Ferien, Ferien, schöne Zeit
Die_katha hat Ferien. Neben viel Entspannung steht auch auf dem Programm, mehr von Estland zu sehen. Gesagt, getan. Und einen würdigen Abschluss der freien Zeit gibt es auch.
Ich fühle mich ja irgendwie immer noch ein bisschen wie ein Schüler. Zumindest, was meine freien Tage anbelangt, muss ich mich doch zwecks meiner Arbeit an die Schulferien halten. Aber in der Schule gäb's ja sonst nicht viel zu tun, außerdem fand ich es echt entspannend, die Woche frei zu haben.
Auf meinem Programm stand deswegen auch oft genug "Entspannen". Aber ein bisschen muss ich ja schon mitkriegen von dem Land, in dem ich hier so eine mehr oder weniger lange Zeit verbringe (momentan bin ich ja der Meinung, die zehn Monate sind doch eher kurz, ich weiß gar nicht, wo die ersten zwei eigentlich geblieben sind).
Also machte ich mich am Dienstag vergangener Woche auf nach Haapsalu, eine Stadt an der "Westküste" Estlands, auch genannt Venedig des Nordens. Ganz so paradiesisch kam's mir nicht vor - was vielleicht einfach am grauen Himmel gelegen haben konnte - aber auf jeden Fall war's sehr idyllisch. Sehr groß ist das Städtchen zwar nicht, aber für die Sehenswürdigkeiten, die in meinem Reiseführer erwähnt sind, war der Nachmittag gerade recht. Außerdem habe ich es auch genossen, einfach kreuz und quer durch die Stadt zu laufen, und eigentlich überall diese netten Holzhäuser zu haben, die ich so mag. :) Die gibt's zwar in Tallinn auch, doch die Großstadt ist natürlich überwiegend von Hochhäusern und neueren Gebäuden geprägt. Weil dann aber der Regen doch noch kam und es hier inzwischen um fünf auch schon dunkel ist, nahm ich auch den Bus um fünf Uhr zurück nach Tallinn.
Am nächsten Tag wollten Marion, ebenfalls eine Freiwillige aus Frankreich, und ich uns den unglaublich beeindruckenden Wasserfall in Keila-Joa anschauen, der außerdem gar nicht weit von Tallinn entfernt ist. Gesagt, getan, fuhren wir die 40 Minuten mit dem Bus und bestaunten dann den sechs Meter hohen Wasserfall. In Estland ist eben alles etwas kleiner/flacher, so kann man auch vom Wasserfall nicht mehr erwarten. ;) Aber gelohnt hat es sich auf jeden Fall, da die Natur in der Gegend wunderschön ist.
Wir irrten noch zwei Stunden im Wald umher, einfach mal draufloslaufen war das Motto, doch anscheinend kann man sich in Estland nicht einmal im Wald verlaufen (in Tallinn hab ich’s bisher auch noch nicht geschafft, und das will was heißen bei mir :D). So standen wir schließlich am Meer, was hier noch mal seinen ganz eigenen Reiz hat. Gerade noch im dichten Wald, steht man plötzlich am weißen Sandstrand, das Meer nur ein paar Meter entfernt. Wunderbar! Und wenn man dann noch den kalten Wind, aber auch Sonne um sich hat, ist doch alles einfach nur schön. :)
Den Rest der Woche habe ich dann eher im Chillmodus verbracht. Bis aufs Wochenende natürlich, da musste mal wieder eine richtige Party her. Da wir uns nicht einig wurden über den richtigen Club, bevor der letzte Bus fuhr, sah unser Plan erst einmal folgendermaßen aus: Ab ins Levika's, eine echt gemütliche und quasi unsere Lieblingsbar. Auf jeden Fall ein guter Start, wenn man sich noch nicht so ganz sicher ist, wo's hingehen soll. Marion fragte sich dann durch die ganze Bar, ob jemand einen heißen Tipp bezüglich Clubs für uns hätte (denn ab und zu will man auch mal was Neues kennen lernen). Jedenfalls waren da dann plötzlich drei Esten, die irgendwas von einer Privatparty redeten, zu der wir doch alle mitkommen könnten. "Alle" bedeutete in diesem Fall ungefähr 15 - 20 Freiwillige. Die folgten dann den drei Esten recht planlos, und niemand hatte so richtig einen Plan, wo sie uns denn jetzt eigentlich hinführen.
An den Gleisen entlang gings in eine verlassene Gegend mit alten Fabrikgebäuden oder Ähnlichem. Am richtigen angekommen, erklärten uns die Esten erst einmal, wir müssten noch auf den Besitzer des Hauses warten, dann kann’s auch schon losgehen. Nach gefühlten zwei Stunden (in Wahrheit waren’s vielleicht 30 Minuten) kam er dann auch, und wir konnten zumindest der Kälte entfliehen. Drinnen sah aber alles seltsam verlassen aus, und wer kennt denn nicht diese abertausend Filme "Gruppe Jugendlicher - unheimliche Gegend - verlassenes Fabrikgebäude" und so weiter. :D Doch ein Raum im obersten Stockwerk sah dann echt etwas netter aus, um nicht zu sagen: richtig cool. Die Wände gestrichen, schön dekoriert, und vor allem: mit superteurer Anlage und Licht ausgestattet, und Bier hatte es auch da.
So wurden die Laptops ausgepackt und los ging die Party. Und die war unglaublich gut, da sowohl Musik als auch Atmosphäre als auch Leute stimmte, einfach alles war perfekt. Und es war definitiv eine Privatparty, nämlich für uns ganz alleine. Heim gingen wir dann erst um Viertelsieben, nachdem die zwei DJs ihr letztes Lied gespielt hatten. Und dank der tollen Lage meiner Wohnung hatte ich nur zehn Minuten nach Hause zu laufen, das auch noch in der Morgendämmerung - so etwas kann einen echt glücklich machen.
Da muss ich dann auch in Kauf nehmen, dass meine Stimme den ganzen Sonntag nicht so richtig wollte, und auch heute ist sie noch sehr rau. Doch ein wenig Abwechslung schadet ja bekanntlich nicht;)
So fanden meine Ferien einen würdigen Abschluss, und da ich den restlichen Sonntag nicht mehr allzu viel vor hatte (bis auf einen kurzen Spaziergang im wunderschönen Kadriorgpark), war ich heute Morgen auch richtig ausgeschlafen und motiviert für die nächsten 7 1/2 Wochen bis Weihnachten. :D