Es wird wohl doch sehr sehr schwer...
Unerwartete Erkenntnisse einer Woche im Jotunheimen.
und: Ridderuka - ungewöhnliches Skifestival für Behinderte mit hoher militärischer Präsenz sowie eine ausdrückliche Empfehlung für den Film "127 Hours"!
...hier wieder wegzugehen, in gut drei Monaten. Das habe ich in der vergangenen Woche, sollte ich vielleicht sagen: endlich?, begriffen. Bei dem holprigen Start und der stetigen Besserung in Norwegen hat die letzte Woche alles oder ziemlich viel verändert, was ich nie so gedacht hätte.
Und nun sitze ich hier, schaue nach draußen auf das heftige Regenwetter und sinniere über die letzte Woche. Eigentlich muss ich noch dazu sagen, dass mir das Schreiben gerade nicht so behagt, weil mich seit fast vier Tagen Schmerzen in der linken Hand plagen, keine Ahnung, was ich mir da zugezogen habe.
Die Woche vor der Ridderuka, dem Skifestival für behinderte Athleten, war sehr ruhig und entspannend, eine normale Woche im Büro, mit freiem Wochenende hinten dran, eigentlich das erste richtige freie Wochenende für mich in diesem Jahr. Gemacht habe ich da nicht viel und selbst die manchmal da gewesene Langeweile genossen.
Am Montag hat mich Staale dann von zu Hause abgeholt, eine ganze Zeit später als geplant, weil es im Leihwagencenter drunter und drüber ging; Staale hatte Zentner an Ausrüstung dabei, unglaublich. Aber er arbeitet ja mit Behinderten im Abfahrtski und da sind oftmals schwerere Hilfsmittel nötig als im Langlauf. Wie auch immer, Staale fand den Weg zu mir nach Hause und dann hatten wir eine sehr lustige Fahrt hinauf nach Beitostölen, untermalt mit Musik von Led Zeppelin und Black Sabbath, natürlich in leicht gehobener Lautstärke...
Angekommen, wurde ich gleich in unsere Wohnung gefahren, in der ich wohnen sollte, zusammen mit Aase Karin, Leiterin des Skikreises Agder und Rogaland ganz im Süden Norwegens und einigen Behinderten, die alle irgendwie mit Telenor Open Mind zusammenhingen. Telenor ist so etwas wie die Deutsche Telekom und Open Mind ist eine Abteilung, die Behinderten hilft, ins Arbeitsleben einzusteigen oder sie gleich selbst einstellt. Aase Karin ist im Skiverein Oddersjaa SSK, tatsächlich der älteste Skiverein Norwegens, der noch vor 1900 gegründet wurde - und das im wärmsten Teil Norwegens. Aase Karin hat mich dann gleich mit ins Stadion genommen, aber nicht jenes, welches ich schon von meinem Beitostölenaufenthalt im November kannte, sondern jenes, welches sich beim Beitostölen Rehacenter befindet. Dort habe ich gleich einen Langlaufski für Behinderte ausprobiert, auf dem man knien muss - und bin mit diesem Ding ganze 2km gefahren! Aase Karin meinte, ich hätte das in meinem früheren Leben schon mal gemacht, weil ich so schnell gefahren bin; nur beim Wechseln einer Loipe hatte ich Probleme, da hat mein Hüftschwung nicht ganz ausgereicht. Es war auch ganz angenehm, auf dem Schlitten zu sitzen - wenn man weiß, dass man wieder aufstehen kann, im Gegensatz zu den meisten, die diesen benutzen. Einige aus der Gruppe meinten dann auch, ich könnte doch an den Wettbewerben teilnehmen, schließlich sei ich ja aufgrund meines überstreckten Fußbandes vom Oktober 2009 "bewegungsgehemmt" - aber das habe ich natürlich nicht.
Dienstag - die erste Nacht im zweiten Stock des Doppelstockbettes ohne Rausfallen überstanden... Ich teilte mir das kleinste Zimmer der 275km² Wohnung mit Aase Karin, aber da konnte wirklich nur einer im Zimmer sein, dann war es voll. In Bezug auf die Dusche haben wir immer die anderen Duschen benutzt, in der unseren konnte man sich kaum umdrehen, aber ich hab's spaßeshalber doch mehrere Male dort probiert, was mit ein paar blauen Flecken endete...
An diesem Tag fand das Fjellrennet (Bergrennen) statt, an dem von unserer Gruppe aber nur ein oder zwei teilnahmen. Ich war mit unten im Stadion und bin mit bei den Trainingseinheiten für die Athleten dabei gewesen; jeden Tag waren zwei Läufer dran, um noch einmal Unterstützung und Nachhilfe in Sachen Skitechnik zu erhalten. Nachmittags kam dann Staale zu Besuch, um die Gruppe zu erheitern, nein, aber auch, weil er ja nicht in derselben Wohnung wohnte wie wir und wir einfach ein lustiges Beisammensein hatten. Ich war auch mit einigen Athleten beim Klettern im Rehazentrum, bei dem meine Hilfe aber relativ wenig gebraucht wurde, was ich ein bisschen schade fand, aber es war in Ordnung.
Nach dem Abendessen war ich mit Staale und noch zwei anderen in der Lichtkapelle von Beitostölen, die gleich neben dem Rehazentrum steht und es ist eine der schönsten Kapellen, die ich bisher gesehen habe und hat eine der mit Abstand beeindruckendsten Athmosphären. Selbst wenn man nicht gläubig ist, man spürt, dass dies ein Ort ist, an dem man sich zurückziehen kann und Ruhe findet.
Die Kapelle ist erst zehn Jahre alt und besitzt sogar ein Audiosystem; Staale drückte auf der Fernbedienung nur auf einen Knopf, es kam Musik von Enya und ich fing an zu weinen. Ich war in den vergangenen Tagen schon immer in so einer merkwürdigen Stimmung gewesen und dann flossen die Tränen einfach von selbst, teils ohne, teils mit Grund. Aber wenn man weint, findet man wohl unterschwellig immer einen Grund, warum.
Doch ich lernte einen Freund in dieser Situation noch besser kennen, und dafür bin ich sehr dankbar.
Mittwoch - mein Tag auf der Abfahrtspiste. Später bedauerte ich es, nicht selbst auf den Brettern gestanden zu haben, aber die Ausrüstung war mehr für Behinderte ausgelegt und es war auch nicht weiter schlimm, vielleicht hätte ich mich am Ende doch gar nicht getraut. Zuerst aber half ich Staale und zwei anderen, so einen riesigen Werbetorbogen über einer Piste aufzurichten, der dann später auch noch mal umfiel. Ich tat auch mein Bestes, um mit der Schaufel zu helfen, aber der Schnee war entweder total vereist oder pissgelb und wässrig. Insgesamt konnte man sagen, dass überhaupt sehr wenig Schnee lag. Nach getaner Arbeit durfte ich mit Staale in einem sogenannten Biski fahren, das ist eine Art Schlitten, unter dem zwei Abfahrtski untergebracht sind und in dem man dan von einem Begleiter, welcher auf eigenen Skiern fährt, den Hang heruntergefahren wird. Natürlich fuhren wir auch die drei steilen Snowboardhügel- oder halfpipes hinunter (kleines Bild oben - sehen harmloser aus, als sie sind!), obwohl ich mich, milde ausgedrückt, nicht gerade darum gerissen hatte; und doch ist es so ein Gefühl, wie wenn man vor einer Achterbahn steht und überlegt, ob man einsteigt, oder nicht und wenn man es dann doch getan hat, will man es gar nicht mehr missen. So ging es mir auch, mit dem Unterschied, dass mir am Ende nicht schlecht war. Die erste Halfpipe nahmen wir ganz langsam, Staale blieb oben stehen, sodass ich direkt runter sehen konnte - grusel...und doch so toll und aufregend zugleich! Die zweite ging schon etwas schneller und die dritte nahmen wir mit vollem Karacho! Ich fühlte mich ein bisschen wie mit Papa auf dem Motorrad, immer schön in den Kurven mitschwingen, nicht gegen den Fahrer arbeiten. Zwischendurch drehten wir auch mal um und fuhren rückwärts, aber ich hatte keine Angst, ich wusste, dass Staale wusste, was er tat und vertraute ihm. Wäre es jemand anderes gewesen, es wäre nicht so gewesen.
Wieder unten, habe ich Elin geholfen, die immer an der Piste war und Athleten helfen sollte oder deren Begleitern, denn jeder Athlet hat ja einen Begleiter während der gesamten Ridderuka. Und viele wollten die Ausrüstung einfach ausprobieren oder mal Snowboard erproben, usw. Nun ja, viele wäre für diesen Tag zu viel gesagt, denn an diesem Tag war auch der Biathlonwettbewerb unten im Stadion und so hatten wir wenig zu tun. Aber immerhin konnte ich in der Lunchpause wieder beweisen, dass ein Ei in Beitostölen bei 9minütigem Kochen am besten wird: nämlich weichhart, also genau in der Mitte - vorausgesetzt es ist kein Sturm draußen, also keine unnormalen Druckverhältnisse - denn am Freitag war es nämlich anders. Na ja, sonst habe ich fast die ganzen Zeit getrunken, denn Staale hatte zurecht meine ständige Müdigkeit und Kopfunwohlsein auf zu wenig Flüssigkeit zurückgeführt und mich herausfordern gefragt, was mir denn lieber wäre, Kopfschmerzen oder dauernd aufs Klo zu rennen. Für meine Geduld wurde ich am späten Nachmittag dann noch mal mit einer Biskitour belohnt, diesmal in voller Geschwindigkeit - unglaublich!!!
Donnerstag - An diesem Tag half ich Jan Harald, ein Rollstuhlfahrer, der unter anderem Schlitten für behinderte Langläufer vertreibt. Ihr merkt sicher schon, dass ich wieder viele neue Leute getroffen habe, also auch davon war ich immer sehr müde. Verschiedene Athleten kamen vorbei, um ein neues Modell zu probieren. Ich konnte auch noch eine Runde Ski für mich drehen, ich nahm fälschlicherweise die 6,1km anstatt der 4km, denn erstere sollte gar nicht offen sein, aber die Barriere stand vor der 4km-Runde. So bekam ich dann auch "is i rubben", wie Odd-Björn Hjelmeset nach seinem Staffeleinsatz zu den Olympischen Winterspielen in Vancouver schon sagte, d.h., es ging nicht richtig vorwärts, denn als ich aus dem Wald rauskam, fegte der Schnee ungehindert über die Ebene und verwischte die Loipenspuren. Anhand der Schilder und einiger Soldaten der Königlichen Garde war der Weg aber gut zu finden. Aber selbst auf dieser kleinen Tour habe ich gemerkt, dass bei noch stärkeren Wetterverhältnissen die Orientierung schnell verloren gehen kann. Trotzdem war es eine der schönsten Skitouren bisher, einfach mal für mich alleine zu gehen und alles in Ruhe in sich aufzunehmen, keine Hektik.
Trotz dem ging es mir am Nachmittag nicht sonderlich gut und von da an bis zum nächsten Tag am Nachmittag verbrachte ich die Zeit im Bett und schwitzte vor mich hin. Klettern fiel an diesem Tag glücklicherweise aus.
Freitag - Alpinwettbewerb, aber ich war im Bett - das Wetter (Sturm mit bis zu 90 km/h) lud auch nicht gerade zum Rausgehen ein. Ich musste halbwegs wieder auf die Beine kommen, um am Nachmittag mit zum Abendessen fahren zu können. Denn es sollte mit dem Schneemobil, auch Snowscooter genannt, zu einer Gaststätte gehen, zu der man von der Beitostölenseite aus nur mit Ski oder dem Scooter gelangen kann. Der unwegsame Autoweg ist nur von der anderen Seite zu erreichen und das heißt viel, schließlich befanden wir uns schon im Jotunheimen Gebirge. Ich hatte anfangs sehr starke Bedenken, ob ich die gut 16km lange Fahrt gut überstehe, weil mein Magen nicht ganz in Ordnung war, aber es ging alles so was von gut! das könnt ihr euch gar nicht vorstellen! Wir bestanden aus einem Trupp von glaube ich vier Scootern, alle mit zwei flachen Anhängern und nur einer mit einer Art Kiste hinten dran, in der Luis (sitzt im Rollstuhl) und Kari (hat starke Probleme, ihre Arme und Beine zu kontrollieren) saßen. Ich saß auf einem ersten Anhänger zusammen mit Espen, während auf dem zweiten Staale und Knut Robert Platz nahmen. Wir fuhren zur Alm Haugsetern, über den Olesee und den Vinstresee, letzterer ist sehr, sehr groß und da Staale um meine Abneigung gegenüber vereisten großen Wasserflächen wusste, musste er mich auch natürlich darauf aufmerksam machen, woraufhin ich sofort die Beine von Espen umklammerte, der hinter mir saß. Knut und Staale hatten etwas zu Lachen... Wir hatten aber, das ist der eigentliche Punkt, sehr großes Glück mit dem Wetter gehabt, zu anfangs fuhren wir an einem Berg vorbei, der ähnlich wie der Fitz Roy oder die Türme des Cerro Torre in Patagonien, wie eine Wetterscheide fungierte - es war einfach unglaublich zu sehen, wie sich die Wolken an der einen Bergseite stauten und der Wind hörbar dagegen klatschte, aber es auf der anderen Seite vollkommen still und strahlende Sonne war, nur ein steifer Wind fegte tief über den vereisten Boden, sodass es aussah, als fahre man in einem Meer aus wogendem Schneenebel - schwer zu beschreiben, aber so wunderschön! Da bekam ich schon die erste Ahnung, dass mir an diesem Tag noch mindestens eine sichere Erkenntnis kommen würde.
Auf der Hütte genoss ich dann erst mal die Sonne auf der Terrasse, auch wenn ich mir am Tag zuvor auf den Wangen einen leichten Sonnebrand geholt hatte. Zu Essen gab es frischen Fisch aus dem Vinstresee - lecker! - und anschließend Eis mit Waldbeeren. Wir waren noch mit ein paar anderen Leuten von der Ridderuka und Telenor Open Mind zusammen, die ich nicht richtig kannte, aber ich habe mich ausgiebig bei Tone bedankt, die die ganze Fahrt organisiert hatte. Ich wusste mit Sicherheit, dass das hier das Schönste war, das ich bisher in Norwegen erlebt hatte, in diesen ganzen acht Monaten!
Zurück ging's in leicht veränderter Besetzung. Knut Robert nahm direkt auf dem Snowscooter Platz, auf dem ersten Anhänger saßen diesmal Tommy von Telenor Open Mind, Janne (in Norwegen ein Mädchenname) und Espen. Auf dem zweiten Mads "Räuchermads" (er raucht wirklich wie ein Schlot, man sollte es kaum glauben), ich und Staale. Hatte letzterer mich auf der Fahrt hinzu noch auf eventuelle Unwegsamkeiten hingewiesen, die ich entgegen der Fahrtrichtung sitzend, nicht sehen konnte, so wurde ich nun direkt vor ihm sitzend, kurzerhand gleich in die Mangel genommen, wenn eine scharfe Kurve oder etwas anderes kam. Dann konnte ich mich einfach zurücklehnen, mit zwei Brillen ausgerüstet (meiner eigenen Sportsonnen- und Staales Skibrille), und genießen. Es war einfach unglaublich, ich wiederhole mich, aber so war es. In diesem Moment habe ich mich eigentlich das erste Mal in Norwegen so richtig rundum glücklich gefühlt. Den Wind auf dem Gesicht zu spüren, die Sonne, wieder das Gefühl, in einem Schneemeer zu fahren, einfach alles und ganz plötzlich kam ein richtiger Stich und hätten wir in der Lichtkapelle bei Enyamusik gesessen, ich hätte wieder angefangen zu weinen, so gerührt war ich und so hart oder sagen wir klar war auch die Erkenntnis, wie schwer es wird, Norwegen in gut drei Monaten wieder zu verlassen und was, aber vor allem wen ich dabei alles zurücklasse. Ich war sehr froh über diese Erkenntnis, doch es tat gleichzeitig unglaublich weh und in Oslo würde ich es vielleicht nicht mehr so intensiv spüren, aber wenn das Gefühl wieder da wäre, würde ich mich daran erinnern. Und genau in diesem Moment sagte Staale hinter mir: "Henrike, du wirst das alles so scheiße vermissen!" Er sprach mir aus der Seele, auch mit der Wortwahl. Wenn ich jetzt daran denke, fühle ich Zustimmung, aber gleichzeitig noch ein Stück Zerrissenheit, wenn ich an meine Familie zu Hause denke. Vorher war ich zweigeteilt, jetzt vielleicht 3/4 zu 1/4.
Die Rückfahrt war viel zu schnell zu Ende, Staale ist mit Tommy auch gleich davon gerauscht, denn er musste am nächsten Tag zu einer anderen Arbeit abreisen. Wir wurden alle von einem Kleinbus der Königlichen Garde abgeholt. Die Königliche Garde besteht nicht nur aus den lustig aussehenden Wächtern vor dem Schloss, nein, ich habe vor allem viele grüne Männlein in Beitostölen gesehen. Diese mussten auf- und abbauen, aber vor allem Athleten und deren Anhang überall hinfahren, was natürlich sehr bequem für uns war. Mit einigen lässt es sich auch ganz gut plaudern, so wie mit dem, der den Kleinbus fuhr, wir haben Bekanntschaft miteinander geschlossen. Nun muss ich bloß hoffen, dass meine kleine Cousine Friederike nicht böse auf mich ist - aber keine Angst, Friederike, vom Thema Hochzeit sind wir weit entfernt, du musst deine Pläne diesbezüglich nicht über Bord werfen!
Es waren merkwürdigerweise aber auch Soldaten mit dem ISAF-Abzeichen auf dem Arm dabei, also aus Afghanistan. Komisch, aber ich konnte nicht herausfinden, warum sie da waren. Überhaupt, dass das Militär bei sportlichen Veranstaltungen hilft, gerade bei solchen mit Behinderten, habe ich in Deutschland so nicht erlebt, da sieht man die Armee immer nur bei Naturkatastrophen oder anderen Unglücken.
Samstag - der eigentliche Haupttag, an dem nämlich das Ridderrennet stattfand. Es wurde bereits in den sechziger Jahren von einem Ehepaar ins Leben gerufen, welches später auch das Rehazentrum gründete. Neben den üblichen Klassen gab es auch eine Tourenklasse, bei der nur die Zeiten aufgenommen wurden, aber keine Platzierung vorgenommen wurde. Aufgrund der mageren Schneeverhältnisse konnte man auch an diesem Tag nicht die anvisierten Streckenlängen freigeben, die bis zu 20km gehen sollten.
Nach der Medaillenzeremonie am Abend stand jedem von uns der Abend zur freien Verfügung. In der Hotelbar des SAS Hotels war es mir zu laut - laute Musik ja, aber schlechte laute Musik, dazu sage ich nein, da ruiniere ich mir mein Gehör auch, wenn sie nicht laut ist, so eine Schlagertanzmusik. Da unterhielt ich mich lieber mit dem netten Gardisten vom Vortag.
Sonntag ging es dann vormittags zurück nach Oslo, ich fuhr mit Sven, einem Zweimeterriesen, dessen lange Beine kaum in den alten Toyota passten (das Auto hatte einen richtigen nostalgischen Charme, vor allem die Sitzbezüge :), war 13 Jahre alt).
Gestern und heute hatte ich frei. Den gestrigen Tag nutze ich zum ausgiebigen Ausschlafen, um den Schlafmangel der letzten Woche aufzuholen und nachmittags ging ich ins Kino, um mir "127 Stunden" anzuschauen, dieser Film lief nicht mehr lange, es eilte also. Es ging um den Kletterer Aron Ralston, der in einer Felsspalte eines Canyons in Colorado von einem Felsbrocken so festgeklemmt wurde, dass er seinen rechten Arm nicht mehr frei bekam und ihn schlussendlich selbst amputieren musste. Ich stehe noch immer unter dem Eindruck dieses Films, unglaublich wozu ein Mensch fähig sein kann, was man für Strategien entwickeln kann. Es war ein sehr intensiver Film und er handelte nur zum Schluss von der eigentlichem Amputation - sich den Arm selbst brechen und den Nerv zu durchtrennen - meine Güte! was für ein Überlebenswille. Beeindruckende Schauspielleistung von James Franco. Dazu kam, dass ich den ganzen Kinosaal für mich allein hatte, ganz allein! War auch ein komisches Gefühl, auch wenn der Saal nicht überdurchschnittlich groß war. Und dieser Film war zwar vielmals für diverse Preise, u.a. den Oscar, nominiert, bekam ihn aber nicht - dabei ist das ein sehr sehr guter Film, aber auch ohne Preis absolut empfehlenswert. Die wirklich guten Filme kriegen ja oftmals nicht mal eine Nominierung.
Und in dieser Woche werde ich mit Marit den neuen Varg-Veum-Film anschauen, nachdem wir es ja bei dem letzten nicht rechtzeitig geschafft hatten.
Ken ar wech-all würde der alte Bretone sagen, bis nächstes Mal,
und ein riesengroßes Dankeschön an Anne Ragnhild (die leider bei der WM in Chanty-Mansijsk war und nicht mit bei uns sein konnte) und Staale, ohne die ich bei dieser Woche nie dabei gewesen wäre und an alle von unserer Truppe für bleibende Bekanntschaften,
H e n r i k e
Nachsatz: Ich möchte all die vergangenen Skirennen und was ich vorher erlebt habe, gar nicht ins Abseits stellen, aber diese Woche war auch deshalb so unglaublich, weil die Menschen, die behinderten Athleten und die, die mit ihnen Arbeiten, so viel offener waren als bei den normalen Skirennen. Man ist nicht so leistungsfixiert, sondern geht es locker an - das wirkt sich auf die Atmosphäre aus, und alle werden bejubelt, ob gut oder nicht.
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