Fête de l'Europe in Marseille
So nun der Bericht über meine zweite Urlaubswoche in Marseille bei der Fête de l'Europe.
Meine zweite Woche Urlaub habe ich dann mit Vero und Debe in Marseille verbracht, weil dort am 9. Mai die Fête de l’Europe stattfand. Letztendlich hatten wir für die Woche zum Glück doch noch eine Unterkunft gefunden, denn unsere Kollegin bei der wir schon mal waren überließ uns ihre Wohnung, weil sie die Woche in Digne verbrachte. Aber den ersten Abend konnten wir noch nicht dorthin und so hatte Vero uns bei Thomas, einem Deutschen, eingemietet, den sie mal irgendwie zufällig in Marseille auf der Straße getroffen hat. Als Dankeschön kochten wir und auch wenn wir während dem Kochen sehr kritisch beäugt wurden von ihm und den anderen beiden Jungs der WG schmeckte es dann allen. Da wir am nächsten morgen früh raus mussten, gingen wir recht früh ins Bett und in Thomas Zimmer war mit unserem ganzen Gepäck und unseren Matten echt kaum noch ein Fleckchen Fußboden zu sehen. Aber für eine Nacht war das absolut ok. Am nächsten Morgen zogen wir dann zu Fanny um und hetzten dann zum Freiwilligentreffen, das um 10 war. Der Morgen war aber nicht so spannend, weil einfach nur ziemlich viele langweilige Reden von Verantwortlichen der Jugendarbeit und Leuten vom Hôtel de Ville… Der interessantere Teil war dann, sich ein bisschen mit den ganzen immerhin 20 Freiwilligen die da waren zu unterhalten. Dass es noch mehr Freiwillige in Marseille geben muss, habe ich mir schon lange gedacht, aber bis jetzt hatte ich keine Gelegenheit sie kennen zu lernen. Denn es gibt eine ganze Menge Freiwillige, die für Marseille Provence 2013 in Museen oder anderen Organisationen arbeiten. Echt interessant. Mittags wurden wir dann alle zum Essen eingeladen, auch wenn das viele nicht so begeisterte, aber ich fand meine Tintenfischringe sehr lecker. Nachmittags fuhren wir damit fort uns gegenseitig vorzustellen und ein gemeinsames Besichtigungsprogramm für Marseille für den nächsten Tag zu erstellen. Dabei lernte ich auch die beiden neuen Freiwilligen von Pistes Solidaires Margerita aus Italien und Jorge aus Peru kennen. Abends trafen wir uns alle noch am Cours Julien in einer Tapas Bar und konnten, weil es echt warm war, noch lange draußen sitzen. Aber wir sahen auch was ganz schön Krasses, was sich an unserem Nebentisch abspielte: dort tauchten auf einmal zwei Kinder auf, die um Essen bettelten und die Frauen am Tisch gaben den Kindern sogar was. Und dann kam die vermeintliche Mutter und bediente sich auch noch ordentlich. Federica meinte dann zu uns, dass wäre so eine Masche um an Essen und besser noch Geld zu kommen. Meistens seien das gar nicht alles die Kinder der Frauen und das Ganze organisierte Kriminalität. Ich fand das echt schockierend.
Den nächsten Tag begannen wir dann gemeinsam am Vieux Port und auch wenn ich das alles schon kenne, war es doch nochmal was anderes mit den anderen Freiwilligen das alles zu sehen und auch Debe alles ein bisschen zu zeigen. Vom Hafen gingen wir weiter zum Park le Pharo. Auf dem Weg sahen wir dann auf dem Chateau Fort die französischen Flaggen wehen, was sonst nicht der Fall ist und so gingen wir mal hoch und fanden uns inmitten offizieller Feierlichkeiten zum Ende des zweiten Weltkriegs wieder. Dieser Tag wird in Frankreich nämlich noch als wichtiger Feiertag mit Gedenkfeiern begangen, aber es wurde letztendlich auch darüber gesprochen, dass es nun ja auch schon 50 Jahre den Elyséevertrag gibt und Deutsche und Franzosen heute zum Glück Freunde sind. Das fand ich ein schönes Schlusswort. Auch die Aufstellung der Soldaten und Polizisten aller Abordnungen war beeindruckend. Als das dann vorbei war, gingen wir wirklich zum Park le Pharo und nach einer kurzen Pause in der Sonne machten wir uns auf den Weg in Richtung des Künstlerviertels le Panier. Dabei kamen wir auch an den neuen Museumsgebäuden im Hafen vorbei und der Kirche Notre Dame de la Majeur. Da wir langsam alle ein bisschen Hunger bekommen hatten, machten wir uns auf die Suche nach was essbaren und fanden dann auch irgendwann im Innenhof vom Hospice, einem historischen Gebäude, wo ich mich leider nicht mehr so genau erinnere, was die frühere Funktion war, einen Imbiss. Nachdem wir dort im Schatten ein bisschen Sieste gemacht hatten, machten wir uns auf den Weg ins Museum J1, wo es um die Länder rund ums Mittelmeer geht. Ich war da zwar schon gewesen, aber diesmal bekamen wir eine Führung von einer der Freiwilligen, was natürlich noch mal was anderes war. Irgendwann während dieser Führung stieß auch Vero wieder zu uns, die in der Zwischenzeit ihre Freundin Kim vom Flughafen abgeholt hatte. Da die meisten am nächsten Morgen trotz Feiertag wieder arbeiten mussten, gingen wir heute Abend nur noch kurz in eine Bar und wir vier deutschen hatten natürlich eigentlich erst Hunger und bis wir gegessen hatten, waren die anderen weiter zum Mac Donalds gezogen. Tja diese ganzen Südländer machen es einfach immer anders herum: erst Apéro und dann essen.
Schließlich war dann der 9. Mai und damit Fête de l’Europe. Es fing mit gemeinsamem Mittagessen an und oh Wunder es gab mal Pappbecher statt Plastikbecher. Naja wurde ja auch von Freiwilligen organisiert, die haben halt schon mehr Umweltbewusstsein als die meisten Franzosen. Danach gab es dann um zwei einen Flash Mob, bei dem wir alle gleichzeitig anfingen jede Menge Seifenblasen zu fabrizieren. Vero, Debe, Kim, Gabriella und Abdel wurden von einem Fotografen der Marseillaise fotografiert und waren sogar am nächsten Tag in der Zeitung. Sonst der Rest des Nachmittags war nicht so übermäßig spannend. Es wurden verschiedene Ateliers angeboten und Vero und ich mussten mit Pistes Solidaires auch ein Atelier anbieten zum Thema Stereotypen, aber mangels interessiertem Publikum schlief das recht schnell ein. Gegen Abend zogen dann leider Wolken auf und es regnete ein bisschen. Es gab aber dann zum Glück im Trockenen eine Theateraufführung von einer Gruppe mit Jugendlichen aus Hamburg, Shanghai und Marseille, die echt cool war und danach ein kleines Konzert. Ein schönes Ende eines schönen Tages. Da keiner mehr so wirklich motiviert war, abends groß was zu machen, gingen wir vier nur mit Jorge und Abdel in eine Bar, aber auch nicht ewig. Denn am nächsten Tag hatten wir auch noch einiges vor. Morgens gingen Vero und ich zu Pistes Solidaires, um noch Material für die Ateliers, die wir jetzt in Toulon in den Collèges machen, vorzubereiten. Danach trafen wir uns wieder mit Debe und Kim am Bahnhof, um zu einem kleinen Ausflug nach Aix-en-Provence aufzubrechen. Dort folgten wir zunächst wieder mal dem Cézanneweg, weil man so eigentlich so an allen netten Ecken vorbeikommt, aber der Hunger brachte uns dann irgendwann vom Weg ab und so saßen wir dann noch ein bisschen am Rathausplatz, aßen Eis und tranken Milchshake und dann fuhren wir wieder zurück. Vero und Kim mussten dann in aller Eile ihre Sachen packen, da sie am Abend noch nach Avignon wollten. Debe und ich hatten zum Glück noch Zeit, auch wenn sie noch an diesem Abend leider abreiste. Zunächst mal zog ich mit meinen Sachen in die WG von Pistes Solidaires um und danach gingen wir noch in ein Café wo wir uns eine heiße Schokolade und ein Crème Brûlée gönnten. So ließen wir unseren letzten Abend noch schön ausklingen. Doch leider wurde es dann doch noch eine ganz schöne Hetzerei und wir bangten ganz schön, ob Debe noch ihren Zug kriegen würde, aber letztendlich haben wir es natürlich geschafft. Ich musste natürlich schon wieder heulen als der Zug dann abfuhr. Oh man ich und Abschiede das geht einfach gar nicht.
Am nächsten Morgen bin ich dann früh mit dem ersten Bus wieder zurück nach Digne gefahren, um das Wochenende ganz entspannt dort zu verbringen. Es war völlig erstaunlich, wie grün alles geworden war in den zwei Wochen, wo ich nicht da war. Außerdem haben wir jetzt leider keine Sonne mehr, die in die Wohnung scheint, weil die Sonne mittlerweile zu hoch am Himmel steht.
Am Samstag machte ich erst Mal eine Tour auf dem Markt und kaufte den ersten Spargel dieses Jahr und Erdbeeren. Super lecker.
Naja und Sonntagabend bin ich dann zurück nach Marseille in die WG von Pistes Solidaires gefahren, da am Montag die Ateliers in dem Collège von Toulon starteten. Aber dazu im nächsten Beitrag mehr.