Frühlingserwachen in einer touristischen Kleinstadt Italiens
Die Temperaturen steigen, die Sonne strahlt und alle wollen nur entspannen. Doch was wäre Entspannung auf Italienisch, wenn es die Lidi nicht gäbe?!
Kaum lassen sich die ersten Sonnenstrahlen erblicken, erwachen die Eigentümer der “Lidi” aus ihrem Winterschlaf und werkeln, erneuern und putzen was das Zeug hält um ihre einzige Einnahmequelle zum Lebensunterhalt wiedereröffnen zu können. Ein “Lido” ist der italienische Name für eine Strandbar, die aber nicht nur Getränke verkauft, sondern auch Strandliegen und Sonnenschirme vermietet, Spielgeräte für Kinder anbietet und sich in den meisten Fällen abends auch in eine Disko verwandeln kann. Diese Strandbars sind den ganzen Sommer über, also ca.5 Monate, sowohl für die Einheimischen, als auch für Touristen geöffnet. In weniger als einem halben Jahr machen die Besitzer so viel Geld, dass sich die meisten von ihnen mit ihren Rücklagen die restliche Zeit des Jahres zurücklegen und ohne weitere Arbeit eine ganze Familie versorgen können. Alleine diese Vorstellung reicht schon, um sich ausmalen zu können, wie hoch die Preise von Strandliegen und Co und im Gegensatz dazu niedrig die Investitionen in Erneuerung und Renovierung sind. Denn nicht nur Touristen wollen sich am Strand ganz entspannt auf ihrer vorbestellten Strandliege ausruhen und sich von der Sonne bestrahlen lassen, hier in Italien ist es auch üblich, dass italienische Familien sich ihren Strandplatz zum Eigengebrauch sichern. Die Strandliegenvermietung ist also die feste Einnahmequelle der Eigentümer. Bei vielen Frühlingspaziergängen kann man beobachten, wie die Arbeiten vorangehen. So wird zum Beispiel abblätternder Putz mal gerne einfach mit viel Wandfarbe überstrichen. Die meisten Putz- und Handwerksarbeiten werden von der Familie selbst, oder in schwarz verrichtet. Da werden also Fassade und Umkleidekabinen mit hellgrüner Farbe angemalt, die Glasfront wird einer gründlichen Wasser- und Schaumkur überzogen und die Liegestühle, die im letzten Jahr noch grau waren, erstrahlen von einer Woche zur anderen in rosa.
Allerspätestens zum 1. Mai glänzt und blinkt somit alles und die Lidi läuten die Saison ein. Sehr zum Dank aller Leute, die in großen Massen, bevorzugt Samstag Nachmittag oder Sonntag Vormittag, nach dem traditionellen Familienspaziergang Einkehr suchen. Zu besagten Tageszeiten drängt sich wortwörtlich die halbe Stadt und alles, was vier oder zwei Räder oder Beine hat auf dem Lungomare, der Strandpromenade und eben auch in den Lidi.
Doch die italienische Funktion der besagten Strandbars ist mehr als nur eine Erfrischung zu sich nehmen und sich die Meeresbrise um die Nase wehen zu lassen. Vielmehr sind sie Treffpunkt zum Quatschen und Plaudern; zum Sehen und Gesehen werden; zum Austausch des neusten Klatsch und Tratschs. Nebenher und vor allem sehr zur Freude der italienischen Damen, die sich es natürlich nicht nehmen lassen (Ausnahmen bestätigen die Regel), auch im 7. Monat ihrer Schwangerschaft mit zehn Zentimeter Absätzen spazieren zu gehen, bieten die Lidi natürlich auch Sitzplätze an, die man aus genannten Gründen durchweg besetzt vorfinden kann.
Die Italiener hören es allerdings nicht gerne, wenn man von ihrem Lido als Strandbar spricht. Denn wie man auf den ersten Blick sehen kann, ist die Einrichtung des Lido eine sehr vielseitige und seine Funktionen lassen sich kaum auf wenige Worte reduzieren. Was wäre der italienische Sommer ohne einen Lido?!
Dank der beschriebenen italienischen Strandbars also, spielt sich das Stadtleben in den wärmsten Monaten des Jahres fast durchweg zwischen Strandpromenade, Meer und Liegestuhl und Lido statt.
Der Sommer kann kommen!
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