Europa - ist schon mitten in Rumänien!
"Die Landschaft dort ist wunderschön!", meinten die einen. "Nach Rumänien? Das ist aber mutig...", sagten andere. Nach vierzehn Tagen in Bukarest kann ich noch nicht sagen, wer Recht hat. Denn außer Bukarest habe ich noch nicht viel Landschaft gesehen. Und mutig? Zuerst wollte ich auch lieber nicht nach Projekten in Rumänien suchen. Ich dachte, dieses Land ist vielleicht doch ein bisschen zu hart für mich. Straßenkinder, Straßenköter, Missstände in Kinder- wahlweise Tierheimen, vielleicht noch Umweltkatastrophen - diese Schlagworte und entsprechende Bilder geisterten in meinem Kopf herum.
"Die Landschaft dort ist wunderschön!", meinten die einen. "Nach Rumänien? Das ist aber mutig...", sagten andere. Nach vierzehn Tagen in Bukarest kann ich noch nicht sagen, wer Recht hat. Denn außer Bukarest habe ich noch nicht viel Landschaft gesehen. Und mutig? Zuerst wollte ich auch lieber nicht nach Projekten in Rumänien suchen. Ich dachte, dieses Land ist vielleicht doch ein bisschen zu hart für mich. Straßenkinder, Straßenköter, Missstände in Kinder- wahlweise Tierheimen, vielleicht noch Umweltkatastrophen - diese Schlagworte und entsprechende Bilder geisterten in meinem Kopf herum.
Also doch mutig? Schließlich wurde es tatsächlich Rumänien, in das ich für ein Jahr reisen sollte. Und auf einmal tauchten von überall her Geschichten auf, zum Beispiel die von dem Bruder meiner Großmutter, der aus dem 2. Weltkrieg nicht wiederkam: "Vermisst!". Das wusste ich zwar schon, aber nun erfuhr ich auch, dass er aus Rumänien nicht zurückgekehrt war. Seltsam in das Land zu reisen, in dem ein unbekannter, naher Verwandter gestorben ist.
Oder die Geschichte eines befreundeten israelischen Musikers. Dessen Vater hatte als Jugendlicher die faschistische Phase Rumäniens überlebt und wanderte von dort in den 50er Jahren nach Israel aus. Zwei Geschichten, zwei Seiten, die unterschiedlicher nicht sein konnten und die mich nun beide mit Rumänien verbanden, bevor ich überhaupt dort gewesen war. Und nun bin ich in Bukarest und finde, niemand muss besonders mutig sein, um hierher zu kommen.
Jemand meinte hier zu mir, als ich über mein nur zeitweise funktionierendes Telefon klagte: Es ist alt, alles ist alt in Rumänien. Ich finde, alles ist entweder ganz alt (oder sieht zumindest so aus) oder es ist ganz neu. Auf jeden Fall scheint es nur diese beiden Extreme zu geben. Auf Bukarests Straßen fahren Mercedes, klapprige Dacia und Pferdewagen. Es liegen tote Ratten in der Einfahrt und abends hört man durch das Neubaufenster die Grillen zirpen. Es gibt kaum eine Straße ohne neue, moderne Geschäfte und am Gehweg stehen immer irgendwo Leute und bieten ihr Gartengemüse an. In Bukarest putzen zehnjährige Kinder zwischen Abgasen die Scheiben der Autos, die an der Ampel warten. Andere Jugendliche tragen Nike und Levis und telefonieren mit ihren Handys.
Warum klingt "Rumänien" für unsere Ohren so anders als "Polen", "Ungarn" oder "das Baltikum"? Warum klingt es so viel mehr nach Armut und Gefahr? Rumänien scheint für viele Menschen eine andere Welt zu sein, eine Welt, die in Deutschland entweder nur einseitig negativ reflektiert oder gleich ganz ignoriert wird.
Rumänien strebt für 2007 den EU-Beitritt an. An vielen öffentlichen Gebäuden sieht man schon jetzt die blaue EU-Fahne gleich neben der rumänischen Flagge. (Die ist übrigens blau-gelb-rot, senkrecht gestreift.) Europa - ist schon mitten in Rumänien!