Gewichtsprobleme - Befinden wir uns in einer ernsthaften Gesundheitskrise?
Unsere Gesellschaft ist fast schon besessen mit Körpern: Aussehen, Körpergewicht und Konfektionsgrößen beschäftigen uns tagtäglich, und dabei scheint es fast, als hätten wir jede Relation verloren - Während Models und InfluencerInnen immer dünner und fitter werden, werden die meisten Menschen immer übergewichtiger. Befinden wir uns inmitten einer globalen Gesundheitskrise?
Fast ein Drittel der Weltbevölkerung ist übergewichtig, in Europa sind es vor allem Länder wie Ungarn, Großbritannien und Malta sprengen die Rekorde: Dort sind über 20% der Bevölkerung ernsthaft übergewichtig, medizinisch gesprochen adipös. Auch in Deutschland sind sehr viele Menschen übergewichtig und haben gestörte Essverhalten. Das bloße Körpergewichtig sag zwar noch nichts endgültiges über die Gesundheit der Personen aus, tatsächlich sind sie aber großen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt, insbesondere, wenn das Übergewicht sich aus dem Konsum von hochkalorischen, verarbeiteten Produkten bedingt. Und es kann wirklich sehr schwer sein, den Kaloriengehalt von Lebensmitteln abzuschätzen - Denn die Produktauswahl in Supermärkten und Restaurants wird immer größer, es herrscht große Verwirrung darüber, was nun gesund ist oder nicht und wir neigen dazu, immer weniger Zeit unserer Ernährung zu widmen. Auch sportliche Aktivitäten oder einfache, körperliche Betätigungen kommen im stressigen Alltag zu kurz.
Diese Kombination ist toxisch: Besonders problematisch ist die Entwicklung von Übergewicht bei Kindern. Es ist wirklich erschreckend, wie üblich Diabetes Typ II mittlerweile unter Kindern ist - Eine Erkrankung, die als Altersdiabetes bekannt war und nur sehr selten bei jüngeren Menschen vorkam. Neben Diabetes sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronischer Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen ernsthafte Risiken. Übergewicht hat aber nicht nur körperliche Folgen - Es hat auch große gesellschaftliche und soziale Konsequenzen: In einer Welt voller Schönheit scheint es fast schon persönliches Versagen zu sein, wenn man diesen Standards nicht entspricht. Aber dieser Druck betrifft nicht nur Menschen mit Überwicht, wahrscheinlich ist fast jeder/jede betroffen. Frauen, die durch patriarchalische und sexistische Strukturen schon sehr lange sehr auf ihr Äußeres reduziert wurden (und werden), sind davon häufiger betroffen, aber mittlerweile sind auch Männer Schönheitsidealen mehr ausgesetzt. Paradoxerweise leben wir also einer Welt, in der extreme Schönheitsideal promoviert werden ( sehr schlank oder stark trainiert), die aber auch voller Versuchungen der trickreichen Lebensmittelindustrie ist.
Gerade für junge Menschen wird dieser Körperkult oft gefährlich: Ich weiß beispielsweise, dass ich selber ein gestörtes Verhältnis zu Essen und zu meinem Körper habe und das nur mit sehr viel Mühe unterdrücken kann. Fast alle Mädchen, die ich kenne, haben damit zu kämpfen: Trauriger Weise kenne ich wirklich sehr wenige Menschen, die ohne Nachzudenken oder ohne sich groß einzuschränken essen, und wenn, dann finde ich das bewundernswert. Die meisten Jungs in meinem Bekanntenkreis versuchen, mit Fitness und gesunder Ernährung Muskelmasse zuzunehmen, und gehen teilweise nicht in T-Shirts raus, wenn sie sich als zu dünn empfinden. Warum sind Körperideal so present in unserem Lebensalltag? Und warum können wir immer weniger einschätzen, was gesund ist und was nicht? Warum wird dickeren Menschen teilweise so aggressiv begegnet? Was projizieren wir eigentlich auf Körper? Aus meiner Recherche und Reflexion schließe ich, dass dies Fragen sind, mit denen wir uns mehr beschäftigen sollten. Denn auch wenn Mediziner-Verbünde schon „globale Fett-Krisen“ ausrufen oder Politiker Fett- und Zuckersteuern einführen, diskutiert unsere Gesellschaft relativ wenig darüber. Wahrscheinlich, weil es ein sehr sensibles Thema ist: Ein Thema, das viele Menschen verletzt, aufregt und in ihre Lebensvorstellung eingreift. Aber zu unserem Wohl, vor allem aber zum Wohl aller kommenden Generation, sollten wir uns damit beschäftigen: Damit unsere Kinder nicht den permanenten Schönheitsdruck spüren, damit sich Vorurteile und Klischees abbauen, damit unsere Ernährung gesünder wird und die Nahrungsmittelindustrie in ihre Schranken gewiesen wird und vor allem, damit wir uns wieder wohl in unseren Körpern fühlen können.
Quellen und Links:
Ein interessanter Roman über einen Jungen, der unter einer Essstörung leidet: http://www.fluter.de/wolf-haas-roman-junger-mann-rezension
https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/uebergewicht-globale-fett-krise-1.3542777
https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/uebergewicht-deutsche-sind-dicker-als-der-eu-durchschnitt-a-1117553.html
https://www.gesundheit.de/ernaehrung/essstoerungen/adipositas-folgen
http://www.fluter.de/wir-sind-umstellt-von-koerperbildern