Erstmal hinsetzen!
Die erste Reise ist geschafft, der erste Kulturschock ist überstanden, das erste Red Red hat gemundet....Zeit, von einem uralten Gefühl zu reden. Und nein, es ist nicht das Gefühl unter Kokospalmen zu liegen und den Sand durch die Finger rinnen zu lassen, gemeint. Sondern ein viel wichtigeres Phänomen, welches neben dem Urknall und dem Citronensäurezyklus doch stark an Bedeutung verloren hat.
So. Angekommen. Da wird es nach 2 Wochen doch langsam Zeit einmal über das erste Gefühl zu sprechen. Das ist ungefähr so, wie wenn man den ganzen Tag in Schule, Jugendraum, Fußballverein, dem Leben danach und Narnia verbracht hat und Muttern beim Abendbrot fragt, wie denn der Tag so gewesen sei und man zwischen Reflektion von Erlebtem und der Käsestulle dann doch nur "Gut, ja..." antwortet.
Aber ich möchte doch tatsächlich über ein Gefühl sprechen, also versuchen es zwischen Reflektion und Fufu (mein Abendessen hier), in Worte zu fassen. Nämlich das Gefühl, wenn man nach unendlichen Stunden Autofahrt am Zielort einer Reise ankommt, es satt hat so lange fiebrig und sitzend zu warten, man während eines ausgiebigen Streckens des ganzen Körpers den Ersteindruck auf sich wirken lässt und sich....naja...den ersten Stuhl sucht um sich erst einmal hinzusetzen. Das ganz normale Raststätten-Phänomen.
Ein Gefühl, was irgendwie ziemlich natürlich ist (Reisen sind ja mitunter auch anstrengend), aber trotzdem immer negativ bewertet wird. Aber ich muss sagen, ich sitze erstaunlich bequem. Ob jetzt am ersten Abend in der Bar in der Nachbarschaft, auf meinem Bett, der Mauer am Shatta Beach oder doch dem Bürostuhl im Radio..ich sitze erst einmal. Angekommen. Jetzt gilt es die Kräfte auf die lokalen Bedingungen umzustellen und aufzustehen. Ich bin ja ehrlich gesagt schon fast dabei, aber auch ein kleiner Krankheitsanflug in Woche1 ließ mich für längere Zeit auf meinem Bett Platz nehmen. Ehrlich gesagt, gewinn ich meiner thronhaften Sitzposition aber nur Positives ab. Denn das Leben pulsiert hier so oder so um mich herum und ich kann die Eigenarten die ein fremder Kulturkreis bietet, mit Adleraugen betrachten und wirken lassen. So viel Neues, Erstaunliches, Faszinierendes und einfach Anderes. All das zwingt einen mal kurz in die Knie. Aber nur um inne zu halten, zu beobachten und durchzuatmen. Auch in meinem Projekt, der Radiostation, habe ich erst einmal Platz genommen, um mit den Schöpfern des Radios verschiedene Ideen zu besprechen, meinen Arbeitsplatz einzurichten und zu verstehen, wie allgemeine Abläufe funktionieren. Das braucht Zeit zur Beoachtung. Ich bin mir aber sicher, dass ich aus der Statue des Denkers bald noch in die eines Lenkers übergehe. Hier ist auf jeden Fall einiges möglich, mal sehen welchen Beitrag ich dazu leisten kann. Bis jetzt erarbeite ich Pläne und komponiere schon einmal ein paar Jingles für das Radio...ganz in meinem Stile.
Der Hauptgrund für das Einnehmen einer Position, bei der der vielgeschätzte Hintern eine zentrale Rolle einnimmt, ist aber ein anderer. Ich bin nicht nur angekommen. Ich bin aufgenommen. Denn, dass ich mit meinen Mentoren direkt am ersten Abend in einer benachbarten Bar anstoßen konnte, war nur der Anfang unzähliger Aufmerksamkeiten und Willkommensgesten. Und: Wenn man hier eine Familie besucht, in eine in sich geschlossene Community stößt oder einfach nur paar Bohnen kauft, so wird einem zu allererst ein Sitzplatz zugewiesen. Dieser ist ein Zeichen dafür, dass man sowohl Gast ist, dennoch aber auch dazugehört und aufgenommen ist in den geschlossenen Kreis. Man wird zum Teil der Familie. Und deshalb sitz ich hier, mit einem erfreuten Lächeln im Gesicht, bin angekommen, eingeladen und aufgenommen und lasse erst einmal alles auf mich wirken.
Ein Gefühl, welches von den besonders spontanen Kraftbündeln zwar oftmals belächelt wird, aber zum Genießen einlädt.
Also bis hier hin an alle: Ich bin da!!!
Detailreiche Episoden folgen, weil während ich gerade mein Pure-Water schlürfe (hier ist es üblich eingeschweißtes Wasser aus Plastiktüten zu trinken), ich nur rückmelden kann, dass es echt "krass" hier ist.
Ahoi
Thomas / Kojo / Yau / Nii Lantee / T Nortey
(Zu Blog1 lässt sich rückmelden: Ja wie ihr seht, meine Namensammlung wächst!)
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