Frühlingsgefühle
Janna genießt die Frühlingssonne und freut sich über das schöne Wetter. Auf ihren Reisen nach Stockholm und Göteborg denkt sie viel über sich und ihre Zukunft nach.
Endlich – der Frühling ist da! Vorgestern bin ich das erste Mal im Pullover draußen gewesen! Es tut soo gut nach dem langen Winter! Allerdings kann es wohl sein, dass der Winter noch mal zurückkommen wird… Oh je, ich hoffe doch nicht!
Einige Wochen sind inzwischen wieder vergangen, die Zeit rast und rast. Aber die letzten Wochen waren sehr schön.
Seit Mitte Februar bin ich nun auch in einer Klasse mit Kindern mit geistiger Behinderung. Ich tanze mit ihnen und bin ansonsten einfach den Tag über dabei. Die Arbeit mit ihnen macht mir großen Spaß, weil die Kinder einfach total natürlich und süß sind.
Neulich war es so, dass sie sich am Ende des Tanzens zur Entspannung auf den Boden legen und die Augen schließen sollten. Plötzlich stand ein kleines Mädchen mit Downsyndrom auf, legte sich direkt neben mich und flüsterte: „Älskar du mig?“ („Liebst Du mich?“) – das war ein sehr schöner Moment, der mir sehr nahe ging. Es war einfach so süß, wie sie mich das so total unschuldig gefragt hat. Solche kleinen Momente sind so toll und sind wie ein kleines Geschenk…
Mittlerweile hatte ich auch mein Mid-Term-Meeting in Stockholm – es war sehr interessant, die vielen Freiwilligen wiederzusehen, und über all unsere Projekte zu sprechen. Was mich gefreut hat war, dass darunter kein Projekt war, wo ich dachte „Ach, wäre ich doch nur dort gelandet!“ Sicher waren auch ein paar andere interessante Tätigkeiten dabei, aber inzwischen macht mir die Arbeit hier ja großen Spaß und sie wird immer besser!
Die Woche darauf waren hier Sportferien, die ich leider größtenteils krank bei Musik und Tee im Bett verbracht habe. Irgendwie habe ich die Tage im Bett aber auch genossen, weil ich da mal ganz in Ruhe über Gott und die Welt, mich und meine Zukunft nachgedacht habe. Generell ist es so, dass ich mir hier in Schweden (durch den Abstand von der gewohnten Umgebung) über vieles Verschiedenes Gedanken mache und mich dabei selbst noch weiter kennen lerne, was ich sehr schön finde.
Vor drei Wochen habe ich mich dann auch das erste Mal in Schweden intensiv mit Studium befasst, versucht mich ein bisschen durch das System der ZVS zu wurschteln. Kompliziert mit dem Bachelor, den Ortspräferenzen und was ich da noch alles beachten muss. Ich weiß immer noch nicht genau, wo ich mich bewerben werde. Mal sehen, wo es mich also hinverschlägt.
Einige Wochen zuvor war ich einmal sehr traurig nach dem Tanzunterricht in der Grundschule von Viksjöfors. Ich unterrichtete dort seit Januar eine zweite und dritte Klasse und es klappte mal besser, mal weniger gut. An dem einen Tag jedenfalls war ich total frustriert, weil ich in den vergangenen Wochen so vieles ausprobierte, sie irgendwie zu motivieren und ihnen ein bisschen Spaß am Tanzen zu bringen – stattdessen hat ein Großteil einfach nicht auf mich gehört, sie liefen hinter die Spiegel, spielten Fangen oder lenkten uns sonst irgendwie ab… Daraufhin habe ich den Lehrern gesagt, dass ich das so nicht mehr weitermachen möchte, weil ich daran keinen Spaß habe und es auch den Kindern reichlich wenig bringt, wenn sie hinter Spiegel rennen oder sonst nur Unsinn machen. Nun werde ich dort nicht mehr mit den Kindern tanzen, sondern stattdessen mit der 4. Klasse ein Kunstprojekt zu Hundertwasser machen und einen Französisch- und Deutschkurs anfangen. Darauf freue ich mich nun. An der Grundschule, wo ich freitags bin, klappt es zum Beispiel super mit dem Tanzunterricht. Die Schule hat ein sportliches Profil, sodass die Schüler insgesamt viel motivierter und disziplinierter sind, und außerdem ist die Sportlehrerin dabei und kann notfalls die Kinder mal zurechtweisen.
Montag vor zwei Wochen kam Toni mich endlich besuchen!! Es war wunderschön und sehr intensiv mit ihr! Die Tage hier war sie mit in den verschiedenen Schulen und hat so zumindest einen kleinen Einblick in meinen schwedischen Alltag bekommen. Am Freitag fuhren wir dann gemeinsam nach Stockholm, wo wir noch das Wochenende miteinander verbrachten. Die ganze Woche über haben wir sehr viel gequatscht, die letzten Monate ein bisschen nachgeholt. Ich bin so froh, dass sich unser Verhältnis in keiner Weise verschlechtert hat, sondern wir uns trotz der Entfernung so nah geblieben sind! Auch in Stockholm haben wir es uns gut gehen lassen, in netten kleinen Cafés gefikat, sind von Insel zu Insel geschlendert, haben das traumhafte Wetter genossen. Es war eine tolle Woche und ich war ziemlich traurig als Toni plötzlich wieder weg war, aber bald sehen wir uns ja schon wieder.
Von Stockholm aus bin ich jedenfalls weitergefahren nach Göteborg, um dort meine Verwandten zu besuchen. Die Tante meines Vaters lebt seit über 40 Jahren in Göteborg und ist mit einem Schweden verheiratet. Ihren Mann kannte ich bisher nur von Familienfesten und es war immer schwierig gewesen, sich mit ihm zu unterhalten, weil er auch kaum Englisch und nur wenig Deutsch spricht. Nun konnte ich mich also erstmals richtig mit ihm unterhalten (auf Schwedisch also), das war klasse. Die Woche bei den beiden war schön, auch da nur traumhaftes Wetter. Meine Großtante ist Architektin und hat sich nun seit der Rente zur Stadtführerin ausbilden lassen – dadurch hat sie mir viel zeigen und erzählen können. Am letzten Tag machten wir noch einen Bootsausflug zu den Schären, südlich von Göteborg. Das war echt beeindruckend mit den vielen, vielen kleinen Inseln; teilweise bewohnt, die Häuser direkt auf die Felsen gebaut; teilweise unbewohnt.
Seit Montag bin ich nun wieder in Edsbyn und arbeite, allerdings nur zwei Wochen. Dann sind schon wieder Ferien – in zehn Tagen kommen meine Eltern bereits! Danach werde ich wieder zwei Wochen arbeiten, dann bin ich eine Woche in Berlin, dann arbeite ich wieder zwei Wochen, dann kommt meine Tanzgruppe hierher, danach habe ich noch eine Woche Schule, dann sind bereits Sommerferien! Wahnsinn, und das sind dann noch drei Wochen, in denen ich verschiedene kleine Sachen zu tun haben werde, das ist noch nicht ganz sicher, was ich genau mache, aber es gibt auf jeden Fall einige interessante Dinge zu tun. Anfang/Mitte Juli fliegen wir dann eine Woche zur Gymnastrada nach Österreich und dann ist mein Projekt vorbei. Eventuell kommt Lea noch für zehn Tage nach Schweden, ansonsten werde ich dann nach Berlin zurückkommen! Das geht jetzt echt superschnell! Ich freue mich noch auf die nächsten dreieinhalb Monate, so viele tolle Dinge erwarten mich hier noch! Trotzdem ist es auch in Ordnung, dass es im Juli dann vorbei ist – ich freue mich auch wieder auf Berlin, meine Familie und Freunde…
Sonnige Grüße, Janna!