Es gibt sie doch, die politisch-bewussten jungen Griechen!
Karenaki startet eine Sightseeing-Tour nach Athen. Bei einer Demo trifft sie auf engagierte junge Griechen und würde sich am Liebsten gleich anschließen...
Am Samstag waren Emily, Verena, Nora, Mosis und ich in Athen. Als erstes sind wir zum Omonia Platz gefahren. Ich hab ihn erst gar nicht erkannt, bis mich Mosis auf zwei Spritzbestecke im Gebüsch aufmerksam gemacht hat. Dies war also der Platz, auf dem uns – während des On Arrival Trainings – nachts die ganzen Junkies begegnet sind...
Von Omonia sind wir nach Syntagma gelaufen, von wo aus wir weiter zum National Garden wollten. Auf Höhe der alten Bibliothek, in die wir leider nur einen kurzen Blick werfen durften (ich liebe alte Bücher!), wurden wir auf eine Demo aufmerksam gemacht. Die Demonstranten waren meiner Meinung nach Studenten und ihre Professoren, aber sicher bin ich mir nicht. Sie wollten gegen den Einsatz griechischer Soldaten im Libanon und gegen Krieg im Allgemeinen demonstrieren, denn aufgrund der bevorstehenden Wahlen kündigten einige Politiker an, die Zahl der Soldaten noch zu erhöhen.
Die Demo war für 13 Uhr angekündigt, was sich aber nicht mit der deutschen, sondern mit der griechischen Pünktlichkeit verband. Die anderen erklärten mir, sie würden gerne mit demonstrieren, aber nicht, wenn sie vorher noch so lange warten müssen, denn sie sähen lieber noch was von Athen. In dem Moment ging es mir innerlich wirklich schlecht, auch wenn ich es den anderen nicht zeigen wollte und ich konnte sie ja auch nicht zwingen, mit mir zu demonstrieren. Ich denke auch, dass wenn vier Leute dasselbe wollen, man nicht das machen sollte, was die Fünfte will.
Für mich hätte es in diesem Moment aber nichts Richtigeres gegeben, als auf die Demo zu warten. Ich habe die jungen Leute in Griechenland bisher immer als ziemlich oberflächlich erlebt. Nun habe ich zum ersten Mal eine Gruppe politisch bewusster Leute gefunden und hätte so gerne dieses Gemeinschaftsgefühl mit ihnen geteilt! Da habe ich so richtig meine Freunde in Deutschland vermisst, denen es nichts ausgemacht hätte zu warten, denen auch nichts wichtiger gewesen wäre, als an dieser Antikriegsdemo teilzunehmen. Ich dachte nur: Diese Demo ist jetzt und hier, die Touristenattraktionen laufen uns nicht weg...
Wie dem auch sei, ich habe nicht mit demonstriert, denn ganz allein in dieser großen Stadt, das war nun auch nicht wirklich verlockend, zumal ich an diesem Tag weder Uhr noch Handy dabei hatte. Ich finde es trotzdem schön zu wissen, dass es auch in meinem Vaterland Leute in meinem Alter gibt, mit denen ich auf einer Wellenlänge bin. Es ist nur schwerer, sie zu finden. Sehr erschreckend ist jedoch, wie wenige Menschen an der Demo teilgenommen haben! Diese Anzahl von Demonstranten entsprach vielleicht der Demo einer Kleinstadt, aber sicher nicht der einer Hauptstadt!
Ich muss ehrlich gestehen, sobald wir im National Garden waren, wurde ich für alles entschädigt! Das ist wirklich der wunderschönste Fleck Athens! Wir sind so froh, dass wir jetzt so schöne Plätze in Athen kennen, dann wissen wir beim nächsten Seminar, wo wir in unserer Freizeit hinkönnen.
Während Mosis, der auch schon ein paar Mal in Athen war, Nora die Akropolis gezeigt hat, waren Emily, Enli und ich mal wieder bei Monasteraki shoppen und leider findet man auch immer was.
Unseren Tag in Athen sollte eigentlich eine Veranstaltung krönen, welche im Internet ganz groß als tolle Veranstaltung für Europäische Freiwillige angekündigt wurde. 40 Freiwilligenorganisationen sollten sich vorstellen, es sollten verschiedene Workshops stattfinden und zum Schluss sollte es ein kostenloses Rockkonzert geben. Bis auf ein paar Stände von Freiwilligenorganisationen haben wir von alledem nichts gesehen und so sind wir dann doch früher als gedacht mit schmerzenden Füßen nach Hause gefahren...