Ges(ch)ehenes
Ein Jahr geht zu Ende, der Freiwilligendienst ist erst zu einem Drittel absolviert. Und doch ist es ein Abschluss. Ein Abschluss von der „6“ am Ende der Jahreszahl, die uns trotzdem noch Wochen verfolgen wird, um irgendwann Ende Januar endlich durch die „7“ ersetzt zu werden. Doch bevor diese Zahl rechtmäßig ihren Einsatz finden könnte, nutze ich nach vielen verpassten Möglichkeiten diese, um etwas lang Überfälliges endlich hinter mich zu bringen.
Was man ewig auf Morgen verschiebt, bleibt eben irgendwann auf der Strecke. So ist das tragischerweise meist mit den positiven Dingen im Leben. Ein vergessenes „Danke” kann gar apokalyptische Ausmaße annehmen und Familien in Krisen stürzen. Wie gut, dass es da Festivitäten gibt, die es in einem von Grund auf friedlichen Kontext zulassen, diverse verspätete Danksagungen doch noch zu äußern.
Als allererstes möchte ich dieser Plattform hier danken. Damit können sich alle angesprochen fühlen, die bei Youthreporter in irgendeiner Form tätig sind. Ich bin Ihnen allen wirklich dankbar, dass ich diese Möglichkeit bekommen habe, mich in dieser Art und Weise mitzuteilen. Die Seite ist übersichtlich gestaltet, sodass einem die Veröffentlichung nicht absichtlich erschwert wird wie es etwa bei anderen Seiten und Programmen der Fall ist. Die Bedienung ist kinderleicht und am Ende erreicht man auch ohne große gestalterische Künste ein ansehnliches Ergebnis.
Womit wir beim nächsten Punkt wären. In Absprache mit manchen anderen Freiwilligen bin ich befugt, deren Bildmaterial für meine Texte zu verwenden. Leider muss ich diesen hohen Aufwand betreiben, weil die Kamera meines Mobiltelefons keine zufriedenstellenden Bilder mehr produziert. Seitdem einmal die Kameraabdeckung abfiel, ist der Abstand zwischen den Linsen scheinbar nicht mehr ideal, womit auch die Lichtbrechung anders ist und die Kamera unterschiedliche Lichtverhältnisse nicht mehr erkennt. Durch manuelle Einstellungen lässt es sich zwar einigermaßen beheben, aber sonderlich großartig werden die Bilder am Ende trotzdem nicht. Aus diesem Grund fragte ich schon oft andere Freiwillige nach deren Bilder und erbat natürlich auch das Recht, diese im Netz zu veröffentlichen. Die Leute erlaubten mir die Nutzung, ich bat ihnen im Gegenzug ein wenig öffentlichkeitswirksame Promotion an, doch nur einer der Fotografen wollte dies in Anspruch nehmen und namentlich genannt werden. Es handelt sich um Adria López Martínez. Mein weiterer Dank geht an zwei Spanierinnen, einen Litauer, eine Tschechin und eine Deutsche. Die Liste wird sich wahrscheinlich noch erweitern, sollte ich die Texte endlich einmal druckbereit fertiggestellt haben, zu welchen ich diese Bilder dann benötigen würde. Hiermit seien auch all diese gemeint. Nur durch die ineinandergreifende Ergänzung von Sprache und Bild ist es mir möglich, mich exakt auszudrücken. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte und wenngleich es mir ein Leichtes ist, diese aus dem Stegreif auszuspeien, so kann man dennoch nicht leugnen, dass eine Symbiose doch am schönsten ist.
Ein drittes Wort des Danks ist an alle Freiwilligen und Leute gerichtet, mit denen ich im Alltag zu tun habe. Sie sind es, die mich stets mit neuem Stoff versorgen. Stoff im Sinne von Geschichten, Drogen kann man bei denen meines Wissens nach nicht kaufen. Die täglichen Begegnungen mit Menschen sind es, die die Grundlage für den Großteil meiner Texte schaffen. Wenn ich mich über etwas nicht beschweren kann, dann ist das die mangelnde Inspiration im Alltag. Manche Texte wären wahrscheinlich nie entstanden, wären manche Dinge anders oder gar nicht passiert. Ein Dank wie dieser scheint trivial, weil er gleichzeitig so viele Menschen und doch keinen konkret anspricht. Trotzdem hat er seine Berechtigung, denn obwohl man als Individuum vielleicht nur einen marginalen Einfluss hat auf das, das ich schreibe, so wäre mir jegliche Grundlage genommen, wenn er oder sie dies nicht mehr machen würde, weil er oder sie denkt, es fiele sowieso nicht ins Gewicht.
„Ich wollte nicht, dass ihr alle kommt. Ich habe Hunger. Und ich gehe bald wieder nach Hause.“
Das sagte Karl Albrecht anlässlich seines neunzigsten Geburtstags. Man hatte für ihn eine Feier organisiert, deren Ausmaße er scheinbar nicht abzuschätzen vermochte. Ich bin kein Milliardär und nicht neunzig, sondern neunzehn Jahre alt, jedoch geht es mir ähnlich in der Hinsicht, dass ich nie imstande war, vorher die Folgen abzusehen. Ich dachte, dass es bei einem kleinen Kreis von Lesern bleiben würde. Nun könnte man sagen, dass ich in jedem Falle überrascht wurde.
Eine Danksagung abzuschließen, ohne daher Sie, werten Leser, zu erwähnen, wäre undenkbar, sind Sie doch der transparente Agonist bis bisweilen Antagonist, für den dieser Buchstabenkomplex erst entstand. Klaus Kinski sagte einst: „Fernsehsendungen oder auch Artikel in einer Zeitung oder einer Zeitschrift, die machen wir nicht für uns. […] sie sind für das Publikum.” Es trifft treffsicher den Geist hinter dieser Arbeit. Für wen, wenn nicht für ein Auditorium voller Interessierter, mache ich das?
Ab und zu höre ich ein paar Stimmen bezüglich meiner Schriften, doch das Meiste bleibt im Verborgenen. Ich weiß nicht, wer mich liest, warum mich Leute lesen und wie ihre Meinung dazu ist. Leider habe ich auch nicht so etwas wie ein Stimmungsbild. Ich kann daher unmöglich abschätzen, wem ich an dieser Stelle danke. Weder verfüge ich über Statistiken bezüglich meiner Leserschaft – sollte wohl mal bei der NSA eine Anfrage einreichen – noch bekomme ich zahlreiche direkte Rückmeldung in Form von Kommentaren oder Nachrichten. Wenn ich lange nichts höre, weiß ich nicht, ob das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist. Wahrscheinlich ist es besser, nicht zu wissen, wen man erreicht. Ansonsten würden meine Texte wahrscheinlich noch vager als sie jetzt schon sind. Wer auch immer Sie sein mögen, es ist mir eine Ehre, Ihre Zeit in Anspruch nehmen zu dürfen.
Mit diesen Worten lässt sich so eine Notwendigkeit gut abschließen, finde ich. Eine neue Episode wird vermutlich nicht beginnen, doch neues Material wird noch lange folgen. Die stetig aufeinanderfolgende, sich selbst überrennende Realität mag dazu neigen, die ihrige Reflexion zu behindern, doch gibt es zum Glück Menschen, die sich zur Aufgabe gemacht haben, diese einem zu entgleiten drohenden Eindrücke zu sammeln und aufzubereiten.
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