Erstes Lebenszeichen aus Norwegen
Ein 'kleiner' Bericht (der doch relativ ausführlich geworden ist) über die Abreise, unseren Urlaub, die Ankunft und die ersten Eindrücke, den schwersten Abschied, Heimweh und noch einiges mehr...
Ich bin jetzt schon seit 5 Tagen hier und jetzt gibt’s auch mal meinen ersten Bericht aus Norwegen. Am besten fang ich einfach von vorne an…
Die Reise ging schon am 15. August los und als ich ins Auto gestiegen bin, hab ich immer noch nicht realisiert gehabt, dass sie für mich über 9 Monate dauern wird. Es hat angefühlt wie ein normaler Familienurlaub – Leider sind meine Mama und unser Hund nicht mitgekommen, deshalb musste ich mich schon jetzt teilweise von meiner Familie verabschieden. Meine Großeltern sind auch noch gekommen und der Abschied ist mir echt schwer gefallen, aber weil ich den Rest meiner geliebten Family ja noch bei mir hatte, war‘s nicht ganz so schlimm. Und es wird einem wie gesagt eh erst in Nachhinein wirklich bewusst.
Mit 2 Kanus auf dem Dach, viel Gepäck und Papa, Lotta, Michi und mir ist unser VW-Bus dann aus der Einfahrt gerollt. Nächster Stopp mit Übernachtung war bei meiner Oma, von der ich mich dann auch noch verabschieden musste. Und danach ging‘s durch Dänemark über die Brücke nach Schweden. Am nächsten Tag sind wir in Älmhult, unsrem ersten Ziel, angekommen und haben auch noch Nina eingepackt, die schon in Schweden im Urlaub war. Dort waren wir dann 5 Tage auf dem See Möckeln paddeln, was die meiste Zeit sehr schön, aber bei zu viel Gegenwind verdammt anstrengend war. Unser zweite Ziel lag schon in Norwegen, in der Nähe von Kristiansand: Besuch bei Siv, die Au-pair-Mädchen bei uns war als ich 2 Jahre alt war. Jetzt hat sie selber zwei kleine und mega-süße Jungs und ich hab die 2 Tage dort nicht nur genossen, weil das Sofa eine willkommene Abwechslung zur Isomatte war :)
Und danach ging‘s dann Norden, Richtung Måløy. Zwischendurch sind wir mit der Flåmbahn gefahren, haben Touristen-Fotos gemacht und sind morgens im Fjord baden gegangen…
Am Mittwoch, den 27. sind wir dann schließlich in Deknepollen angekommen. Das ist der etwas kleinere Ort, der noch auf dem Festland liegt, während Måløy auf einer Insel und damit nur über die Brücke (oder natürlich per Schiff) zu erreichen ist…
Wir haben dann nach Schulschluss Stig Helge und Geda getroffen, die sozusagen meine Chefs sind. Stig Helge regelt allen Papierkram und Geda ist die Jugendkoordinatorin, mit der ich die meiste Zeit zusammen arbeiten werde. Beide sind total nett und herzlich, sie haben uns auch alle zu sich nach Hause zum Abendessen eingeladen. Davor hat er uns noch zu meiner Wohnung gebracht, die wie die Schule in Deknepollen liegt. Oben im Haus wohnen Hermund und seine Frau, die ich bisher aber nur einmal kurz getroffen hab. Und meine Wohnung ist unten… und riesig, eigentlich viel zu groß für eine Person. Es gibt die Küche, in die Geda schon ein paar Lebensmittel eingeräumt hatte, damit was da ist… unteranderem 1kg Käse und 18 Eier :) Dann das große Wohnzimmer mit 3 Fenstern und schöner Aussicht, 2 Sofas und einem großen Couchtisch, ein Fernseher (der vermutlich älter als ich ist und ganze 8 Programme hat – aber immerhin), einem Schrank, ein Ofen (aber ich hab noch nicht in Erfahrung gebracht ob ich den benutzen kann)und ganz vielen Lampen… Das Badezimmer hat Waschmaschine und Badewanne, nur leider kein Fenster. Und mein Schlafzimmer ist rosa! Sowohl die Tapete, als auch der Bettbezug... dafür hab ich 2 große Wandschränke und ein großes Bett. Dann gibt es auch noch 2 Abstellkammern mit viel Kruscht, aber auch Staubsauger und sogar Fahrrad und Ski, die vermutlich aber ungefähr so alt wie der Fernseher sind :) Und ganz viel Kitsch gab’s auch… Porzellan-Engel, unechte Blumen, hässliche Lampen, Kuscheltier-Robben und sonst noch alles Mögliche. War halt n bisschen Oma-Style…
Ja, nachdem wir alles angeguckt haben und unser Zeug ausgeladen haben, waren wir wie gesagt bei Stig Helge und Geda zum Essen. Es war sehr lecker und sie haben uns ganz viel erzählt, auch welche Orte wir angucken können. Also sind wir danach noch zum Kannesteinen, der untern ganz schmal und oben breit ist, wie ein Pilz… und so groß, dann man grade noch drauf klettern kann.
Am nächsten Tag sind wir dann auch noch zum Kråkenes Fyr, einem alten Leuchtturm. Es war auch sehr frisch und windig, passendes Wetter. Allerdings nicht so passend für den Refviksanden, einem schönen Strand mit weißem Sand. Lotta ist trotzdem im Meer baden gegangen…
Nachmittags hat und Geda dann in der Schule rumgeführt. Die haben so viel Maschinen und Schiffszeug, echt krass. Praxisnaher Unterricht ;) Dann natürlich normale Klassenräume, Bibliothek, Kantine und die Nordfjordhalle. Die hat eine normale Halle, für hauptsächlich Handball und eine riesige Halle nur für Fußball: überall Kunstrasen und wenn man die Trennwände hochlässt, ist es wirklich groß genug für ein normales 11er-Feld! Ein Mädchen-Team gibt’s hier anscheinend trotzdem nicht :/
Danach sind wir wieder in meine Wohnung und haben zu Abendgegessen. Und dann kam schon der letzte Abschied… für mich war es der schwerste, weil ich danach ganz allein war. Und ich hatte den schönen Urlaub davor noch ständig im Kopf, so dass ich meine Familie wirklich krass vermisst hab. Ich bin es auch nicht gewohnt, allein zu sein… für normal rennt bei uns zuhause immer noch irgendwer irgendwo rum. An dem Abend ging‘s mir echt nicht gut, ich hatte so Heimweh mir fehlt jemand zum reden. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer wird, aber ich hoff das ist nur am Anfang so. und Ich hab dann als Beschäftigung mit Umräumen angefangen.
Am nächsten Tag hab ich erst mal ausgeschlafen und dann gleich den ersten Schlafanzug-Tag eingelegt. Ich hab den ganzen Kitsch in die Abstellkammer, ein paar Sachen verstellt und viel am Laptop gesessen. Ich hab auch mit Susi geskyped, was wirklich gut tat… ich hab ja niemanden zum reden. Außerdem bin ich fast verzweifelt: 1. Weil ich noch nicht mal bei uns zuhause die Waschmaschine anstellen kann und jetzt hatte ich auch noch die ganzen Waschmittel und -pulver und Weichspüler (und was es da sonst noch gibt) auf Norwegisch. Ich hab dann einfach mal geraten und auf Mix40°C gestellt… hat auch noch alles die richtige Farbe und Größe :) Und 2. weil ich die Sim-Karten aus meinen Handys tauschen wollte, aber das mit dem Kontakte-Kopieren nicht geklappt hat. Jetzt hab ich aber alle Nummern und die norwegische Sim-Karte auf meinem guten Handy und die deutsche Sim ist im alten Nokia, das ich von der Schule bekommen hab. Ich wird‘s wahrscheinlich eh gar nicht benutzen, aber die wichtigsten Nummern hab ich letzten Endes von Hand eingetippt, weil es einfach nicht geklappt hat mit dem kopieren. Danach war ich so gestresst und wollte nicht mehr allein in der Wohnung sitzen, dass ich joggen gegangen bin. Es gibt bei mir aber keine schöne Strecke durch die Natur (wie man sich‘s vielleicht vorstellt), sondern überall nur Teer :(
An Donnerstag bin ich dann zum ersten Mal während der Schulzeit in die Schule. Ich bin fast den ganzen Tag bei Geda gewesen, aber sie hatte nen Chaos-Tag, weil neue Kaffeemaschinen installiert worden sind und sie auch noch ein paar Besprechungen hatte. In der Zeit hab ich dann mit Stig Helge ein paar organisatorische Dinge geregelt und er hat mir einige Leute vorgestellt, aber ich kann mir eigentlich fast keine Namen merken. Mittags bin ich dann heim und hab die katastrophale Kombination aus uraltem Fahrrad und am Berg wohnen zum ersten mal zu spüren gekriegt! Mein Ziel ist es, nach diesen neun Monaten die Strecke ohne absteigen zu schaffen, aber ich glaub es ist unmöglich ;) Nachmittags bin ich nochmal zurück, weil jeden Dienstag und Donnerstag ‚Åpen Skule‘ ist. Da sind dann ein paar Klassenräume zum arbeiten, die Bibliothek, die Kantine mit Billardtisch und der Kraftraum offen. Der wird glaub am meisten, wenn nicht sogar als einziges genutzt :) Geda und ich sind dann entweder im Büro, wenn‘s was zu tun gibt, oder gehen rum und reden mit den Schülern. Ich hab mir das zwar anders vorgestellt, als ich die Projekt-Beschreibung gelesen habe (mehr wie verschiedene Nachmittagsangebote), aber das wird schon werden… ich darf auch während der Zeit selber in Fitnessraum trainieren und es zählt als arbeiten :)
Heute hab ich den ganzen morgen in der Kantine geholfen. Da arbeiten Britt (die nur norwegisch mit mir redet… ahhh), Monika und Paul, der Down-Syndrom hat und total lieb ist. Er kann auch englisch und hat mir bei allem geholfen. Ich durfte zum Beispiel immer die Salatbar nachfüllen, Pizzas und Baguettes belegen, den Schokokuchen probieren (mhh!) und sogar kassieren, obwohl ich nix versteh :) Bis zu den Herbstferien arbeite ich jeden Freitagmorgen da… ich glaub, das ist ganz gut um norwegisch zu lernen!
Um 2 Uhr bin ich dann zum Floorball gegangen :) das ist glaub wie ne AG, aber es sind fast nur Lehrer und ein paar Schuler von der höheren Schule. Ich kanns nicht wirklich aber es hat trotzdem Spaß gemacht und ich brauch Training! Ich muss mal sehen, was es für mich hier an Sportarten gibt…
In der Wohnung hab ich mich dann wieder allein gefühlt, und wollt deshalb mal hoch zu Hermund gehen um die 2 ein bisschen besser kennen zu lernen, aber die waren leider nicht da!
Deswegen hab ich zur alten Lösung zurück gegriffen: Tee trinken, Joggen gehen (ich hab auch dieses mal keine schöne Strecke entdeckt :/ ) und skypen. Und jetzt hab ich tatsächlich auch noch diesen Bericht geschrieben, damit ihr mal wieder was von mir mitkriegt.
Am Wochenende will ich dann auch endlich mal meine Fotos, Bilder und Collagen aufhängen… ohne den Kitsch ist es zwar schon viel besser, aber noch nicht gut genug! Und außerdem ist morgen in Måløy irgendwas, das ich immer mit Fish-Festival übersetzt krieg :) Da geh ich mit einer der Englischlehrerinnen hin, ich bin mal gespannt! Ich nehm auf jeden Fall meinen Foto mit und klär das Rätsel auch irgendwann auf. Aber heute hab ich genug geschrieben und geh jetzt ins Bett!
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