Freitag, 21. 20 Uhr, Paris
Schon jetzt ist abzusehen, dass sich die Terroranschläge vom 13. November 2015 tief in das Gedächtnis´ Frankreichs eingraben werden. Eine Momentaufnahme.
Frankreich trauert.
Seit den Terroranschlägen vom 13. November, zu denen sich mittlerweile die Terrororganisation IS bekannt hat, sind noch weniger als 100 Stunden vergangen– und bereits jetzt zeichnet sich ab, dass sich diese Tage tief in Frankreichs kollektives Gedächtnis eingraben werden.
Am Freitagabend die ersten Nachrichten, dass in Paris irgendetwas passiert sein muss. Bekannte erkundigen sich per Facebook oder Whatsapp, Eltern rufen an. Wir verfolgen den Newsticker zur Geiselnahme und schicken ebenfalls Nachrichten um sicherzugehen, dass die Freunde, die sich zurzeit in Paris aufhalten, wohl auf sind. Facebook führt eine Funktion ein, auf der Leute im Umkreis von und in Paris markieren können, dass sie sich in Sicherheit befinden.
In der Nacht zum Samstag ruft Präsident Franҫois Hollande den Ausnahmezustand aus. Dies bedeutet, dass beispielsweise Hausdurchsuchungen ohne richterlichen Beschluss möglich sind Versammlungsverbote und Ausgangssperren verhängt werden können. Außerdem werden an der französischen Grenze wieder Kontrollen durchgeführt – etwas, das eigentlich nach dem Schengen Abkommen der Vergangenheit angehörte.
Fahnen hängen auf Halbmast. Schulen, Universitäten und Museen bleiben am Samstag geschlossen.
Am Montag findet um 12.00 Uhr eine Schweigeminute statt. Wir reden in der Schule über die Anschläge. Es ist wichtig, dass die Kinder sich über ihre Gefühle zu den Anschlägen äußern können, dass sie die schrecklichen Bilder, die sie in den Nachrichten gesehen haben einordnen können. Einige von Ihnen waren zum Zeitpunkt der ersten Explosionen im Stade de France, um das Fußballspiel zu verfolgen. Man darf sie mit ihrer Angst nicht alleine lassen, gleichzeitig müssen sie aber auch wissen, dass es vollkommen natürlich ist in einer solchen Situation Angst zu haben und dass sie mit ihren Fragen nicht alleine gelassen werden.
Aber wie erklärt man so etwas wie „Selbstmordattentat“ einem Achtjährigen? Im Lehrerzimmer geht es genau darum. Wie viel kann man den Kindern zumuten, ist es zum Beispiel wirklich ratsam, ein Erklär Video zu den Attentaten zu zeigen, wenn darin noch mehr Bilder von den Anschlägen zu sehen sind? Wie erklärt man ihnen, dass sie keine Angst haben müssen in die Schule oder zum Bäcker zu gehen, ohne diese Angst zu verharmlosen? Und wie erklärt man ihnen, warum Menschen einander so etwas antun, wenn wir selbst es doch kaum begreifen?