals im Dorf zum Abendessen und zur Banja eingeladen. Allein die Unterbringung auf dem Dorf war - besonders für diejenigen, die zum ersten Mal in Weißrussland waren - eine lohnenswerte Erfahrung und Abwechslung: wann sieht man schon mal live bis zum Zusammenbrechen überladene Pferdekarren durch eine Holzhüttensiedlung fahren.
Und am Ende? Am Ende waren wir alle ziemlich geschafft von der – für die meisten ungewohnten – schweren körperlichen Arbeit und natürlich zufrieden mit dem, was wir geschafft haben! Das Weidenhaus steht und kann als "Klassenzimmer im Grünen" in Zukunft seine Funktion erfüllen - und damit hoffentlich den Schulalltag etwas abwechslungsreicher gestalten. Zudem haben die Schüler mit der Parkanlage einen kleinen Rückzugsraum, in dem sie ihre Pause, oder ihre Freizeit verbringen können.
Und die hygienische Situation in der Schulküche hat sich mit unserem Projekt ebenso verbessert: Der Fußboden ist leichter zu reinigen und der Raum wird besser entlüftet. Zudem hat sich bereits in den wenigen Tagen unseres Aufenthaltes die Wasserqualität durch unseren Filter merklich verbessert.
Abschließend sei daher noch all Jenen gedankt, die unser Vorhaben unterstützt haben - sei es durch Spenden oder durch ihre Mithilfe bei der Organisation. Und letztlich natürlich auch all jenen, die ihre Freizeit und ihre Kraft in die Umsetzung unseres diesjährigen Workcamp-Projektes investiert haben.